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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nehmen, kann ich einige Tage zusätzlich bekommen. Außerdem habe ich im Winter Überstunden gemacht - und habe so einige Tage zusammengespart. Dazu kommen die Osterferien; das bedeutet, daß ich beinahe zwei Monate frei habe. Und jetzt kommt meine unverschämte Frage: Du weißt doch, daß ich in Paris verliebt bin seit dem Jahr, das ich dort zubrachte. Ich möchte schrecklich gern zurück, ja ich bin ganz verrückt bei dem Gedanken, nach Paris zu kommen. Aber es ist furchtbar teuer, dort zu wohnen. Und nun dachte ich, nachdem Ihr ein ganzes Haus kostenlos zur Verfügung habt, gäbe es wohl eine schwache Möglichkeit, daß ich bei Euch wohnen könnte. Natürlich bezahle ich für mein Essen. Ich bezahle meinen Anteil an Gas, Licht, Heizung und Wäsche. Es würde trotzdem viel billiger kommen, as wenn ich irgendwo in einer Pension wohnen müßte. Ich werde Euch nicht stören, werde mich nicht an Euch hängen, ich brauche bloß einen Platz zum Schlafen. Sollte Britta Lust haben, ein wenig in weiblicher Gesellschaft zu sein, würde ich es schrecklich nett finden, mit ihr in die Stadt zu gehen. Wir waren ja immer dicke Freundinnen. Aber wie gesagt, sonst werde ich Euch in keiner Weise belästigen. Im übrigen will ich Britta gern beim Abwasch und beim Reinemachen helfen. Wenn ich nur nach Paris kommen kann, bin ich zu allem möglichen willig.
    Lieber Onkel Benno, bist Du so lieb und antwortest mir? Oder vielleicht tut es Britta, und zwar so bald wie möglich? Ich bin ja so gespannt, daß ich es kaum erwarten kann. Ich hoffe, daß Du viel Freude an Deiner Stipendienreise hast, und daß Britta diese Zeit genießt. Wie steht es mit der Sprache? (Ich bin tüchtig in Französisch - dies in Klammern gesagt. Ich erwähne es bloß!)
    Die herzlichsten Grüße, Deine Ellen.“
    Vati und ich sahen uns an.
    Vatis Augen leuchteten. Und meine - ja die wurden plötzlich ganz feucht!
    „Aber Herzenskind“, sagte Vati.
    „Ach, ich bin so dumm“, stammelte ich, und jetzt mußte ich tatsächlich mein Taschentuch zu Hilfe nehmen. „Weißt du, Paps, ich bin so oft allein, und, und - ich bin so schrecklich froh - du weißt ja, wie gern ich Ellen habe, und - o Paps, du läßt sie doch kommen?“
    Vati umarmte mich zärtlich. „Kindchen, habe ich dich denn so fürchterlich vernachlässigt?“
    „Nein, Paps, du bist der liebste Vater auf der Welt, aber - “
    „Trockne nur mal deine Augen, Britta, natürlich soll Ellen kommen, je eher, desto besser. Und nun muß ich dir etwas erzählen.“
    Meine Tränen hörten aus lauter Neugier auf zu fließen.
    „Hör gut zu, Putzi. Natürlich ist Ellen unter allen Umständen herzlich willkommen, aber gerade jetzt kommt sie wie vom Himmel gesandt.“
    „Ja, das finde ich auch -.“
    „Ja, aber sie kommt noch mehr vom Himmel, als du ahnen kannst. Direktor Latour will absolut, daß ich - “
    „Ja, ich dachte mir schon, daß es mit Latour zusammenhängt - “ „Unterbrich mich nicht, du Range! Latour hat einen großen und außerordentlich interessanten Auftrag bekommen. Er soll eine alte, romanische Kirche in Südfrankreich restaurieren------“
    „Paps, jetzt geht mir ein elektrisches Licht auf! Deshalb vergräbst du dich in Bücher über alte Freskomalereien. Latour will sicherlich, daß du die Wände wieder auffrischst, stimmt das, oder habe ich recht? Und du hast nein gesagt? Weil du nicht wußtest, was du mit mir machen solltest?“
    „Du hast es genau erfaßt.“
    „Ach, Paps, warum hast du das nicht früher gesagt?.“
    „Weil ich nicht konnte! Das mußt du doch verstehen. Ich kann doch nicht meine sechzehnjährige Tochter allein mit zwei Katzen in Colombes sitzenlassen und selbst nach Südfrankreich reisen, um Fresken zu restaurieren. Ich kann auch nicht die besagte Tochter mitnehmen, da ich ja auf Ehre und Gewissen gelobt habe, das Haus und die Katzen zu betreuen.“
    „Aber jetzt kannst du fahren! Reise also zu deinen Wandpinseleien! Aua, reiß mir die Haare nicht aus!“
    „Natürlich reiße ich, du unverschämte Göre! Meine mittelalterlichen Fresken ,Pinseleien’ zu nennen! Verstehst du, Britta
    - nein, du kannst es nicht verstehen, aber ich will versuchen, es dir zu erklären: Dieser mittelalterlichen Kirchenkunst gehört ja mein glühendstes Interesse. Es gibt nichts, das ich mir mehr wünschen würde, als eine solche Arbeit auszuführen. Daß sie mir angeboten wurde, ist ein solcher Vertrauensbeweis, daß mir schwindelig wurde. Latour glaubt an mich, ihm, und nur ihm allein

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