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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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dahinterstecken muß, wenn ich seit sieben Jahren zum erstenmal dein Fernrohr klaue?«
    Er wandte sich um und sah mich an.
    »Was willst du damit sagen?«
    Nun war er ruhiger. Ich blieb stehen, mit der Hand auf seiner Schulter, und erzählte ihm die ganze Geschichte.
    Es zuckte in seinen Mundwinkeln, er sah mich groß an - und dann brach er in schallendes Gelächter aus.
    »Ssst, Paps, nicht so laut! Marion darf es nicht hören!«
    »Britta, meine arme Deern! Tat die Ohrfeige sehr weh?«
    »Furchtbar, Paps. Hast du nicht gesehen, daß ich heulte?«
    »Ich dachte, das käme vom schlechten Gewissen!«
    »Du bist aber auch ein alter Heißsporn, Paps. Wer weiß, ob du Marion nicht auch eine geklebt hättest, wenn Tante Edda nicht.«
    Plötzlich schwieg ich. In diesem Augenblick wurde mir klar, was Tante Edda gesagt hatte. Ich hatte die Worte gehört, aber jetzt erst drangen sie in mein Bewußtsein:
    »Beruhige dich doch, Benno! Laß die Mädchen erst mal zu Wort kommen, Lieber!«
    Ich blieb mit offenem Mund stehen. Sie hatte Vati mit »du« angeredet!
    So  war der Zusammenhang! Da lag der Hase im Pfeffer!
    »Brittachen, ich bitte dich tausendmal um Verzeihung. Aber wie konnte ich wissen.«
    »Daß man seine erwachsene und verlobte und bald verheiratete Tochter nicht schlagen darf, alter Brummbär? Na, schon gut, ich verzeihe dir. Unter der Bedingung, daß du mir hilfst und das Spiel zu Ende führst. Und zwar so gut und so überzeugend, daß Marion nichts merkt!«
    »Gut. Was soll ich tun?«
    »Genau was du getan hättest, wenn alles echt gewesen wäre.«
    »Zu Befehl, du ausgekochte Range. Ja ja, ihr Frauensleute fangt schon früh mit eurem Ränkespiel an!«
    Ich legte meine Wange an die seine. Dabei dachte ich an meine merkwürdige Entdeckung. Tante Edda hatte zu meinem Vater »du«
    und »Benno« und »Lieber« gesagt.
    Plötzlich überkam mich ein ganz komisches Gefühl. Als ob Vati der junge Mensch und ich der ältere, vernünftige, mütterliche wäre. Eine Zärtlichkeit stieg in mir auf, ein großes, leuchtendes Glück.
    »Mein lieber Paps«, flüsterte ich, gab ihm einen schnellen Kuß und verschwand.
    Marion kam gerade mit dem leeren Wäschekorb herein. Ich ging zu ihr hin.
    »Du, es tut mir leid, daß ich dir diese Strafpredigt verschafft habe. Bitte, sei mir nicht böse, Marion!«
    »In Ordnung«, sagte Marion. »Schlimmer für dich. Die Ohrfeige wirst du wohl noch ein paar Tage spüren!«
    »Jaaa«, gab ich zu und rieb meine hochrote Backe. »Aber weißt du, Paps hat sich schon wieder beruhigt.«
    »Warst du bei ihm?«
    »Ja. Alles ist wieder in Butter, Marion.«
    Da hörte ich die Ateliertür. Vati kam.
    Er ging zu Marion, legte seinen Arm um ihre Schultern.
    »Na, Marion? Vertragen wir uns wieder?«
    Marion guckte ihn an. Ihre Lippen zitterten. Vati öffnete seine Arme, und Marion verbarg ihr Gesicht an seiner Brust.

14.
    »Was ist mit deinem Vater los?« fragte Bernadette am nächsten Morgen. »Das Telefon klingelte schon um acht, und gleich darauf verschwand er wie ein geölter Blitz!«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Paps tut immer das, was man nicht erwartet. Was habt ihr heute vor?«
    »Ich möchte zum Strand. Kommt ihr mit?«
    »Gern«, sagte Marion.
    »Ich nicht«, antwortete ich. »Das heißt, vielleicht später. Jetzt habe ich etwas zu besorgen, und ich möchte gern, daß Tante Edda mitkommt.«
    »So, das möchtest du?« sagte Tante Edda. »Gut, ich komme. Und Ellen?«
    »Mit der brauchen wir zur Zeit nicht zu rechnen! Sie erscheint irgendwann, und falls sie Hunger haben sollte, weiß sie genau, wo die Speisekammer ist!«
    So trennten sich unsere Wege. Bernadette setzte Lillepus neben sich ins Auto. Hinten saßen Marion und Barry, und Marions Gesicht war ruhig, ausgeglichen und glücklich.
    »Britta«, sagte Tante Edda, als wir die sonnige Dorf Straße entlanggingen, »du bist ein feiner Kerl und ein gerissenes Frauenzimmer. Das mit dem Fernrohr war wirklich eine gute Idee.«
    »So, Vati hat gepetzt?«
    »Erstens das, und zweitens hatte ich gleich einen Verdacht.«
    »So sahst du auch aus! So, hier muß ich hin, Tante Edda.«
    »Zum Gärtner?«
    »Ja.«
    Ich kaufte ein paar hübsche Rosen, und wir gingen weiter. »Heute ist Mutters Geburtstag, Tante Edda.«
    »Ich weiß es, Kind.«
    Sie wußte es! Also hatte Vati es ihr erzählt. Als wir auf den Friedhof kamen, merkte ich, daß Vati schon gestern da gewesen war, denn es stand ein schöner Strauß auf dem Grab. Ich machte ein bißchen Ordnung,

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