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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ausleihen? Ich muß schnell rüber nach Florida und bin bald zurück!«
    »Versprechen Sie, Lillepus kein Eis und keine Bonbons zu kaufen?«
    »Wenn es sein muß, ja.«
    »Nun ja, dann gut«, lachte Bernadette.
    Florida ist unsere Nachbarinsel. Wie sie zu diesem Namen gekommen ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich so wie ein Strand auf Sylt Abessinien und ein Badeort an der Ostsee Kalifornien heißt. Florida ist im Sommer immer überlaufen. Da gibt es viel feinere Geschäfte als bei uns, außerdem eine Bank, eine Apotheke, einen Uhrmacher und einen Juwelier. Gerade in diesen Tagen wimmelte es dort von Menschen. Eine große Segelregatta sollte stattfinden. Lillepus bekam das gute Kleid an, ihre Löckchen wurden gebürstet. Sie sah zum Fressen aus, als sie glückstrahlend zur Motorbootbrücke wanderte, ihr Händchen in Onkel Bennos. Zwischen uns und Florida verkehren regelmäßig Motorboote.
    »Marion«, sagte ich. »Heute könntest du eigentlich zeigen, was du in der Haushaltsschule gelernt hast. Traust du dir zu, das Mittagessen zu kochen?«
    »Ich kann es ja versuchen.«
    »Fein! Vati und Bernadette sind weg, Tante Edda und ich sind nicht kritisch, und Ellen ist so verliebt, daß sie nicht merkt, was sie ißt. Dann kann ich endlich meinem armen, vernachlässigten Pierre schreiben. Ich habe so viel zu erzählen, daß es ein ganzer Roman wird!«
    »Weil du etwas vom Roman sagst«, meinte Tante Edda. »Mir ist es tatsächlich so, als könnte ich heut ein Kapitel schreiben!«
    »Dann verschwindet nur«, lächelte Marion. »Ich werde mein Bestes tun! Kartoffelpuffer kann ich jedenfalls machen!« Ich schloß mich in unser Zimmer ein und schrieb und schrieb. Was hatte ich alles zu erzählen und mit Pierre zu besprechen! Wohl hatte ich ihm telegrafiert, daß wir zu Weihnachten heiraten könnten, aber damit war es nicht getan. Wohnung, Möbel, Hochzeit, alles wollte geplant sein. Und dann mußte ich selbstverständlich die ganze Geschichte mit dem Triptychon in allen Einzelheiten berichten.
    In Tante Eddas Zimmer tickte die Schreibmaschine, unten wurde abgewaschen, aufgeräumt und gekocht. Es herrschte ein glücklicher, konzentrierter Fleiß im Haus. Die Stunden flogen nur so dahin.
    Marion rief uns zu Tisch. Ihre Kartoffelpuffer waren tadellos. Dann kehrten wir zurück zu Roman, Brief und Küche, bis ein lautes Hallo uns verkündete, daß Paps und seine Begleiterin zurück waren.
    Vati schleppte ein Paket mit, das buchstäblich größer war als Lillepus.
    Die junge Dame war über und über schmutzig und bekleckert, hatte Schokolade um den Mund und eine unbeschreibliche Frisur. Sie war vollkommen aus dem Häuschen vor Glück.
    »Tante Britta, sieh doch - sieh, was Onkel Benno mir gekauft hat!«
    Bindfaden, Packpapier und Wellpappe wurden aufgerissen und in der Gegend verstreut. Ein blitzblankes, knallrotes Tretauto kam zum Vorschein.
    »Paps«, sagte ich, »du bist ganz einfach verrückt.«
    »Ich gebe Britta recht, Benno«, lächelte Tante Edda.
    »Ja, aber Kinder!« entschuldigte sich Vati. »So ein Tretauto ist doch etwas Wunderbares für ein Kind, und es muß es besitzen, solange es noch jung genug dafür ist!«
    Manchmal ist mein Paps von überwältigender Logik!
    Wie es uns an diesem Abend gelang, Lillepus ins Bett zu kriegen, ist mir schleierhaft. Erst als Tante Edda ihr versprochen hatte, das Auto vor das Gitterbettchen zu stellen, einen Bindfaden ans Steuer zu binden und das andere Ende an Lillepus’ Handgelenk zu befestigen, glückte es uns.
    Als ich gegen elf Uhr ins Bett ging, schlief sie tief und fest. Barry lag neben dem Auto. Er blickte mich an, wedelte mit seinem buschigen Schwanz und legte den großen, schönen Kopf auf die mächtigen Vorderpfoten. Kurz danach schlief das ganze Haus.
    Am folgenden Morgen brachte ich Lillepus zum Spielplatz und steckte meinen Brief an Pierre ein. Fröhlich pfeifend ging ich nach Hause.
    Wie war ich glücklich! Alles kam jetzt ins Lot - alles klappte. Alles bis auf eines: Marion. Was machen wir bloß mit Marion? Acht Wochen war sie jetzt bei uns. Sie war ein nettes, liebes Mädchen geworden - aber ich wurde das Gefühl nicht los, daß sie immer noch etwas mit sich herumschleppte. Sie war oft schweigsam und sah bedrückt aus. Von ihrer Zukunft sprach sie nicht. Aber sie konnte ja nicht ewig auf dem Seehundsrücken bleiben und mußte früher oder später etwas beginnen. Sie ins Ungewisse zurückzuschicken, das brachten wir auch nicht fertig. Wenn sie bloß von sich aus spräche

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