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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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-den Anfang machte!
    Manchmal hatte ich das Gefühl, sie wartete darauf, daß etwas passieren sollte. Für uns war natürlich die Geschichte mit dem Triptychon sehr aufregend, aber Marion brauchte wohl Aufregungen anderer Art. Für einen Menschen, der an allerlei Nervenkitzel gewöhnt war, verlief unser Inseldasein bestimmt eintönig. Von diesen und ähnlichen Gedanken erfüllt kam ich nach Hause. Marion bügelte, Ellen war wie gewöhnlich im Kurhaus oder in dessen unmittelbarer Nähe, und Vati hatte sich für ein paar Stunden von der Arbeit losgerissen und machte eine Strandwanderung mit Tante Edda.
    Marion war ein aufgewecktes Mädchen und sehr praktisch veranlagt. Es konnte doch nicht schwierig sein, einen passenden Beruf für sie zu finden. Gut, wenn sie nicht darüber sprach, dann mußte ich eben das Thema anschneiden.
    Die Mittagszeit nahte. Ich fing an, den Tisch zu decken. Da kam Ellen. »Ellen, du bist gestiefelt und gespornt, lauf doch schnell rüber und hol Lillepus! Wir essen gleich!«
    »Zu Befehl!« lächelte sie, machte kehrt und ging los. Wenige Minuten später kam sie zurück.
    »Onkel Benno wird Lillepus wohl abgeholt haben. Das junge Mädchen dort sagte mir, Lillepus sei von ihrem Onkel abgeholt worden.«
    »Was?« fragte ich. »Das ist doch komisch! Nun, Paps ist eben unberechenbar. Hoffentlich sind sie bald hier.« Nach einem kurzen Weilchen kamen Vati und Tante Edda. »Vati - hast du Lillepus nicht abgeholt?«
    »Ich? Nein. Wieso?«
    »Um alles in der Welt - was ist dann.« Wir sahen einander entsetzt an.
    »Sie behaupteten im Kinderheim, Lillepus sei von ihrem Onkel abgeholt worden. Wir dachten, du hättest.« Vati wurde kreidebleich. Und plötzlich war er, mein unpraktischer, unsystematischer Paps, derjenige, der klug und umsichtig organisierte.
    »Ellen, du gehst ins Dorf, Richtung Kurhaus und weiter zur Motorbootbrücke. Frag alle Menschen, die du siehst. Was trägt Lillepus heut?«
    »Ihr rotes Kleidchen.«
    »Du, Edda, gehst Richtung Dampfschiffskai. Du liebe Zeit!« Vati guckte auf die Uhr: »Das Schiff fährt in einer Viertelstunde!«
    »Onkel Benno, komm! Ich kann Auto fahren!« rief Marion. Schon hatte sie den Autoschlüssel vom Haken im Flur geholt. »Wir fahren zur Gendarmerie und weiter zum Schiff. Britta, du nimmst
    Barry mit, gehst zum Kindergarten, fragst, wann Lillepus geholt wurde und wie der Mann aussah. Dann muß Barry suchen. Edda, du gehst vom Kai aus in Richtung Badestrand. Wer Lillepus findet, rennt sofort nach Hause und hißt die Flagge. Die sieht man von weit her. Komm, Marion!«
    Schon waren die beiden im Auto. Ich zeigte den anderen schnell, wo die Flagge lag. Gebe Gott, daß wir sie recht bald brauchten! »Barry, such Lillepus! Such Lillepus!«
    Barry lief vor mir, Richtung Kinderheim. Da bekam ich das junge Mädchen zu fassen.
    Nein, sie wußte nicht, wie der Mann aussah. Aber Lillepus hatte gerufen: »Onkel - Onkel.« Ja, wie war es nun gleich? Konnte es »Pierre« geheißen haben? Das Mädchen hatte gefragt, ob er Lillepus holen sollte, und er hatte geantwortet, ja, Herr Dieters hätte ihn geschickt. Onkel Pierre!
    Wie kam Lillepus auf Onkel Pierre? Sie hatte Pierre wochenlang nicht gesehen. Vielleicht trug der Fremde irgendeine Uniform, vielleicht hatte das sie irregeführt? - Sie hatte ihr Händchen in die Hand des Fremden gesteckt und war fröhlich losgewandert. »Barry! Such Lillepus, such, such!«
    Barry schnüffelte, schnüffelte, blieb stehen, machte kehrt und rannte um das große Haus, zum Pfad auf der Rückseite. Ich lief ihm nach, so schnell mich meine Füße trugen. Der Pfad führt geradewegs in die Dünen. Jetzt schnüffelte Barry im hohen Dünengras herum.
    Ich folgte. Da - eine kleine Vertiefung im Sand, als ob jemand dort gesessen hätte! Barry schnüffelte weiter, suchte, schnappte etwas und ließ es gleich fallen. Ich nahm es. Es war ein winziges Papierstückchen, so ein Papier, worin die Zuckerwürfel in den Lokalen eingewickelt sind. Ich wollte es schon wegwerfen, überlegte es mir dann anders. »Strandcafe Florida« stand darauf. Ich steckte es in die Tasche.
    »Such, Barry - such!«
    Ich hörte Schritte, eilige Schritte hinter mir. Es war Vati. »Marion - ist mit dem Gendarm - zum Schiff gefahren«, keuchte Vati. »Es wird nicht losfahren - ehe es untersucht ist. Paß auf, Barry hat eine Spur!«
    Ja, Barry lief weiter, machte einen großen Bogen, immer im hohen Gras. Er hielt wieder. Noch eine Vertiefung und noch ein Würfelzuckerpapier. Jetzt

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