Brausepulver für den Papst
ermutigend auf die Schulter. »Der britische Adel wird entzückt sein, dass er seine Ahnen nicht nur bis König Artus zurückverfolgen kann.«
Midians Plan wurde also angenommen, die beiden Gentlemen wurden mit den ihnen zustehenden Ehrenbezeugungen aus der Pyramide geleitet.
So was hatte die Welt noch nicht gesehen. Die Presse überschlug sich vor Begeisterung. Zwei lebende Mumien, und Englisch sprachen sie auch noch! Erstaunlich, wie gebildet die alten Ägypter waren. Kameras schnurrten, Dutzende von Mikrofonen reckten sich den beiden entgegen, die Stimmen der Reporter überschlugen sich, ein babylonisches Sprachgewirr entstand. Pharao Thutmosis und sein Großwesir waren begeistert und winkten huldvoll.
Midian sah zu, dass er verschwand, bevor der Rummel sich gelegt hatte. Ein Taxi brachte ihn in den noblen Vorort, wo er in der Villa des Museumsdirektors residierte.
Hat zwar nicht so geklappt, wie es sollte,
dachte er,
aber viel Spaß und hunderttausend ägyptische Pfund hat es mir trotzdem eingebracht. Das war den Aufwand allemal wert.
Unbewusst rieb er sich die Hände. Erledigt war erledigt, warum sich weiter damit beschäftigen? Jetzt beschäftigten ihn erstmal die beiden Briefe, die auf seinem Schreibtisch lagen. Der Erste war an den schönsten Mann im Nahen Osten adressiert. Wie man sah, war er problemlos angekommen. Midian riss den rosa Umschlag auf und las:
Hallo Midian,
Fiona und ich sind nur sehr ungern aus Khartum abgereist. Wie geht es Justin, Gertrud und ihrem Mann? Hat das mit den Flüchtlingen geklappt? Sicher habt ihr vier eine nette Zeit miteinander.
Fiona und ich überlegen, ob wir nicht bald mal wieder verreisen sollen. Urlaub haben wir noch. Schreib doch mal, wo wir uns treffen können. Fiona möchte diesmal mit Kamelen durch die Wüste reiten und nicht mit einem Jeep fahren. Das war ihr nicht romantisch genug. Lässt sich das machen?
Deine Barbara
Midian war seltsam gerührt. Er hätte es nie zugeben, nicht einmal sich selbst gegenüber, aber irgendwie fehlte ihm Barbara. Trotzdem dachte er:
die Weiber hier in Kairo? Bloß nicht. Habe genug um die Ohren
;
in vier Tagen kommt die Abordnung des Fünferklubs und will die Flüchtlinge sehen. Gottseidank sind die Jeeps und die Fahrer engagiert und bereit zum Losfahren.
Gedankenlos öffnete er den zweiten Brief und überflog die handgeschriebenen Zeilen:
Hi Midian,
nachdem Du Dich sang- und klanglos abgeseilt hast, habe ich nun endlich Deine Adresse herausbekommen. Ich verstehe nicht, was Du in Kairo treibst. Was hast Du mit japanischen Computerfritzen zu tun? Du solltest Dich lieber um die Lebenden kümmern statt um tote Pharaonen!
Seit Du weg bist, ist in Khartum der Teufel los. Du musst so schnell wie möglich herkommen. Schlimme Sachen sind im Gange. Irgendwer muss das mit den Flüchtlingen im Löwentempel herausbekommen haben. Den Fahrern des JKH sind die Reifen ihrer Jeeps zerschnitten worden, aber das ist noch nicht das Schlimmste: Gertrud hat alle fünfundachtzig Männer umgebracht. Das glaubst Du nicht? Stell Dir vor, irgendjemand hat ohne unser Wissen den Löwentempel als Versteck für bakteriologische Waffen missbraucht. Gertrud hielt die Kulturen für einen Impfstoff gegen Malaria und hat alle Gefangenen damit geimpft! Das Resultat kannst Du Dir ja vorstellen. Grauenhaft, sage ich Dir.
Du bist der Einzige, der die Sache aufklären kann. Also setz Dich in den nächsten Flieger und komm her! Ich brauche Dich dringend!
Dein Justin
Fassungslos ließ Midian das Blatt sinken. Er konnte nicht glauben, was er da gelesen hatte. Achteinhalb Millionen Dollar futsch, perdu!
Diese Gertrud häute ich lebendig und hänge sie als Fliegenfinger in Justins Schlafzimmer!,
fluchte er, während er auf der Suche nach einem Wodka durch das Arbeitszimmer marschierte.
Und was sage ich dem Fünferklub? Um mich herum nichts als lausige Amateure. Wenn man nicht alles selber macht!
Mit einer gewaltigen Armbewegung fegte Midian den Schreibtisch leer.
»Ja, Justin, ich komme«, murmelte er zähneknirschend. »Und dann werde ich dich und diese Gertrud in kleine Häppchen schneiden und zum Frühstück verspeisen!«
***
Seit Tagen hing Justin, zu seiner Schande musste es gesagt werden, nur noch betrunken an der Hotelbar herum. Keine Freunde, keine Arbeit, dafür eine Menge Ärger am Hals. Gottseidank hatte er Gertruds großzügigen Scheck eingelöst, sonst hätte er nicht einmal mehr das Hotel und seine Getränke bezahlen können.
Fiona konnte er nicht
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