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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Geschichte verpasst?‹
The New York Times
, New York

›Verträumter Pharao brutal dem Schlaf entrissen! Grabschändung an siebtem Weltwunder! Ist uns nichts mehr heilig?‹
Bild Zeitung,
Berlin

›Natürlicher Jungbrunnen entdeckt? Japaner wieder mal ganz vorn. Muss Europa sich das bieten lassen?‹
Le Figaro,
Paris
    Alles war bestens vorbereitet für die größte archäologische Sensation seit der Entdeckung des Grabes von Tut-ench-Amun. Japanische Wissenschaftler hatten mithilfe ihres neuen, ferngelenkten Roboters Fudschijama einen unbekannten Seitengang in der Cheopspyramide erforscht. An dessen Ende waren sie auf eine steinerne Falltür gestoßen, natürlich fest verschlossen. Dank fernöstlicher Computertechnik konnte der Mechanismus nach zwei Tagen geknackt werden.
    Unter der Tür öffnete sich eine Grabkammer, mitten drin stand ein eindrucksvoller Sarkophag. Museumsdirektoren, Historiker und Archäologen in aller Welt waren in heller Aufregung. Wer mochte in diesem Sarkophag ruhen? Ein mächtiger, namenloser König? Eine Tochter von Nofretete? Oder gar Pharao Cheops selbst? Die Gerüchte überschlugen sich. Jetzt war der Moment gekommen, um das Geheimnis zu lüften.
    Vor der Pyramide trat sich die versammelte Weltpresse auf die Füße. Aus den entlegensten Winkeln waren Kamerateams, Radiomoderatoren und Reporter angereist, selbst aus Aserbaidschan, Bayern und dem Wallis. Spesen waren wichtig in diesem Beruf, je höher die Kosten, desto bedeutender die Nachricht.
    Im Inneren der Pyramide herrschte Grabesstille. Hier waren nur drei Japaner und der Direktor des Kairoer archäologischen Museums, ferner der weltberühmte Ägyptologe aus Mailand, Antonio Tortellini, ein Reporter der Londoner Tageszeitung
Sun,
der sein Auslagenkonto für dieses Privileg auf Jahre überzogen hatte, und natürlich der Mäzen dieses Unternehmens, Midian höchstpersönlich.
    Just in diesem Augenblick standen die sieben Männer in der hohen Grabkammer, jeder mit einer hell leuchtenden Stablampe in der Hand. An den Wänden brannten in eilends montierten Haltern zusätzliche Fackeln. Trotzdem war es dunkel und sehr unheimlich, außerdem roch es muffig wie nach jahrhundertealten Mottenkugeln.
    Auf einem mächtigen Steinsockel thronte der Sarkophag mit einem reich verzierten Deckel aus Granit. Der Deckel allein wog mindestens eine Tonne. Nicht einmal King Kong hätte den bewegen können. Aber die alten Ägypter hatten vorgesorgt, und dies war nicht Tortellinis erste Graböffnung. Als Mann mit Erfahrung wusste er, was zu tun war. Mit einem wissenden Lächeln drückte er auf den Skarabäus zu seiner Rechten. Knarrend schob sich der Sargdeckel zur Seite. Alle sperrten erwartungsvoll Mund und Nase auf, selbst Midian war beeindruckt.
    Tortellini lächelte milde. Er verstand etwas von seinem Handwerk. Nicht umsonst hatte er fünfzehn Jahre Ägyptologie studiert.
    »Fast wie in einem Dracula-Film.« Der Reporter von der Sun war überwältigt und vergaß zu fotografieren. »Fehlt nur noch, dass eine Hand aus dem Grab kommt.«
    »Meine Herren, treten Sie bitte näher«, sagte Tortellini feierlich und leuchtete mit seiner Lampe ins Innere des Sarkophags.
    Sieben Köpfe beugten sich über die Öffnung. Sie erblickten zwei einbalsamierte Mumien und verharrten in respektvollem Schweigen. Nur der Reporter wollte auf der Stelle ein Foto machen. Doch Midian hielt ihn ärgerlich zurück.
    »Noch nicht! Haben Sie ein wenig Ehrfurcht vor den Toten.«
    »Sind die echt?«, stieß der Reporter atemlos hervor. »Mr. Tortellini? Können Sie schon was sagen?«
    Der schüttelte den Kopf. »Nur, dass wir vor einer einzigartigen Entdeckung stehen, meine Herren. So gut erhaltene Mumien habe ich noch nie gesehen. Womöglich haben wir es wirklich mit Pharao Cheops und seiner Gemahlin zu tun.«
    Der Kassettenrekorder des Reporters surrte. Der Museumsdirektor trat zurück, um den kleineren Japanern Platz zu machen, doch die wichen angstschlotternd beiseite.
    »Mumie sich bewegen«, flüsterte einer von ihnen.
    »Sie scherzen.« Tortellini griff nach einem Täfelchen aus Lapislazuli, das der einen Mumie um den Hals hing.
    »Sie doch gucken, sich schon wieder bewegen!«
    »Da entweicht nur das Mumiengas«, erklärte Tortellini überlegen, begann aber trotzdem zu schwitzen, denn er hatte es auch gesehen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Tortellini hielt das Täfelchen ins Licht einer Fackel und las die Hieroglyphen flüssig wie seine Muttersprache: »Ich bin Chufu,

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