Brausepulver für den Papst
erreichen, und an Raymond wagte er sich nach ihrem letzten Telefonat nicht zu wenden. Midian hatte sich natürlich auch noch nicht blicken lassen, und Justin wusste nicht, ob der seinen Hilferuf überhaupt erhalten hatte. Jetzt überlegte er, ob er selbst nach Kairo fahren sollte, ohne zu ahnen, dass Midian längst in Khartum weilte.
Midian saß nämlich gerade auf der Polizeipräfektur und plauderte mit Mustafa Ibn Walid, dem allmächtigen Polizeichef der Stadt. An der weißgekalkten Wand seines Büros hing ein Foto von Khomeini, auf dem zerkratzten Tisch lag eine besonders prächtige Ausgabe des Koran, daneben stand ein hochmoderner Computer.
Midian und Mustafa waren seit Jahren Duzfreunde. Die beiden hatten viele gemeinsame Interessen, das verband. Sie rauchten eine Wasserpfeife mit Spezialfüllung. Ein kaltes Buffet wurde in der kargen Polizeistube aufgefahren. Sie aßen und redeten, sie redeten und rauchten. Mustafa stellte zwei Flaschen mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit auf den Tisch.
»Orangensaft?« Midian beäugte die Flaschen misstrauisch.
»So Allah will, ist es Orangensaft«, nickte Mustafa und goss den Whiskey in zwei Gläser. Er erhob sich und nahm die Fotografie Khomeinis von der Wand. Dahinter erschien ein Bildschirm. Mustafa ging wieder zum Tisch, zog eine Schublade auf, kramte in einer Kiste und holte eine Videokassette heraus.
»Die Suren des Koran?«
»Mit Allahs Hilfe sind es die Suren des Koran. Sure 25, nach dem Snuff in den Puff.«
»Du hast Snuff-Filme? Woher? Aus Japan?«
»Nein, aus Frankreich.«
Bei Midian läuteten die Alarmglocken. »Ach! Das ist ja interessant. Aus Paris vielleicht?«
»Ja, woher weißt du das? Bist du auch in dem Geschäft?«
»Noch nicht. Aber wenn ich an den Mittelsmann herankomme, steige ich vielleicht auch mit ein. Wer liefert die Filme?«
Mustafa drohte scherzhaft mit dem Finger. »Ich darf es nicht verraten, aber na gut, weil du es bist. Ich beziehe die Filme aus den Castellane-Studios. Neulich war der Inhaber persönlich hier. Beim Barte des Propheten! Ein merkwürdiger Heiliger. Aber er konnte mir nichts am Zeug flicken, ich hatte alles korrekt abgewickelt.«
Midian rieb sich unwillkürlich die Hände. Das also war Castellanes Geheimnis: Hardcore-Pornos und sogar Snuff. In Anwaltskreisen nannte man das Dokumentarfilme! Und Maurice war so clever gewesen, dafür auch noch Zuschüsse von der Kultusbehörde einzusacken und Befreiung von der Steuer zu erreichen. Midians Achtung vor diesem Mann stieg, aber sein Ärger war noch nicht verflogen.
»Abgewickelt?«, fragte er sanft. »Was betreibst du denn für Geschäfte, die ich noch nicht kenne?«
Mustafa zuckte die Schultern. »Für dich kleine Fische. Ich unterhalte hier ein kleines Lager, beliefere den gesamten Nahen Osten – viel Risiko, geringer Gewinn.«
»Geringer Gewinn? Davon will ich mich selbst überzeugen.«
Mustafa legte eine Hand aufs Herz. »Bei der Jungfräulichkeit meiner Mutter, dieser Castellane streicht dabei das meiste ein.«
»Hm.« Midian drehte das leere Gin-Glas in den Händen. Nach einer Weile sagte er: »Na gut. Jetzt kannst du den Snuff-Streifen einschieben.«
Mustafa schob das Video in den Rekorder. »Das hat mir Castellane empfohlen«, blinzelte er Midian zu.
Auf den Geschmack des morbiden Anwalts war Midian wirklich gespannt. Er verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Zunächst war nicht viel zu sehen, nur die vagen Umrisse eines möblierten Zimmers. Dann wurden die Vorhänge aufgezogen. Am Fenster stand ein Mann. Midian rieb sich die Augen. Das war doch Maurice Castellane, der dort mit unbewegter Miene aus dem Fenster starrte, während er ein braunes Fläschchen aus der Tasche seines Hausmantels zog.
Auch Mustafa hatte ihn erkannt. »Oh!«, rief er. »Da muss jemand die Hülle verwechselt haben, das ist ja ein Privat-Video von Mr. Castellane in seiner Pariser Wohnung.«
Midian verzog lüstern den Mund. Privat-Video? Das sollten ja die Schärfsten sein. »Lass es drin! Das will ich sehen!«
Endlich komme ich dem Geheimnis deiner angeblichen Askese auf die Spur, Maurice,
dachte er.
Es kann kein Zufall sein, dass sich dieses Video in der Snuff-Kiste befand.
Mustafa grinste. »Ich glaube nicht, Midian, dass du hier auf deine Kosten kommst. Dieser Castellane ist ein Fisch und kastriert obendrein, darauf möchte ich das Paradies verwetten.«
Das Video begann. Da stand Castellane und schnüffelte an einem braunen Fläschchen, dabei spielten seine Hände
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