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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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mit einem kleinen Kissen. Viel mehr gab es nicht zu sehen. Merkwürdig war das schon, aber kein leidenschaftlicher Sex und ein Snuff-Video schon gar nicht. Der Film verriet auch nicht das kleinste schmutzige Geheimnis, nur die übliche Exaltiertheit. Was für eine Enttäuschung! Nach der Fensterszene sah man, wie eine zweite Person, offensichtlich der Butler Tee und Gebäck servierte.
    »Sehr erotisch«, frotzelte Mustafa.
    Midians Miene wurde nachdenklich.
Na schön, kein Sex. Wirklich schade. Um den Mann vor Erregung keuchen zu hören, würde ich glatt eine Million hinlegen. Immerhin! Jetzt weiß ich wenigstens, welche Geschäfte ihn mit dem ägyptischen Kultusminister verbinden. Bei Gelegenheit werde ich ihn darauf ansprechen.
    Mustafa kramte weiter in der Kiste nach den »Blutspuren«. Nach einigem Suchen fand er doch noch den richtigen Film. Er legte ihn in den Videorekorder, der unter dem Einband des Korans verborgen war. Zwei Stunden später war der Film zu Ende, die Pfeife ausgeraucht, die Flaschen waren auch leer. Mustafa geleitete seinen Gast hinaus.
    »Ich hoffe, du bist mit der hiesigen Polizei zufrieden«, sagte er, als sie auf der Straße standen.
    Midian nickte: »Wie könnte es in einem so gottesfürchtigen Haus anders sein.«
    Eine halbe Stunde später betrat Midian die Redaktionsräume der
Khartum-News.
Er kannte den Chefredakteur. Auch er war ein Duzfreund, was sonst? In allen großen europäischen Blättern gab Midian eine Anzeige auf, nach einigem Nachdenken auch in
Rat & Tat.
Daraufhin fuhr er zu seiner Villa am Stadtrand, erledigte einige Telefonate und verschickte eigenhändig mehrere Faxe, alle mit dem gleichen Inhalt. Die Adressaten waren Mitglieder des Fünferklubs, ehrenwerte Herren und selbstverständlich ebenfalls Midians Duzfreunde:
    TELEFAX

Lieber Bruder im Geiste,
allzu früh hat es dem Herrn gefallen, fünfundachtzig Männer abzuberufen, deren Leben wir eigentlich einem höheren Daseinszweck zuführen wollten. Doch nun hat ein bedauerliches Missgeschick sie uns entrissen. Trösten wir uns, dass ihr Opfer nicht vergebens war, hat es uns doch gezeigt, wie wirksam die Medizin ist, mit der wir unseren Bruder im fernen Bagdad versorgen.
Selbstverständlich werde ich mich bemühen, Dir den Verlust zu ersetzen, damit die Bettenbelegung Deines ehrenwerten Hauses wieder stimmt. Der große Vorsitzende in Peking hat zu verstehen gegeben, dass er mir unter gewissen Umständen eine Gruppe Bürgerrechtler anvertrauen würde. Allerdings will er sichergehen, dass die Behandlung anschlägt und nicht etwa schlampig durchgeführt wird. Faxe bitte zurück, ob Du einer Ortsbegehung durch seine Pfleger zustimmst.
Die Bergung der Märtyrer, die auch nach ihrem Ableben ihren Preis haben dürften, wird unverzüglich stattfinden. Die Bestattungskosten von fünftausend Dollar pro Kopf bitte ich anteilig auf das Konto ›Folter, nein danke!‹ bei der Schweizer Bank in Zürich zu überweisen.
Midian
    Es war kurz vor Mitternacht. Justins Gedanken zogen immer kleinere Kreise. Warum kam Midian ihm nicht endlich zu Hilfe? Die Geschichte über Jamaica fiel Justin wieder ein, als Midian behauptet hatte, dort ein Reservat für die Einheimischen eingerichtet zu haben. Und wie war das mit seinen Beziehungen zu den Diktatoren dieser Welt? Hatte er wirklich nur seine Scherze gemacht, so wie Fiona, Barbara und er selbst das gerne geglaubt hätten? Oder war ein Teil davon wahr? Oder womöglich alles?
    Raoul hat ganz recht. Wer weiß, was hier für eine Verschwörung im Gange ist. Besser, ich verschwinde, und zwar noch heute Nacht!,
beschloss Justin.
    Viel zu organisieren gab es da nicht. Er brauchte nur seine paar Habseligkeiten zu packen und die Papiere aus dem Hotelsafe zu holen. In einer Seitengasse hinter dem Hotel parkte sein Jeep. Das Ticket nach London, das er letzte Woche gebucht hatte, war inzwischen verfallen. Das machte aber nichts, die Räder eines Wagens schienen ihm nach Lage der Dinge sicherer als die Flügel eines Jets. Zwar hatte er keine Angst vorm Fliegen, wohl aber vor den Kontrollen am Flughafen.
    Aber erstmal brauche ich einen klaren Kopf,
erkannte Justin und rutschte schwerfällig vom Barhocker. Ihm war schwindlig, und er musste sich kurz am Tresen festhalten. Eine kalte Dusche wäre jetzt genau das Richtige, doch um diese Zeit war das Wasser in seinem Zimmer längst abgestellt. Khartum war eben nicht Kairo. Justin beschloss, statt dessen ein paar Runden durch den Pool zu ziehen.
    Unmittelbar hinter

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