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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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dem hoteleigenen Planschbecken begann der verwilderte Teil des Gartens. Buschwerk und Gestrüpp verschlangen sich zu einem undurchdringlichen Dickicht. Dahinter erstreckte sich eine Art Schutthalde mit windschiefen, selbst gebastelten Unterkünften, deren Bewohner sich ihren Teil vom profitablen Hotelbetrieb sicherten. Clevere Halsabschneider, die mit Träumen aus der Tüte, Waffen aus dem Koffer und hübschen Jungs von der Straße handelten.
    Es war Neumond. Zwischen den Palmen und Oleanderbüschen war es stockfinster. Justin konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Unsicher stolperte er vorwärts. Plötzlich versperrte ihm ein Schatten den Weg. Ein Bewohner von der anderen Straßenseite auf der Jagd nach leichter Beute?
    Instinktiv wirbelte Justins Rechte hoch, doch sein vom Dattelschnaps gebeutelter Körper wirbelte noch schneller. Er fegte einmal um die eigene Achse, seine Schläfe krachte gegen etwas Hartes. Der Hieb entzündete Wunderkerzen vor seinen Augen.
Ist heute Nacht ein Feuerwerk?,
dachte er benommen, dann warf sich ein schwerer Körper auf ihn.
    »Keinen Sex heute«, murmelte Justin abwehrend. Eine Hand verschloss ihm den Mund, ein wohlgezielter Fausthieb in die Weichteile schickte ihn ins Land der Träume.
    Als Justin wieder zu sich kam, war ihm ganz heimelig zumute, denn er war an Händen und Füßen gefesselt. Sein Körper wurde vom Rattern über eine Wellblechpiste geschüttelt. Neben ihm saßen Uniformierte; Justin identifizierte die Khartumer Polizei. Ein eisiger Schreck durchfuhr ihn, weil er sich denken konnte, wohin die Fahrt ging. Man hatte die Leichen im Löwentempel entdeckt, und der einzige Europäer im Umkreis, der Es-Sufra wie seine Westentasche kannte, war Justin Forsythe, der allseits beliebte Reiseführer.
    Als sie die Ruinen erreichten, erkannte Justin in dem Fahrer den berüchtigten Polizeichef von Khartum, Mustafa Ibn Walid. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, war Justin fast erleichtert, denn er erinnerte sich an ein Essen mit Midian. Midian und Mustafa hatten sich prächtig unterhalten. Vielleicht konnte Justin dem Mann mit seiner Beziehung zu Midian imponieren.
    Justin wurde am Hemd gepackt und aus dem Wagen gezerrt. Hände wie Stahlklauen umklammerten seine Oberarme und schleiften ihn vorwärts. Die Kette zwischen den Fußschellen war sehr kurz. Prompt verlor Justin die Balance und wäre beinahe in Mustafas Armen gelandet, einem Rambo mit Bürstenschnitt und Schnauzer.
    »Guten Abend, Mister Forsythe«, begrüßte der Polizeichef Justin, als wäre der ein Ehrengast. »Ich bedauere, dass ich Ihnen diese Unannehmlichkeiten bereiten muss. In meinem Bezirk ist eine üble Sache im Gange. Vielleicht können Sie mir einige Auskünfte geben?«
    »Wenn Sie meinen«, antwortete Justin. »Ich habe immer auf der Seite von Recht und Gesetz gestanden.«
    »Zweifellos. Nun, Mister Forsythe«, Mustafa wies einladend ins Innere der Ruine, »Sie kennen sich ja hier bestens aus. In welchem der Räume wollen wir uns unterhalten?«
    »Ist mir egal. Hören Sie, Mustafa, Sie erinnern sich doch bestimmt an meinen Freund Midian? Ich erwarte ihn täglich in Khartum. Er wird sich so seine Gedanken machen, wenn er mich nicht im Hotel antrifft, und er wird es bestimmt nicht bei Gedanken belassen.«
    »Schön, wenn es die Menschen immer wieder in unsere nette Stadt zieht. Im Übrigen redet man mich mit Colonel an.«
    Justin musste einsehen, dass die Drohung mit Midian bei Mustafa nicht zog. Mehr Trümpfe hatte er leider nicht in der Hand.
Soll ich die Wahrheit sagen?,
überlegte er, während die Polizisten ihn vorwärts stießen.
Gertrud und die Malaria-Impfung? Das bringt mich gleich in eine sudanesische Gummizelle.
    »Gehen wir doch in die Katakomben, ist Ihnen das recht?« Mustafa stapfte mit einer Fackel voran, seine Leute hinterher.
    Justin musste an eine andere Nacht denken und grinste vor sich hin. Humpelnd folgte er den Männern. Die Fußfesseln waren wirklich verdammt eng.
Keine schlechte Anfertigung,
dachte er anerkennend.
Vielleicht kann ich Mustafa hinterher überreden
,
dass er sie mir zu einem Freundschaftspreis überlässt.
    Was hatte Mustafa gerade gesagt? Erst jetzt wurde Justin klar, wohin sie gingen. Noch nie hatte er fünfundachtzig Tote auf einem Haufen gesehen. »Katakomben?«, flüsterte er heiser und blieb unwillkürlich stehen. Ein Stoß in den Rücken ließ ihn weiter stolpern.
    »Dort unten ist es kühl und ruhig. Die richtige Atmosphäre für ein entspanntes Gespräch unter

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