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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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werdendes Gewicht um meinen Hals. Es war bereits eine lange Nacht gewesen, und Avin erwartete immer noch, dass ich ihm beim Morgengrauen eine Leiche aushändigte. Oh, und die Vampire in der Villa diskutierten darüber, ob ich eine Jahrmarktattraktion werden sollte. Das hier war definitiv eine Nacht, für die ich gerne einen Knopf hätte, auf dem stand: »Versuch’s noch mal!« Aber wenn wir den Stadt-Shifter finden … Dann wäre die Nacht wenigstens kein völliger Fehlschlag.
    »Wie weit ist es?«, fragte ich.
    Bobbys Blick folgte meinem zum nächtlichen Himmel empor. »Wir werden uns beeilen müssen.«

Kapitel 22
    I ch starrte auf die Spirale aus Stacheldraht, die den Zaun um den Schrottplatz herum krönte.
    »Bist du sicher?«, fragte ich mit einem Blick zurück zu Bobby. Er antwortete nicht. Das musste er auch nicht. Ich hatte einen Hauch der Witterung eines Stadt-Shifters aufgeschnappt. Er hatte recht.
    Bobby bog die untere Kante des Maschendrahts am Tor hoch, damit ich durch die Lücke schlüpfen konnte. Als ich unter dem Tor hindurchkrabbelte, verfing sich mein Kleid und zeriss, als ich es mit einem Ruck losmachte. Na ja, es war sowieso schon hinüber. Ich stand auf und packte die unteren Maschen des Tors, um die Lücke für Bobby aufzuhalten.
    Gil sah uns dabei zu. Dann verschwand sie und tauchte einen Augenblick später auf meiner Seite wieder auf. Lächelnd ließ sie eine kleine Kugel aus violettem Zauberlicht über ihrer Schulter erscheinen.
    Angeberin.
    »Also, wo hier drin ist er?«, fragte sie. Das Licht ihrer Kugel wurde von Bergen aus verbogenem und rostigem Metall zurückgeworfen.
    Bis zur Unkenntlichkeit verbeulte Fahrzeuge, Autos, denen Türen und Innenausstattung fehlten, und Haufen aus Einzelteilen türmten sich zu riesigen Stapeln. Die ganze Verwüstung bescherte mir einen völlig neuen Grund, Autos nicht zu trauen. Aber sie verriet uns nicht, wo unser Shifter steckte.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und sog witternd die Luft ein. Im Wind konnte ich Spuren seines Geruchs wahrnehmen, aber meine Nase sagte mir nur, dass er irgendwo weiter vor uns war. Ich sah zu Bobby hinüber, und er nickte. Okay, Zeit, uns auf die Suche zu machen.
    Irgendwann einmal hatte es einen Trampelpfad durch die Stapel aus ausgeschlachteten Autos gegeben, aber jetzt war er von zerbrochenem Glas und rostigen Ersatzteilen übersät. Und ich trug Stöckelschuhe.
    Vorsichtig suchte ich mir einen Weg durch die gezackten Trümmer. Nicht vorsichtig genug. Mein Rocksaum blieb am rostigen Ende eines Auspufftopfs hängen, der halb im Schnee begraben war. Ich zerrte daran, und der Stoff gab mit einem hässlichen Geräusch nach. Finster starrte ich den großen, v-förmigen Riss an. Mal sehen, wie viele Löcher ich in dieses verdammte Ding noch reißen kann. Ich raffte den Rock bis zu meinen Knien hoch. Es half nichts. Ich stolperte über eine schneebedeckte Stoßstange.
    Frustriert knurrte ich, und als Antwort ertönte ein Knurren.
    Ich erstarrte. Gils magisches Licht erlosch flackernd und ließ mich in der plötzlichen Dunkelheit blind zurück. Der Stadt-Shifter? Wenn er es war, dann klang er nicht erfreut.
    Ein weiteres Knurren durchdrang die Stille. Ich fuhr herum und spähte durch die Dunkelheit auf die skelettartige Karosserie eines Jeeps. Nichts bewegte sich. Das Herz hämmerte mir in der Brust. Bobby schlich näher. Wieder ertönte das Knurren. Und immer noch bewegte sich nichts.
    Bis unvermittelt eine massige Gestalt aus dem Jeep sprang. Kein Shifter. Ein Rottweiler.
    Mondlicht funkelte auf den Stacheln seines Lederhalsbands. Ich stolperte rückwärts. Knirschend zermalmte mein Schuh im Schnee verborgene Glasscherben. Ein weiteres Knurren grollte hinter mir. Näher. Ich wirbelte herum. Ein weiterer riesiger Hund tauchte um einen verschrotteten Truck herum auf.
    Scheiße.
    Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf ermahnte mich, sehr ruhig stehen zu bleiben.
    Der Rest von mir hörte nicht auf sie.
    Ich war bereits zwei Sätze losgesprintet, als mich ein paar kräftige Hände zurückrissen. Bobby hielt mich fest. Gil war nirgends zu sehen, aber die Hunde kamen schnell näher. Sie hatten uns schon fast erreicht.
    Mein Mund wurde trocken. Die Zunge klebte mir am Gaumen, dass ich nicht schreien konnte.
    »Das sind nur Wachhunde«, flüsterte Bobby, dann ließ er meine Arme los, trat neben mich und hob die Fäuste.
    Es war keine Zeit mehr, um wegzulaufen. Die Hunde sprangen uns an.
    Ich trat wild nach ihnen, verfehlte sie aber.

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