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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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ihre ersten Verwandlungen geleitet, um ihnen dabei zu helfen, sich daran zu gewöhnen, aber selbst dann noch war die Rate derer, die wahnsinnig wurden, hoch. Ich zweifelte nicht daran, dass Steven glaubte, von seinem Tier beherrscht zu werden.
    Bryant hatte das auch geglaubt.
    Aber Bryant hatte keine Reue über seine Taten gezeigt. Er hatte jedem Impuls nachgegeben und dann sein Schuldgefühl ausgeblendet, indem er sich einredete, keine Kontrolle über sein Tier zu haben. Deshalb war Bryant jetzt tot.
    »Wozu hat es dich gezwungen?«, fragte ich, ohne den entsetzten Blick zu beachten, den Bobby mir zuwarf.
    Steven antwortete nicht. Er starrte zu Boden. Gil rückte näher an mich heran, sodass ihre Schulter mich streifte. Ihre Körperwärme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich schluckte. Ich hatte viel zu wenig Blut in mir, um mit irgendjemandem auf Tuchfühlung zu gehen. O ja, ich kann Impulshandlungen verstehen!
    Als ich von Gil wegrückte, kam ich Steven näher. Stärker noch als der Geruch nach ungewaschenem Körper war der Gestank von Angst, der immer noch von ihm ausströmte. Am Rand meines Blickfelds konnte ich schwache gelbe Umrisse erkennen, die sich um ihn schlängelten. Geisterhafte, gelbe Fäden, die dem, was ich sah, wenn meine Betörer-Fähigkeit sich entschied, mir beim Jagen zu helfen, verdammt ähnlich sahen. Ich ignorierte sie. Ich konnte es nicht gebrauchen, dass meine Vampir-Fähigkeiten ausgerechnet jetzt zum Vorschein traten.
    »Worauf wartest du?«, fragte Gil und zog demonstrativ die Augenbrauen hoch, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
    Ich war zu sehr damit beschäftigt, meinen Hunger zu beruhigen, um zu verstehen, was sie meinte, deshalb deutete sie wenig unauffällig mit dem Kinn auf Steven. Oh.
    »Ich glaube nicht, dass er gefährlich ist«, flüsterte ich, obwohl Steven mich auf die Entfernung vermutlich besser hören konnte als Gil. Ich wandte mich wieder zu ihm um. »Wozu hat dich dein Tier gezwungen?«
    Steven blickte zwischen Gil und mir hin und her. »Seid ihr hier, um mich zu töten?«
    Ich öffnete den Mund, um es abzustreiten, aber es kamen keine Worte hervor. Wenn er zu einem gefährlichen Einzelgänger geworden war oder kurz davor stand, dann war es die Wahrheit. Dann musste ich ihn unschädlich machen. Ich hatte ihn gezeichnet. Ich war für ihn verantwortlich.
    »Ich habe versucht, es selbst zu tun«, flüsterte er. »Zweimal. Aber beide Male bin ich stattdessen als dieses… dieses Ding aufgewacht.«
    Ich wechselte einen Blick mit Bobby. Ein selbstmörderischer Shifter? Antidepressiva wirkten bei Gestaltwandlern nicht– dafür war unser Stoffwechsel zu schnell. Wenn er labil genug war, um einen Selbstmordversuch zu unternehmen…
    »Ich bin dein Sekundant. Willst du, dass ich mich um ihn kümmere, Kita?«, fragte Bobby.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte Bobby nie offiziell als meinen Sekundanten akzeptiert. Nicht dass ihn das interessierte. Sobald er nach Firth zurückkehrte, würde er vermutlich geradewegs zu den Ältesten spazieren und ihnen sagen, dass er bereit war, seinen Anteil an meiner Bestrafung zu übernehmen. Dieser sture Luchs! Nach unseren Gesetzen durfte ein Sekundant einen gezeichneten Shifter hinrichten, wenn dieser Gefahr lief, zu einem gefährlichen Einzelgänger zu werden. Aber ich wollte nicht, dass Steven hingerichtet wurde. Er war nicht gefährlich– zumindest noch nicht. Er war verwirrt. Verängstigt. Und warum sollte er es auch nicht sein? Schließlich war er allein. Er brauchte einfach nur eine Chance. Er war so jung. Und so vertraut…
    »Bobby, ich möchte, dass du ihn in ein Schutzhaus bringst, bis sich das Tor nach Firth öffnet.«
    Bobby starrte mich an und öffnete den Mund. Dann klappte er ihn wieder zu. Öffnete ihn wieder. »Kita, es wäre ein Gnadentod. Du hast ihn doch gehört.«
    »Ja, und ich habe ein paar Tage, nachdem ich ein Vampir wurde, versucht, ein Sonnenbad zu nehmen. Findest du, dass mir auch jemand den Gnadentod geben sollte?«
    Bobby fiel die Kinnlade herunter. »Kätzchen, du würdest doch nicht…«
    »Kannst du für ihn ein Schutzhaus organisieren oder nicht?«
    Er nickte.
    »Dann wäre das geregelt. Also, Steven, von den anderen Männern, die in der Nacht bei dir waren, als ihr mich angegriffen habt, hat sich irgendeiner von ihnen verwandelt?«
    Bei meinen Worten wurde der saure Geruch seiner Angst schärfer– was nicht die Antwort war, die ich erwartet hatte. Ich runzelte die Stirn, und die Welt wurde

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