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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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ich. Ich klopfte mit dem Fuß auf den Boden und brachte damit den Restauranttisch zum Wackeln, aber ich konnte nicht stillhalten.
    Gil sah mich nachdenklich an. »Ich habe Avin seit Tagen nicht gesehen, aber wenn er seinen Gefallen eingefordert hat, dann tu einfach, was er verlangt. Du hast in den Preis eingewilligt.«
    Ja, und das war mit Sicherheit der letzte nicht näher bezeichnete Gefallen, in den ich je einwillige. »Okay. Na schön. Lass mich einfach…« Ich brach ab und warf einen Blick zum Nebentisch, wo Steven saß und einen Stapel Pfannkuchen hinunterschlang. Die widerstreitenden Zwänge brannten in mir und wurden schlimmer. Ich beugte mich näher zu Gil und Bobby. »Lasst mich einfach nicht die Richtung bestimmen oder allein herumwandern. Okay?«
    Ich hasste es, Schwäche einzugestehen. Die Tatsache einzugestehen, dass ich nicht einmal meinem eigenen Handeln vertrauen konnte. Aber wenn ich alleine herumwanderte, würde ich vielleicht geradewegs zu Avin laufen, und wenn ich die Richtung bestimmte, würde ich Bobby und Steven unbeabsichtigt zur Sammlerin führen. Keines von beiden durfte ich zulassen, deshalb war es besser, wenn ich die Karten einfach auf den Tisch legte und einen von ihnen entscheiden ließ, wohin wir gehen sollten. Obwohl ich bei der Vorstellung, jemandem die Führung zu überlassen, am liebsten mit den Zähnen geknirscht hätte.
    Aber Moment mal, nein, ich knirschte wirklich mit den Zähnen. Das musste wohl davon kommen, dass ich gegen das Drängen in mir ankämpfte. Ich zwang mich, die Kiefer locker zu lassen, rutschte auf meinem Platz herum und zupfte an meinem Rock, der meine komplette Seite der Nische einnahm.
    Wir waren ein ziemlich seltsames Grüppchen: ich, viel zu overdressed für einen mitternächtlichen Imbiss, Gil in ihrem ostereirosa Mantel und den großen Gummistiefeln, und Steven in Klamotten, die ihm schlabbernd am Leib hingen und offensichtlich jemandem gehörten, der doppelt so groß war. Bobby, der als Luchs geborene Gestaltwandler, der nur dank der magischen Gabe seiner Halskette vollständig menschliche Gestalt annehmen konnte, sah noch am normalsten von uns aus. Das musste ihn köstlich amüsieren. Wenigstens war es ihm gelungen, Steven zu säubern, damit es nicht so aussah, als hätten wir einen ausgehungerten Straßenjungen hereingeschleppt.
    »Also, habt ihr etwas über Justin Morgan herausgefunden?«, fragte ich und ignorierte die Blicke, die unsere beiden Tische auf sich zogen.
    Unauffällig zauberte Gil ihre Schriftrolle herbei. »Ehrlich gesagt, ja. Es ist merkwürdig. Er wurde offensichtlich…«
    Die Tür des Diners öffnete sich unter lautem Glockenklingeln. Steven zuckte bei dem Geräusch zusammen und kippte seinen Orangensaft über die Pfannkuchen.
    »…geköpft. Die Ermittler in Sabin…«
    Steven starrte auf seine ruinierte Mahlzeit. Ein Muskel trat an seinem Kiefer hervor, und seine Augen wurden schmal.
    »…denken, dass…«
    Heftig wischte Steven den Teller vom Tisch, dass die orangensaftgetränkten Pfannkuchen durchs Lokal flogen.
    Der Teller krachte gegen die Wand. Gil schrie auf und verstummte dann.
    »Hey!«, rief die Kellnerin verärgert.
    Stevens Blick schnellte zu ihr. Er biss die Zähne zusammen, fletschte aber die Lippen. Die Kellnerin stockte.
    Scheiße.
    Ich bemühte mich, aus der Nische zu kommen, aber das verdammte Kleid wickelte sich mir um die Beine. Bobby sprang auf.
    »Steven«, sagte er. Der Ton seiner Stimme barg eine tiefe, grollende Warnung.
    Der Stadt-Shifter ignorierte ihn. Er beugte sich vor, sodass er die Kellnerin an Bobby vorbei sehen konnte. Ein Knurren stieg aus seiner Kehle, und er spannte die Muskeln an, als wolle er jeden Augenblick von seinem Platz aufspringen und auf die Kellnerin losgehen.
    »Ruhig!«, schnauzte ich, nachdem ich mich endlich aus der Nische gekämpft hatte.
    Steven riss die Augen von der Kellnerin los, richtete sie auf mich und zog den Kopf ein, bis seine Schultern beinahe die Ohren berührten. Eigentlich wäre es ein amüsanter Anblick, dass ein gut eins achtzig großer Mann, sogar ein offensichtlich unterernährter, vor meiner bescheidenen Wenigkeit kuschte– nur verhielt er sich alles andere als stabil, und ich befand mich in der unglücklichen Rolle seines Richters, Geschworenengerichts und Henkers in einer Person, falls er durchdrehte.
    »Siehst du«, zischte Gil, als Bobby den ängstlichen Mann aus der Nische zog.
    Finster sah ich sie an, und Bobby warf etwas Geld auf den Tisch. Er

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