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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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steuerte auf den Schrank zu, während ich mich der Kommode annahm. Die Schubladen waren leer, was mich in Anbetracht der Tatsache, dass Akane zum Wanderzirkus der Sammlerin gehörte und kein Mitglied von Aphrodites Stadt war, nicht überraschte. Auf der Kommode lag ein großes längliches Holzkästchen, und ich nahm es, legte es aufs Bett und klappte den Deckel auf.
    »Hast du was gefunden?«, fragte Gil und streckte den Kopf aus dem Schrank. Mit ihr schwebte auch ihre Lichtkugel wieder ins Zimmer und badete das mit rotem Samt ausgeschlagene Kästchen in ein violettes Glühen.
    Es war leer.
    Ich schüttelte den Kopf, doch dann hielt ich inne. Im Augenblick mochte das Kästchen zwar leer sein, aber der Abdruck im Samt sah verdammt nach einem Schwert aus. Wenn sie dieses Schwert dazu benutzt hat, die Opfer zu enthaupten … Ich beugte mich vor und presste praktisch die Nase in den Samt. Das Kästchen roch nach dem Holz, aus dem es gemacht war, nach einem rauchigen Duft wie von Räucherstäbchen, und nach Öl.
    Keine Spur von Blut.
    Nachdenklich klappte ich das Kästchen zu und stellte es zurück auf die Kommode. Hier drin muss doch etwas sein!
    Gil kam aus dem Schrank und ging weiter ins Badezimmer. Flaschen klirrten leise, als sie Akanes Toilettenartikel durchstöberte. Es deutete nichts darauf hin, dass sie irgendetwas entdeckte. Wenn ich Akane wäre, wo würde ich etwas verstecken?
    Ich sah mich um. Hier im Zimmer gab es nichts. Nur die Kommode und das Bett. Ich ging auf die Knie und spähte unters Bett. Ein kleiner Koffer war daruntergeschoben. Ich presste mich flach auf den Boden und zog ihn hervor. In seinem Innern befanden sich mehrere kunstvoll verzierte, in Seidenpapier gehüllte Kimonos. Sonst nichts. Nutzlos.
    Plötzlich hörte ich Schritte vor der Tür. Ich riss den Kopf hoch und hoffte, dass, wer immer es auch war, weiter den Gang entlanggehen würde. Vergeblich.
    Scheiße.
    Gil kam gerade in dem Moment aus dem Bad, als sich der Türknauf drehte. Ich wedelte hektisch mit den Händen, um sie zurückzuscheuchen. Sie ließ ihr Licht verschwinden, und huschte zurück ins dunkle Badezimmer. Ich kauerte mich neben das Bett und beobachtete hinter dem Fußteil hervor die Tür.
    Akane trat herein, doch als sie die Hand nach dem Lichtschalter ausstreckte, verharrte sie. Mit geblähten Nasenflügeln legte sie den Kopf in den Nacken.
    »Ich rieche dich, Bestie«, flüsterte sie. Sie schaltete das Licht an und ließ ihren dunklen Blick durchs Zimmer schweifen. »Wo versteckst du dich?«
    Reglos hielt ich den Atem an, als Akane vorwärtsschlich. Wenn ich Gil erreichen könnte, dann könnte sie uns beide hier rausbringen, aber Akane befand sich zwischen mir und der Badezimmertür. Sie griff unter ihren Kimono und zog ihr Schwert.
    Ich kann mich nicht einfach hier zusammenkauern wie ein auf einen Baum gescheuchter Waschbär – sie findet mich, sobald sie ums Bett herumkommt.
    Also stand ich auf, und der Skinwalker blieb wie angewurzelt stehen. In einer einzigen fließenden Bewegung hob Akane das Schwert und ging in Verteidigungshaltung. Eher seitlich als vorwärts zwängte ich mich hinter dem Bett hervor. Ich war stärker als sie, und wahrscheinlich schneller, aber sie hatte ein Schwert.
    Stumm starrten wir einander an. Keine von uns bewegte sich, sondern suchte stattdessen abwartend nach einem Vorteil. Wenn ich mir nicht bald etwas einfallen ließ, dann würde sie zu dem Schluss kommen, dass sie ihn hatte.
    »Warum tötest du Vampire?«, fragte ich.
    »Ich hasse Vampire.« Sie spuckte die Worte aus, als hätten sie einen üblen Beigeschmack. »Am liebsten würde ich die Welt von ihnen befreien. Aber der Vampir, den ich am meisten hasse, lebt. Wenn ich jemanden töten würde, dann sie zuerst.«
    »Die Opfer wurden vergiftet.«
    Mit gefletschten Zähnen sah sie mich an. Es war beinahe ein Lächeln. »Ich weiß. Ich rieche das Blut.«
    »Du hast sie vergiftet.«
    »Nein.« Sie machte einen Schritt vorwärts, um mich auf die Probe zu stellen. Ich spreizte meine krallenbewehrten Finger, und sie zögerte. »Nicht mein Gift. Das meiner Schwester.«
    Ihrer Schwester? Die Sammlerin hatte erwähnt, dass Akane eine Schwester gehabt hatte– sie hatte außerdem gesagt, dass diese Schwester qualvoll gestorben war, als ihre Verwandlung in einen Vampir fehlschlug.
    »Sie ist tot.«
    Akane nickte. »Ermordet.« Kein Kummer in ihrer Stimme. Nur Wut.
    Geht es hier um Rache? Hatte sie getötet, um ihre Schwester zu rächen? Aber sie hatte

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