Braut der Nacht
der Leiche und dem Blut, mit dem das Bett durchtränkt war.
»Ich, äh…« Das konnte ich beim besten Willen nicht erklären.
Magie durchströmte die Luft, und die Szene verschwand.
»Bring mich zurück, Gil!«, schrie ich entsetzt in die Dunkelheit.
Das Nichts antwortete nicht.
Hilflos ruderte ich in der Leere mit den Armen, dann durchbrach Licht die Dunkelheit, und die Welt drehte sich um mich herum.
»Bring mich zurück«, keuchte ich erneut, während ich mich aus dem schmutzigen Schnee irgendeiner Gasse hochstemmte. All meine Glieder zitterten, aber ich kam auf die Füße. »Du musst mich zurück zur Villa bringen. Sofort!«
»Kita, das war eine Leiche! In deinem Bett.« Gil verschränkte die Arme vor der Brust. »Und diese Vampire sahen nicht besonders erfreut darüber aus. Ich habe diese Situation offiziell als zu gefährlich für dich eingestuft.«
»Und wer bist du, das für mich zu entscheiden?«
Sie riss den Kopf hoch und reckte das Kinn. »Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich dafür verantwortlich bin, dich davon abzuhalten draufzugehen, solange du das Zeichen des Richters trägst, weil ihm das ziemlich ungelegen käme? Außerdem, wenn sie dich töten, wäre ich nicht in der Lage, meine Studie zu beenden.«
Oh, na klar. Aufgebracht stürmte ich durch die Gasse, dass der Schneematsch aufspritzte. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren– und es war mir auch egal. Nur eines war wichtig. »Die haben immer noch Nathanial. Was glaubst du, werden sie mit ihm machen, jetzt, wo ich verschwunden bin?«
Sie schlug den Blick nieder. »Bleib einfach hier. Ich bin gleich wieder zurück.«
Hier? Während die Sammlerin und ihre Vampire weiß der Mond was mit Nathanial anstellten? Ich hastete hin und her, während ich auf Gil wartete, und die Minuten verstrichen.
Gil kehrte nicht zurück.
Ich kann nicht länger warten. Entschlossen marschierte ich zur Einmündung der Gasse und blickte die Straße entlang. Ich kannte diesen Ort nicht. Beinahe hätte ich Gil zurückgerufen, wieder einmal. Aber wenn sie gegangen ist, um Nathanial zu helfen … Ich wandte mich wieder von der Straße ab.
Plötzlich trat am anderen Ende der Gasse eine massige, deformierte Gestalt um die Ecke. »Du hast mich versetzt, Schätzchen.«
Avin. Oh, Scheiße.
Kapitel 29
I ch war wirklich geduldig, Schätzchen. Wo ist nun mein Körper?«
Avin hob seine übel zugerichtete Hand, und die Kugel mit dem Tropfen meines Bluts erschien auf seiner Handfläche.
Ich fletschte die Zähne. »Also, wie lautet dein Plan?«, fragte ich, stemmte die Hände in die Hüften und trommelte mit meinen Krallen gegen die Stahlstäbchen in meinem Mieder. »Willst du mich tatsächlich umbringen oder nur weiter drohen und mich quälen?«
Seine Hand hielt kurz inne, dann schob er seine Kapuze zurück. »Willst du mich etwa reizen? Kein kluger Schachzug, Schätzchen.«
Ich sah den Blitz aufflammen, wusste, dass der Schmerz kommen würde, dennoch gaben meine Knie nach, als er über mich hinwegbrandete. Feuer ließ mein Fleisch schmelzen. Ich schrie auf, und mein Magen drehte sich um. Der Schmerz grub sich tiefer.
Dann war es vorbei.
Ich blinzelte. Entweder war ich tot– was, da ich über diese Möglichkeit nachdenken konnte, vermutlich nicht der Fall war–, oder ich hatte recht. Er hatte nicht die Absicht, mich umzubringen. Ich wischte mir über den Mund und bereute das sofort, weil mir immer noch saures Schlangenblut auf der Haut klebte.
Avin starrte meine Krallen an. »Was bist du?«
»Willst du die lange Liste oder die Kurzfassung?« Ich erhob mich mühsam und kratzte alles an gespielter Tapferkeit zusammen, was ich aufbringen konnte, damit er nicht bemerkte, dass sich mir schon beim bloßen Gedanken an einen weiteren Blitz aus Schmerz die Eingeweide verkrampften. »Also, wenn wir hier fertig sind, dann muss ich mich um ein paar Vampire kümmern, die wirklich vorhaben, mich umzubringen, und wenn mir dann noch ein wenig Zeit bleibt, muss ich eine giftige, die Gestalt wechselnde Schlange aufspüren, die womöglich ein rachsüchtiger Geist ist.«
Entgeistert sah Avin mich an, und die nicht ausgerenkte Seite seines Kiefers klappte nach unten. »Teufel noch mal, in welchen Schlamassel hast du dich da eigentlich reingeritten?« Dann schüttelte er den Kopf. »Nicht so wichtig. Das spielt für mich keine Rolle. Was zählt, ist…«
»…einen neuen Körper für dich zu finden. Ich weiß. Ich hab’s kapiert. Aber ich kann ja wohl schlecht einen für
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