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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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angekämpft, war von Avins Ruf gequält worden. Der Angriff musste in dem ganzen Durcheinander untergegangen sein.
    »Aber das Blut und die Schuppen…«
    Er kehrte mir den Rücken. »Ich weiß, dass du Gil gegen meinen Wunsch gerufen hast.«
    Etwas ging in meinem Innern entzwei. Ich konnte meinen Gefühlen nicht vertrauen. Ich wusste nicht, was echt war. Aber ich wusste, dass es wehtat. Das hier tat weh. Wenn er mich angesehen hätte, dann hätte sein kalter Blick mich vernichtet. Aber er sah mich nicht an. Und das war noch schlimmer.
    Ich streckte die Hand aus und berührte seinen Ellbogen. »Nathanial?«
    Er kannte mich. Verdammt, manchmal glaubte ich, dass er mich besser kannte, als ich mich selbst. Wie konnte er mir nicht glauben?
    Er blickte auf meine Hand auf seinem Arm, dann wieder in mein Gesicht. Er sagte nichts, doch seine Miene, angespannt und verhärmt, verriet mir, dass er mir glauben wollte. Aber diese Augen. Diese Augen, die sowohl kalt als auch heiß sein konnten, die tiefer blicken konnten, als mir lieb war. Diese Augen sahen zum ersten Mal alt aus, erschöpft von den vierhundert Jahren, die sie mit angesehen hatten, und sie hatten Lügen gesehen, Täuschung und Verrat. Er mochte mir vielleicht glauben wollen, aber er würde glauben, was er gesehen hatte, oder in diesem Fall, was er nicht gesehen hatte– die Erinnerung an einen Angriff.
    Vor dem Zimmer räusperte sich jemand. Ich zuckte zusammen, und meine Aufmerksamkeit wandte sich der Tür zu.
    Elizabeth stand vor den verstreuten Glassplittern auf dem Boden. »Eremit, die Sammlerin verlangt deine Anwesenheit.«
    Er nickte, und die Wachen traten zurück und ließen ihn passieren. Er ging ohne einen weiteren Blick auf mich.
    Und dann war ich allein.

Kapitel 28
    U ngeduldig stapfte ich in dem engen Badezimmer auf und ab, während ich auf Gil wartete. Sie erschien, bevor die letzte Silbe ihres Namens das dritte Mal über meine Lippen gekommen war.
    »Hör auf damit!«, zischte sie. »Ruf mich einmal. Ich werde kommen, wenn ich kann. Hör auf damit, mich herbeizubeschwören!«
    Ich verharrte mit einem Fuß in der Luft. Herbeizubeschwören? »Du kannst nicht kommen?«
    Sie antwortete nicht. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, die Vorderseite ihres Mantels glatt zu streichen. Dann sah sie sich in dem kleinen Badezimmer um. »In dieser Welt ist ziemlich wenig Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal hier war.«
    Wenig Zeit vergangen, aber so viel Scheiße passiert. Ich wusste nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Geschweige denn, dass ich es erklären konnte, wenn Jomar nur ein Zimmer weit entfernt war und uns vielleicht hörte.
    Ich senkte die Stimme, bis ich fürchtete, dass Gil mich über das Rauschen der Wasserhähne nicht mehr würde hören können, wenn ich noch leiser sprach. »Ich muss mich ins Zimmer des Skinwalkers schleichen.«
    »Und warum brauchst du mich dafür? Du bist doch diejenige, die Schlösser knacken kann.«
    »Weil ich hier im Haus unter Bewachung stehe. Kannst du mich nicht einfach ins andere Zimmer, du weißt schon, ploppen, genauso wie du die ganze Zeit auftauchst und verschwindest?«
    »Ich war noch nie in ihrem Zimmer. Damit der Zauber funktioniert, muss es ein Ort sein, den ich kenne.«
    »Du bist in Tatius’ Zimmer aufgetaucht. Ich bin mir sicher, dass du da vorher auch noch nie warst.«
    Gil antwortete mit einem kleinen Schulterzucken, aber sie hatte die Augen niedergeschlagen und wich meinem Blick aus. »Das konnte ich tun, weil ich dich mit einem Ortungszauber belegt habe. Er wirkt in etwa wie… ein Anker, wenn du an Orten bist, an denen ich noch nie war.«
    Noch mehr Zauber, die an mir ausprobiert werden? Ich zwang mich, langsam auszuatmen, damit meine Stimme ruhig klang, wenn ich sprach. Ich würde wegen dieser Sache nicht überreagieren, nein, wirklich, das würde ich nicht. Was nicht bedeutete, dass ich nicht angepisst war.
    »Okay, dann kannst du dich also nicht in Akanes Zimmer zaubern. Draußen steht ein Vampir namens Jomar und bewacht die Tür. Hast du irgendetwas in deinem magischen Repertoire, womit wir an ihm vorbeikommen?«
    Gil zupfte an ihren Mantelärmeln. »Es ist schwieriger, Übernatürliche mit einem Zauber zu belegen, und…« Sie verstummte.
    Tatsächlich hatte sie mir das schon mal gesagt. Aber… »Es gibt offensichtlich zwei Arten von Vampiren. Jomar ist etwas, das man einen Krieger nennt. Keine mentalen, übersinnlichen Fähigkeiten.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Von unterschiedlichen

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