Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
Vom Netzwerk:
Bodyguard zeigte.
    »Er.«
    So dicht an Tatius gedrängt konnte ich spüren, wie sein Körper regungslos wurde. Spürte, wie sich der Augenblick zuspitzte, als niemand sprach. Seine Fingerspitzen gruben sich in meine Hüfte. Schließlich hob sich Tatius’ Brust, als er Atem holte.
    »Nun?«, fragte er, dabei verriet seine Stimme nichts von der Anspannung, die ich in seinem Körper spürte.
    »Jomar?« Der Name hallte durch den Raum, als verleihe das reglose Schweigen aller anwesenden Vampire der Stimme der Sammlerin noch mehr Tragkraft. Der kleine Bodyguard zuckte zusammen. Dann drehte er sich um und machte eine schnelle Verbeugung.
    »Herrin«, sagte er, ohne aufzublicken.
    »Von wem hast du heute Abend getrunken?«
    »Selene. Das schwöre ich.«
    Auf ein Nicken der Sammlerin hin drehte sich der Riese um und wandte sich an einen der Vampire an der Wand: »Ruf Selene und Chandra her.«
    Tatius’ Griff an meiner Hüfte verstärkte sich. Ich sah zu ihm hoch, in der Hoffnung, dass mir meine absolute Überzeugung in den Augen geschrieben stand. Er musterte mein Gesicht so eindringlich, dass es mir beinahe die Haut versengte, doch ich wagte es nicht, meinen Blick abzuwenden. Ich hatte recht. Ich wusste, dass ich recht hatte. Meine Nase war zwar nicht mehr so fein, wie sie einmal gewesen war, aber sie trog mich nicht.
    Du liegst besser richtig. Seine Finger entspannten sich.
    Die Sammlerin ließ sich zurück auf ihren Stuhl sinken und schlug die Beine übereinander. Dann beugte sie sich vor. »Ich hatte nicht gehört, dass du dir eine Gefährtin geschaffen hast, Puppenspieler. Sie ist sehr jung.« Beiläufig streifte mich ihr Blick, bevor er wieder zu Tatius zurückkehrte. »Andererseits bist du sehr alt. Welche Fähigkeit manifestiert sich bei ihr?«
    Tatius zuckte mit den Schultern, doch die Bewegung wirkte nicht völlig gelassen. »Eine ziemlich ungewöhnliche.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen. Ich nehme an, sie wurde in aller Form getestet?«
    »Natürlich«, entgegnete Tatius, und ich gab mir größte Mühe, meine Miene ausdruckslos zu halten. Was würde ich nicht dafür geben, mein Gesicht so gut unter Kontrolle haben zu können wie Nathanial!
    »Während wir auf… Bestätigung warten, warum kümmern wir uns nicht um den eigentlichen Grund dieser spontanen Zusammenkunft?« Sie wartete gar nicht erst darauf, dass Tatius einwilligte, sondern winkte mit einem Finger die puppenhafte Vampirin zu Füßen des Riesen herbei. »Elizabeth.«
    Der Riese beugte sich hinunter und berührte das aufgetürmte dunkle Haar der Frau. Sie lächelte ihn an, dann erhob sie sich in einer schaumigen Wolke aus Seide und Spitze, als befände sich unter dem Kleid etwas anderes als schlicht Muskeln und Knochen. Sie machte einen so tiefen Knicks vor der Sammlerin, dass der zarte Spitzenkragen nach vorn fiel und über den Steinfußboden streifte.
    »Kind, tritt vor«, befahl die Sammlerin und richtete erneut den Blick auf mich.
    Ich wollte nicht. Ich wollte wirklich, wirklich nicht, dass mich heute Nacht noch ein Vampir biss– oder überhaupt jemals wieder.
    Biete dein Handgelenk an, befahl Tatius’ Stimme.
    Nein. Nein, nein, nein … Langsam hob ich den Arm, dabei bemerkte ich, dass ich immer noch die Hand zur Faust geballt hatte. Ich holte tief Luft und ließ den Druck durch meinen Körper fließen, bis hinunter zu meinen Fußsohlen. Einen nach dem anderen löste ich meine verkrampften Finger. Noch ein weiterer tiefer Atemzug, dann streckte ich meinen Arm aus.
    Elizabeth roch nach altem Stoff und einem blumigen Duft, den ich nicht kannte, der aber so süß war, dass er mich an giftige Pflanzen denken ließ. Der Riese neben ihr dagegen– ich erstarrte…
    Was denn jetzt? Verärgerung schimmerte durch Tatius’ projizierte Gedanken.
    Mein Blick wanderte hoch und höher, bis ich den Kopf vollständig in den Nacken gelegt hatte und das Gesicht des Riesen sehen konnte. Meine Sinne waren jetzt, da ich mich genährt hatte, zwar schärfer, dennoch konnte ich nicht glauben, dass mir so etwas Bizarres entgangen sein konnte, als ich dem Riesen auf der Party zum ersten Mal begegnet war. »Er hat keinen Geruch«, flüsterte ich.
    Was unmöglich war. Alles hatte einen Geruch. Ich war mir Tatius’ Geruch im Moment nicht bewusst, weil wir Blut getauscht hatten, aber ich konnte immer noch das Waschmittel riechen, mit dem seine Kleider gewaschen worden waren, und den beißenden Geruch seiner Haarfarbe. Elizabeth hatte neben ihrem Eigengeruch eine

Weitere Kostenlose Bücher