Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
Vom Netzwerk:
Ich hasste die Vorstellung seiner Zähne in mir, aber dann würde er es sehen müssen, dass ich nicht hatte weggehen wollen. Außerdem würde er mich ja ohnehin irgendwann beißen.
    Mit abschätzendem Blick starrte er mich an. Dann, mit einer einzigen Bewegung, zog sich der Dolch zurück, und seine Fangzähne durchbohrten meinen Hals.
    Letzte Nacht war er sanft, beinahe aufreizend gewesen. Diesmal war er nicht sanft. Ich krümmte den Rücken, dass sich meine Brust an seine presste, als er die Zähne in mein Fleisch grub. Dann rollte die erste verräterische Welle der Lust durch meinen Körper. Ich erschauderte und versuchte, mich daran zu erinnern, an Gil zu denken, daran, wie sie mich ins Nichts geschleudert und auf diesen Friedhof gezaubert hatte, aber es war schwer, an irgendetwas anderes zu denken als an die Hitze, die mich durchströmte und sich in meinem Bauch sammelte. Tatius’ Hände, die mich an die Wand genagelt hatten, glitten an meinem Rücken entlang nach unten, hoben mich hoch und drängten mich an seinen Körper.
    Ich keuchte auf, als er sich wieder zurückzog. Er umkreiste die Bisswunde mit der Zunge, schloss sie jedoch nicht– schon wieder nicht. Dann grub er die Finger in mein Haar und zog mir den Kopf in den Nacken. Seine Zunge zeichnete den kleinen Schnitt des Dolchs nach. Diese Wunde versiegelte er.
    Ich atmete immer noch schwer, als er sich aufrichtete. Er ließ mich nicht los, was auch gut so war. Ich hätte nicht allein stehen können. Ich hasste es, mir das einzugestehen, aber es war die Wahrheit. Vampirtricks. Ich hasste Vampirtricks!
    Er biss sich ins Handgelenk und hielt es mir unter die Nase. In diesem Augenblick, so zittrig und unwirklich ich mich auch fühlte, war der abstoßend intensive Geruch seines Bluts mehr, als ich ertragen konnte. Ich schloss die Lippen um die Wunde, ohne dass er es mir befehlen musste, und sog heftig daran. Sein Blut floss heute Nacht schneller, es war nicht von so sirupartig dicker Konsistenz wie zuvor. Aber noch genauso mächtig. Ich spürte, wie die Kraft in meine Glieder strömte, wie die Welt um mich herum schärfer wurde. Meine Beine trugen mich wieder sicher, und ich versiegelte die Wunde.
    Er runzelte die Stirn, als ich mich zurückzog, aber er öffnete den Biss nicht erneut. Mit einem Nicken trat er zurück, und ich huschte um ihn herum. Er konnte den Raum durchqueren, bevor ich mit der Wimper zucken konnte, konnte mich wieder gegen die Wand schleudern, bevor ich reagieren konnte. Das wusste ich. Aber Abstand gab mir dennoch ein besseres Gefühl. Und es war verdammt noch mal viel besser, nicht in die Ecke gedrängt zu sein.
    »Und was jetzt?« Meine Stimme klang ruhiger, als ich erwartet hatte, und dafür klopfte ich mir innerlich selbst auf die Schulter. Ich hätte genauso gut übers Wetter reden können, so wenig verriet mein Tonfall.
    Sein Blick wanderte über mich, doch jetzt waren seine Augen ruhiger. »Es ist keine Zeit mehr, dir ein neues Kleid zu suchen.«
    »Äh… okay?« Ich blickte an mir herunter. Die Schnüre des Korsetts waren ein wenig feucht, und vom Schnee hatte der Lackstoff angetrocknete Wasserflecken, aber es war nicht so, als hätte ich es zerrissen oder so was. Wenigstens konnte er nicht mehr vorhaben, mich umzubringen, wenn er sich Sorgen wegen des Kleids machte.
    Tatius trat näher und umkreiste mich zweimal. Dann streckte er die Hand aus und zog eine Handvoll Strähnen aus der kunstvollen Hochsteckfrisur, mit der Samantha sich solche Mühe gegeben hatte. Mit einem Nicken zog er an dem tiefen Ausschnitt meines Kleides, allerdings rückte er ihn nicht ordentlich zurecht, sondern eher unordentlich.
    Ich sprang zurück. »Was tust du da?«, fragte ich, während ich versuchte, das Kleid wieder einigermaßen gerade zu ziehen.
    Mit einem Klaps schlug er meine Hände fort und drapierte den Stoff erneut schief. »Wenn du schon zerzaust aussehen musst, dann wirst du auch so aussehen, als wäre der Grund dafür etwas Interessanteres als ein Friedhofsspaziergang mit ein paar Magiern. Und jetzt halt still!«
    Ich blinzelte verdutzt. Ein paar Magier? Er sagte es so beiläufig, als wäre das keine große Überraschung. Ich hatte schon vor ein paar Wochen von Sabin und der Existenz von Magiern erfahren, aber die Vorstellung hatte immer noch etwas Unerwartetes an sich. »Du weißt von den Magiern? Ich meine, du wusstest schon, dass es sie gibt, bevor du in meinem Verstand warst?«
    Sein sehr alter, sehr schwerer Blick bohrte sich in meine

Weitere Kostenlose Bücher