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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Augen. Dann zuckte er mit den Schultern. »Sieh nicht so schockiert aus. Die Magier waren nicht immer solche Geheimniskrämer, wie sie es jetzt sind.«
    »Aber Nathanial…« Nathanial hatte es nicht gewusst. Das wusste ich. Er war ebenso schockiert wie ich gewesen, auch wenn er mit der Entdeckung zugegebenermaßen besser zurechtgekommen war als ich.
    »Nathanial ist mächtig, aber er ist noch jung«, sagte Tatius, während er weitere Nadeln aus meinem Haar zog.
    Ich versuchte, mir meine Bestürzung über seine Worte nicht anmerken zu lassen. Nathanial war über vierhundert Jahre alt. Das war nicht jung – nach keiner Definition, die mir einfallen wollte. Wie alt genau ist Tatius eigentlich?
    Die Frage musste mir deutlich ins Gesicht geschrieben stehen.
    »Ich bin uralt«, sagte er. »Und ich bin Herr dieser Stadt. Ich kenne Geheimnisse, die meinen Untertanen fremd sind. Du tust gut daran, nicht zu vergessen, dass Geheimnisse dazu bestimmt sind, geheim zu bleiben.«
    Ich nickte. Der Richter hatte mir einen gewissen Grad an Verschwiegenheit in die Haut gebrannt, als er mich zeichnete, deshalb würde ich nicht einfach herausplappern, was ich kürzlich gesehen hatte. Ich hätte gern alles über Magier und Vampire vergessen, wenn ich gekonnt hätte– das Leben war viel einfacher gewesen, als Gestaltwandler noch die einzigen Übernatürlichen gewesen waren, die ich kannte.
    Dieser Gedanke berührte etwas Tieferes.
    »Wusstest du von meiner… das heißt, von Shiftern?«, fragte ich und fürchtete mich beinahe vor der Antwort.
    »Du stellst zu viele Fragen.« Er löste die letzte Strähne der kunstvollen Hochsteckfrisur und fuhr mir dann mit den Fingern durchs Haar. »Das dürfte genügen«, meinte er, sobald ich aussah, als hätte ich mich in den Laken gewälzt.
    »Ich …«
    Er gab mir keine Gelegenheit zu protestieren, sondern schlang den Arm um meine Taille und zog mich aus dem Zimmer. »Temperament hin oder her, das Einzige, was ich heute Nacht von deinem Mund erwarte, ist ein Lächeln. Und jetzt haben wir eine Verabredung mit der Sammlerin.«

Kapitel 13
    U nruhig zappelte ich auf meinem Platz auf der gepolsterten Chaiselongue herum, und Tatius ließ die Hand an meinem Körper entlanggleiten, worauf sich alle meine Muskeln versteiften– und ich außerdem zu zappeln aufhörte, was vermutlich seine Absicht gewesen war. Seine Körperwärme schmiegte sich an meinen Rücken, wo wir uns berührten, da wir uns das Sofa auf eine Art teilten, die mir eine dauerhafte, brennende Röte in die Wangen trieb.
    Ich konzentrierte mich darauf, eine entspannte Haltung einzunehmen– denn wenn ich zu steif wurde, würde Tatius sich in meinen Verstand schleichen und meinen Körper dazu zwingen, sich zu entspannen–, und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Unterhaltung. Bisher hatten die Sammlerin und Tatius nur Small Talk ausgetauscht, ein angespannter Tanz aus Klatsch und Tratsch über Vampirangelegenheiten im ganzen Land. Ich hatte den Großteil der Zeit damit verbracht, sie zu ignorieren.
    »Das ist alles schön und gut, aber sicher ist da mehr, das dich nach Haven bringt«, sagte Tatius gerade.
    Dem Mond sei Dank. Vielleicht würde die Unterhaltung endlich irgendwohin führen, und wir könnten von hier verschwinden.
    Die Sammlerin richtete sich in ihrem Sessel auf. Es war nur eine kleine Gewichtsverlagerung, aber sie bezeichnete das Ende der lockeren Unterhaltung. »Nur allzu wahr, Puppenspieler. Aber ich fürchte, der Grund könnte sich seit meiner Ankunft verändert haben.«
    »Und was war der Grund, wenn ich fragen darf?«
    »Ich hatte gehört, wie viel Stärke du in den vergangenen Jahrhunderten gewonnen hast und welch eine blühende und wohlorganisierte Stadt Haven geworden ist.« Sie neigte leicht den Kopf, als überlege sie etwas, doch die Bewegung war wohldurchdacht, reine Show. »Im Licht der jüngsten Ereignisse betrachtet stelle ich fest, dass ich… nicht beeindruckt bin.«
    Tatius’ Finger an meiner Hüfte versteiften sich, aber als er sprach, verriet seine Stimme nichts von der Anspannung, die sich an meinen Körper drängte.
    »Dann nehme ich an, werde ich nicht gebeten, deinem geschätzten Städterat beizutreten, nicht wahr?« Die Belustigung, die seine Stimme durchzog, war nur einen Hauch davon entfernt, respektlos zu sein, aber das Lächeln der Sammlerin wurde nur noch breiter– bis sie genug Zähne zeigte, um einem Haifisch Konkurrenz zu machen.
    »Ich nehme an, das wirst du nicht.«
    Ein Städterat?

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