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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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mich aufgehalten hätte. Ich erwischte das Bein mit einer Hand, packte den Hasen mit der anderen am Genick und machte ihn so praktisch bewegungsunfähig. Fell streifte meine Lippen, dann grub ich meine Fangzähne in seinen Hals. Flüssige Wärme erfüllte meinen Mund, strömte mir die Kehle hinunter. Hitze und Leben erfüllten meinen Leib und verbreiteten Zufriedenheit in meinen Gliedern.
    Dann öffnete sich mir der Geist des Hasen.
    Tief und schneidend durchfuhr Panik meine Sinne. Lauf, drängte mich der Instinkt des Hasen. Jede Zelle meines Körpers wusste, dass ich sterben würde, wenn ich nicht weglaufen konnte. Das Herz schlug mir jäh bis zum Hals, was das Schlucken schwierig machte.
    Der Biss eines Vampirs löst bei Menschen Glücksgefühle aus, aber Tiere erkennen den Tod, wenn er sie erfasst. Dennoch, sogar während ich in den Tiefen der Todesangst des Hasen versank, spürte ich andere Instinkte– ein dunkleres Verlangen, fordernd, das mich weiter den Mund bewegen und mich schlucken ließ.
    Der kleine Hase tat einen letzten Atemzug. Dann riss die geistige Verbindung zwischen uns ab. Die unvermittelte Abwesenheit seiner angsterfüllten Gegenwart hinterließ ein klaffendes Loch in meinem Verstand– eine Leere, die sich nicht wieder füllte, als ich mir allmählich wieder meiner selbst und des schlaffen Körpers in meinen Händen bewusst wurde.
    Meine Finger zitterten, als ich den kleinen Leichnam vor Bobby ablegte. Ich schluckte heftig. Meine Zunge schmeckte, als hätte ich an einem alten Stück Kupfer genuckelt, und ich fröstelte trotz der neuen Wärme, die durch meine Glieder rauschte. Das hier ist völlig natürlich. So wie es sein soll. Ich war als Raubtier geboren. Eine Katze. Mein ganzes Leben lang hatte ich mit meinem Clan gejagt. Dieser Hase war Beute, die ihre Aufgabe im Kreislauf des Lebens erfüllte.
    Bobby stupste mit seinem lohfarbenen Luchskopf gegen mein Knie und sah mich aus mandelförmigen Augen bittend an. Mein Blick wurde wieder klar, und ich bemerkte, dass ich immer noch über dem toten Hasen kauerte und ihm sanft mit dem Daumen über die erkaltende Pfote streichelte. Ich zog die Hand zurück und sprang auf.
    Bobby starrte mich noch ein, zwei Herzschläge lang an, dann schnellte seine Pfote vor und schlitzte dem Hasen den Bauch auf. Die Tierversion waidgerechten Ausweidens – oder eines Appetithappens. Erneut ertönte ein Schrei in meinem Kopf, zuerst als die Stimme des toten Hasen, dann verwandelte sie sich in das Schluchzen einer Frau. Ich wandte mich ab, doch es war zu spät.
    Dass ich heute Abend die enthauptete Leiche gefunden hatte, war eine zu starke Erinnerung an die Taten der Einzelgänger. Nun sah ich vor meinem geistigen Auge, wie Krallen durch Fleisch schnitten. Das Fleisch war ohne Fell, blass, menschlich und sehr lebendig. Der Schrei der Frau verstärkte sich vor Schmerz, und euphorisches Schwindelgefühl stieg in mir hoch, als ich den Arm ausstreckte, um noch mehr zarte Haut aufzuschlitzen.
    Nein, ich werde das nicht sehen – werde es nicht fühlen! Nicht noch einmal!
    Fest kniff ich die Augen zu, doch die Bilder, die sich hinter meinen Augenlidern abspielten, konnte ich nicht aussperren. Bobbys katzenhafter, besorgter Ruf verklang in der Ferne, der erste Hinweis darauf, dass ich rannte. Meine Schritte trugen mich mühelos durch den gefrorenen Wald, doch ich konnte den Erinnerungen, die mich verfolgten, nicht entkommen.
    Und es waren Erinnerungen. Nur waren es nicht meine.
    Ich hatte die Erinnerungen in mich aufgenommen, als ich versucht hatte, den Einzelgänger während unseres Kampfs auszusaugen. Mein Geist hatte den seinen berührt, hatte durch seine Augen gesehen, hatte das Hochgefühl gespürt, das ihn durchströmte, wenn er tötete. Nun hatte ich Flashbacks aus der Biografie eines Soziopathen, bei denen ich unter vollem Sinne-Surround in der ersten Reihe saß. Und vor diesen verdorbenen Gedanken würde ich niemals davonlaufen können.

Kapitel 3
    D as Laufen half mir nicht dabei, einen klaren Kopf zu bekommen, deshalb zwang ich mich schließlich, langsamer zu werden. Aus dem tiefen Kratzer an meiner Schulter sickerte mir klebriges Blut vorn am Kostüm herunter. Wahrscheinlich habe ich es ruiniert. Wenigstens brauche ich es dann nie mehr zu tragen. Nachdem ich in weitem Bogen zur Blockhütte zurückgelaufen war, streifte ich mir den Schnee, der an meinen nackten Füßen klebte, an der Fußmatte ab und trat ein.
    »Bobby? Nathanial? Jemand da?«, rief ich, während

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