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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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verschiedene Dinge. Ich konnte es ihm nachfühlen. Wir muteten ihm eine Menge zu, und alles in allem nahm er es gut auf.
    »Die Leiche ist dort oben«, bestätigte Nathanial, als er wieder neben mir landete. Er streckte die Hand aus, als wolle er mich hochheben.
    Ich trat einen Schritt zurück. »Ich finde selbst einen Weg hinauf.« Wenn Degan das konnte, dann konnte ich es schließlich auch. Außerdem, wenn unser Opfer oder möglicherweise der Mörder nicht fliegen konnten, dann mussten sie eine andere Möglichkeit gefunden haben, nach oben zu gelangen.
    Ich ging zurück zum vernagelten Fenster und kniete mich nieder. Der Fußboden war mit verkohlten Holzstücken und Asche bedeckt, in denen deutlich die Umrisse von Fußspuren zu sehen waren. Vielen Fußspuren. Die eckigen Abdrücke von Anzugschuhen stammten von Nathanial und hörten gleich innerhalb des Eingangs auf. Die Spuren von nackten Füßen waren meine. Dann waren da noch drei Spuren von Turnschuhen– eine, die ein zickzackartiges Sohlenmuster in der Asche hinterlassen hatte, eine mit rautenförmigen Abdrücken und eine, der große Teile des Sohlenmusters fehlten, als wären die Turnschuhe abgetragen. Gelegentlich konnte ich eine weitere Spur erkennen, diesmal kleiner, mit spitz zulaufender Schuhspitze, aber die Person mit der Rautensohle war durch diese kleineren Abdrücke gelaufen und hatte sie verwischt.
    Zwei der Turnschuhspuren und die kleinere, spitze Spur verliefen geradlinig, zielstrebig. Die Person, die die Zickzack-Spuren hinterlassen hatte, war im Raum herumgewandert, sodass sich ihr Weg gelegentlich kreuzte.
    Ich warf Degan einen Blick zu. »Lass mich deine Schuhsohlen sehen.«
    Er runzelte die Stirn, hob aber die Füße. Seine Schuhe waren alt, und an manchen Stellen der Gummisohle fehlte etwas. Also sind von ihm die abgetragenen Spuren. Er war dem direkten Weg gefolgt. Ich folgte seiner Spur.
    Die Schritte führten zu einer kleinen Nische, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Eine gusseiserne Wendeltreppe schmiegte sich in die Ecke, vor den Blicken verborgen, wenn man nicht in der Nische stand. Nun, das beantwortet die Frage: »Wie kommt man nach oben?«
    Ich sah zurück zu Degan. »Du bist geradewegs zu dieser Treppe gegangen. Woher wusstest du, dass sie da ist?«
    »Auf die gleiche Weise wie du. Spuren.«
    Wo er recht hatte … Wir waren beide in Firth aufgewachsen, und zumindest in meinem Clan wurde einem Spurenlesen beigebracht, sobald man krabbeln konnte. Ich bezweifelte, dass es bei dem Clan, welcher auch immer Degan verstoßen hatte, viel anders war.
    Vorsichtig erklomm ich eine Stufe nach der anderen und hielt mich dabei mit meiner gesunden Hand fest. Nathanial schwebte durch die Zerstörung hindurch nach oben und landete irgendwo in der Dunkelheit des Obergeschosses. Sobald ich selbst den ersten Stock erreicht hatte, war es leicht, ihn ausfindig zu machen. Er war nicht weit von mir entfernt, ebenso wenig wie die nackte Leiche von dem Foto.
    Nathanial kniete über dem kopflosen Leichnam– dem zweiten in ebenso vielen Tagen. Der Tote lag mit dem Gesicht nach unten, das hieß, wenn er noch ein Gesicht gehabt hätte. Nathanial hob die Hand des Mannes und untersuchte sie kurz, bevor er sie wieder zurück in das getrocknete Blut legte, das die Leiche umgab. Degan folgte mir die Treppe hoch, blieb aber etwas abseits stehen und beobachtete uns schweigend. Der Boden fühlte sich unsicher unter mir an, das vom Feuer geschwächte Holz drohte unter unseren Schritten zu bröckeln, aber es hatte den Vampir und seinen Mörder getragen, also würde es sicher auch uns tragen.
    Nathanial erhob sich, als ich näher kam. »Was riechst du?«
    Ich legte den Kopf zurück. Der Geruch von verrottendem Blut war hier auf diesem Stockwerk stärker, aber er kam nicht gegen den Gestank nach Rauch an, der mir am Gaumen klebte. Darunter allerdings lag ein weiterer Geruch. Etwas Saures und Falsches.
    Ich kniete neben der Leiche nieder, beugte mich dicht darüber und sog tief die Luft ein. »Degan hat recht. Das Blut, das Biana mir ausgelassen hat, und diese Leiche riechen beide verdorben.«
    Degan schüttelte den Kopf. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche. Dasselbe Taschentuch hatte er auch benutzt, um eine Geruchsprobe meines Bluts aus der Wanne zu nehmen. Er schnupperte daran. Dann kniete er sich neben die Blutlache und verglich die Gerüche. »Nicht vollständig gleich.« Er hielt mir das befleckte Tuch hin.
    Fügsam nahm ich es und atmete den Geruch ein. Ich roch

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