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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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geöltes Metall, was mich sofort an Tatius erinnerte und vermutlich sein ihm eigener Körpergeruch war, den ich vorübergehend von ihm angenommen hatte. Ein Hauch von Lavendel legte sich mir auf den Zungengrund– was vermutlich von der Person stammte, von der auch immer Tatius sich zuvor genährt hatte. Ein weiteres Durcheinander von Gerüchen wogte durch meine Sinne, manche davon waren Teil meines eigenen Körpergeruchs. Und über allem hing ein saurer, moschusartiger Geruch, zäh und schwer genug, dass sich mir vor Ekel die Zunge zusammenzog, aber Degan hatte recht. Die Gerüche waren ähnlich, aber an dem Blut, das um die Leiche herum trocknete, war etwas ein wenig anders. Etwas Zusätzliches, etwas Bittereres als der Geruch in meinem Blut.
    All das sagte ich, worauf Nathanial nickte und dann wieder zu seiner Untersuchung der Leiche zurückkehrte. Nachdem er die Oberschenkel des Mannes gespreizt und die Innenseite der Beine untersucht hatte, drehte er ihn um. Nathanial war stark genug, um den großen Mann herumzuwälzen, dennoch war es ein unangenehmes Gewicht. Eine Hand der Leiche fiel schlaff zur Seite und klatschte mit einem Übelkeit erregenden Laut auf den Boden.
    »Wonach suchst du?«, fragte ich, als Nathanial seine Suche entlang der Vorderseite des Mannes fortsetzte.
    »Er weist keine Male auf. Keine Bissspuren, keine Schnitte, keine Anzeichen dafür, dass er überhaupt mit seinem Angreifer gekämpft hat.« Nathanial deutete auf die Hände des Mannes.
    Die Fingernägel waren lang für einen Mann, aber sauber und nicht abgebrochen– keine Hautfetzen oder Blut unter ihnen, soweit ich sehen konnte. Wir konnten nicht sicher sein, ob der Kopf, der der Sammlerin geschickt worden war, irgendwelche Verletzungen aufwies, aber wir hatten den Rest des Körpers. Einen Körper ohne die geringsten Verteidigungsspuren.
    Ich stand auf und ging um die Leiche herum. »Also, was jetzt, er stand einfach nur da und ließ sich von jemandem den Kopf abschneiden?«
    »Sein Herz schlug nicht mehr, als er geköpft wurde«, warf Degan ein, der langsam näher rückte.
    »Woher weißt du das?«
    »Du hast doch schon mal Wild gejagt«, sagte er und verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. »Was passiert, wenn du eine Schlagader durchtrennst?«
    Ich runzelte die Stirn. »Blut spritzt.« Ich warf einen Blick zur geschwärzten, aber niedrigen Decke über uns, dann auf den Fußboden um die Leiche herum.
    Es gab keine Blutspritzer– nur die Lache um den Leichnam herum, die eindeutig aus seinem Hals geflossen war. Die Blutlache war nicht groß genug, um alle verräterischen Blutspritzer während einer Enthauptung zu überdecken.
    Degan hatte recht. Das Herz des Vampirs hatte nicht geschlagen.
    »Könnte es sein, dass er geschlafen hat, als er getötet wurde?« Fragend sah ich Nathanial an. Vampire fielen in eine Art Erstarrung während des Tages. Der Ausdruck »wie tot schlafen« traf es ziemlich gut. Keine Bewegung, kein Bewusstsein, und sehr wenig in Sachen Puls. Wenn das Herz des Vampirs langsam genug geworden war, dann hatte es vielleicht nicht genug Druck erzeugt, um Blut hervorspritzen zu lassen.
    Nathanial schüttelte den Kopf und deutete zur Wand. »Die Fenster sind auf diesem Stockwerk nicht vernagelt. Tagsüber fällt Sonnenlicht herein.«
    »Er könnte hierhergebracht worden sein. In einem Sarg vielleicht? Wenn er hergebracht wurde, bevor es ganz dunkel war, er aber noch schlief?«
    Wieder schüttelte Nathanial den Kopf. »Ich kenne diesen Vampir. Er war ein Krieger-Meister. Alt und mächtig genug, um lange vor der Dämmerung aufzuwachen.« Erneut beugte er sich über den Leichnam. »Sieh dir das an.«
    Ich trat an seine Seite, sah aber nicht, was sein Interesse geweckt hatte. Er deutete auf einen Fleck direkt unterhalb der Hüfte, und als ich mich tiefer beugte, entdeckte ich ein kleines Loch, nicht viel größer als eine große Pore. Aber Vampire hatten keine Poren. »Die Einstichstelle einer Nadel?«
    Nathanial antwortete nicht, sondern beugte sich näher über die Wunde.
    Ich erhob mich wieder. »Du hast diesen Ort hier durchsucht, hast du irgendetwas gefunden?«, fragte ich Degan.
    Er zeigte auf eine Stelle in der Ecke. »Seine Kleider.«
    Ich ging hinüber und starrte auf den kleinen Stapel aus Kleidungsstücken. Einen Stapel zusammengefalteter Kleidungsstücke. Einschließlich eines Paars Turnschuhe Größe fünfundvierzig. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Killer ihn auszog, nachdem er ihn geköpft

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