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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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unheimliche Gefühl verschwand nicht. Tatsächlich wurde es immer schlimmer, als wäre irgendetwas unangenehm Heißes in meinen Körper gekrochen.
    Was zum Teufel …? Ich zog Nathanials Hemd aus und rieb mir über die nackten Arme, die Oberschenkel, den Bauch. Das Gefühl von Flammen, die an meiner Haut leckten, wurde nur noch heftiger. Es war eher ein gereiztes Brennen als richtiger Schmerz, die kribbelnde Empfindung, dass etwas falsch war.
    Das Gift? Beim Einschlafen hatte ich mich noch nicht so gefühlt.
    Ich rannte regelrecht ins Badezimmer, drehte die Dusche voll auf und begab mich unter den Wasserstrahl. Es half nicht. Ich konnte nicht einmal lange genug stillstehen, um mir die Haare zu waschen.
    Also stieg ich wieder aus der Dusche, ohne das Wasser abzustellen, und zog eine nasse Spur hinter mir her, als ich zurück ins Schlafzimmer hastete. Ich durchwühlte Nathanials Kommode und klaute mir ein weiteres Unterhemd. Dann schnappte ich mir den Mantel, den ich in der Nacht zuvor getragen hatte, und zog ihn über das dünne Hemd. Der Saum des Mantels klebte mir an den nassen Knöcheln, als ich den abgedunkelten Teil des Hauses verließ.
    Ich sah in jedem Zimmer nach, an dem ich vorbeikam, aber Nathanial war in keinem davon. Hatte er sich entschieden, zu Tatius zu gehen? Ohne mich? Ich tigerte um die Wohnzimmercouch herum und rieb mir die Arme durch den dicken Mantel hindurch. Die winzigen Feuerzungen, die unter meine Haut krochen, wurden schneller, stechend und kribbelnd.
    Ich tigerte schneller. Bewegung half.
    Ich muss hier raus.
    Der Gedanke hatte kaum genug Zeit gehabt, in mein Bewusstsein zu dringen, als ich mich auch schon dabei ertappte, dass ich die Vordertreppe hinuntersprang und die Tür hinter mir zuschlug. Barfuß ging ich in die Dunkelheit, durch den Schnee, über den Hof, durch das Tor und hinaus auf den eisigen Bürgersteig. Ich hielt nicht einmal an, um darüber nachzudenken, in welche Richtung ich gehen sollte. Allein dass ich mich bewegte, war wichtig, nicht welches Ziel.
    Während ich marschierte, wurde das Brennen schwächer, dann verblasste es so weit, bis es nur noch leicht unangenehm war. Ich bog in eine weitere Straße ab und blieb stehen.
    Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Will ich denn erwischt werden? Ich drehte mich um und wollte mich gerade auf den Rückweg machen, als die Flammenzungen auf meiner Haut mit voller Wucht zurückkehrten. Stärker als eine Reizung. Stärker als Schmerz. So heftig wie Höllenqualen.
    Keuchend ging ich in die Knie.
    »Bei allen Sternen, was zum Teufel ist das?«, flüsterte ich, während ich blinzelnd auf den Schnee unter meiner Nase starrte.
    Einen roten Schleier aus Schmerz vor den Augen rappelte ich mich auf und humpelte vorwärts. Ich achtete nicht darauf, wohin ich ging. Es war mir egal. Mit der Schulter drückte ich ein hölzernes Tor auf, zwängte mich hindurch, und der Schmerz verschwand.
    Beinahe wäre ich vor Erleichterung zusammengebrochen. Aber wo bin ich? Ich sah mich um. Unter der Schneedecke konnte ich gerade noch die Umrisse einer riesigen Rutsche erkennen.
    Ein Spielplatz?
    Meine Füße hinterließen eine einsame Spur im Schnee, als ich auf eine Spielburg in Form eines Piratenschiffs zusteuerte. Neben dem Klettergerüst hingen ein paar schneebedeckte Schaukeln; offensichtlich spielten die Kinder hier im Winter nicht. Die erste Schaukel hing nur noch an einer Kette, aber die zweite war in Ordnung, also wischte ich den Schnee weg und setzte mich.
    Plötzlich traf mich etwas so heftig in den Rücken, dass es mich von der Schaukel katapultierte. Was zum …? Ich landete auf den Füßen und wirbelte herum, die Hände zu Fäusten geballt. Direkt hinter der Schaukel stand eine geduckte Gestalt, die Arme immer noch so ausgestreckt, wie sie mich geschubst hatte. Ich verlagerte mein Gewicht kampfbereit auf das hintere Standbein und hob die Fäuste, als die Gestalt die Schaukel beiseitestieß.
    »Hey, Schätzchen, nicht gleich aggressiv werden! Ich wollte dich nicht in den Schnee schicken. Dachte nur, du könntest einen kleinen Schubs gebrauchen.«
    Diese Stimme kannte ich. »Avin?«
    »Leibhaftig.«
    »Was machst du hier?« Von allen Orten und Leuten der Welt, warum sollte ich ausgerechnet auf einem Spielplatz einen Nekromanten treffen?
    »Hab auf dich gewartet, Schätzchen. Du hast dir jedenfalls mächtig viel Zeit gelassen, auf meinen Ruf zu reagieren.«
    Ruf? Als ich ihn nur verständnislos anblinzelte, hob er eine behandschuhte Hand. Er

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