Braut der Schatten
einem seiner fauligen Fangzähne auf den fossilienartigen Bart hinab. Caspion wirkte großspurig. Der arme Lykae wand sich in Morganas Griff und schnaufte verwirrt. Hatten seine Warlock-Herren eine gute Wahl getroffen, oder würde der ehemalige Mensch für ihren Fehler mit dem Tod büßen? Der Feuer- und der Steindämon wirkten auf den ersten Blick stoisch, doch ihre sich windenden Hörner verrieten ihre Panik.
Diese ganze Situation brachte Bettina schier um. Sechs Schwerter an sechs Kehlen? Dieses Urteil würde unanfechtbar sein, ohne Wenn und Aber.
Das alles würde vorbei sein, ehe sie es überhaupt fassen konnte.
Cas wagte es sogar, ihr zuzuzwinkern. Was auch immer er ausgesucht hatte, würde vermutlich leicht als sein Geschenk zu erkennen sein.
Den Göttern sei Dank dafür.
Aber womöglich hatte Dakiano keine gute Wahl getroffen. Ihre Entscheidung konnte dafür sorgen, dass dieses Schwert seinen Hals durchschnitt – den Hals, den sie geküsst hatte, an den sie ihr Gesicht geschmiegt hatte, als er ihr unsägliche Lust bereitet hatte.
Sollte sie nie wieder sehen, wie sich seine teuflischen Augen schwarz vor Emotionen färbten?
Ihre eigenen Augen füllten sich hinter der Maske mit Tränen. Warum nur fiel ihr diese Entscheidung zu?
»Und nun – die Geschenke!«, rief Morgana.
Eine Gruppe von Wachen schritt mit den Gaben auf die große Tribüne zu. Einer von ihnen hielt einen Umschlag in Händen, einer ein samtiges Schmuckkästchen und ein weiterer führte zwei Hengste, deren Fell eine seltene Silberfärbung aufwies – ein exquisites Paar. Als Nächstes kam ein Wagen, dessen Wände sich unter der Last des Goldes bogen. Es war so viel Gold, dass sogar sie die Brauen hob. Dahinter kam ein Phönix, dessen Federn in so leuchtenden Farben erstrahlten, dass sie beinahe ihre Augen abschirmen musste.
Und zuletzt: ein unförmiger Leinensack?
Die Menge begann zu tuscheln und zu murmeln. Sämtliche Dämonen reckten die Hälse, um den Sack besser sehen zu können.
Schon jetzt hatte Bettina ein Urteil über eine der Gaben gefällt, ein tödliches Urteil. Liebe Götter, und wenn dies das Geschenk des Vampirs war? Vielleicht stand Trehan Dakiano kurz vor dem Tod?
Erst als ihr klar wurde, wie sehr sie sich davor fürchtete, konnte sie zugeben, dass zwischen ihnen tatsächlich eine unwiderstehliche Verbindung bestand. Vielleicht war es wirklich das Schicksal oder bloß seine Erweckung, oder zwischen ihnen stimmte einfach nur die Chemie – was auch immer es war, sie wollte es tiefer ergründen.
Doch vielleicht würde sie diese Chance niemals bekommen.
Morgana öffnete den Umschlag und verkündete mit eindringlicher Stimme: »
Für das Publikum: Der Umschlag enthält zwei Karten für Deadmau5. Dead mau fünf?
«
»Deadmouse«, korrigierte Bettina sie flüsternd. Ein Techno Act, den sie in der sterblichen Welt hatte sehen wollen. Offensichtlich Cas’ Geschenk. Heute Abend würde ihm nichts Schlimmes zustoßen.
Doch ihre Erleichterung in Bezug auf Cas vermochte ihre Sorge um Dakiano nicht zu verringern.
Als Nächstes öffnete Morgana das Schmuckkästchen und verkündete: »
Die Kronjuwelen der vor langer Zeit gestürzten Friedensdämonarchie.
« Sie legte sie auf den Tisch, sodass Bettina sie genauer betrachten konnte. »Sieh dir die kleinen Schätze nur an, Bettina!« Sie war so fröhlich, als wären diese Geschenke für sie bestimmt. »Ist das nicht großartig? Wo du Schmuck doch so liebst.«
Sicher, aber Bettina bekam ihn nicht gerne geschenkt. Die Qualität war ihren Kreationen immer unterlegen, und am Ende würde Bettina dieses Geschenk doch nur einschmelzen.
Sie zuckte mit den Schultern. Morgana verdrehte die Augen und rief: »
Das Nächste!
«
Ein Soldat führte die Pferde zu ihr hinüber.
»
Seht, die unvergleichlichen Hengste des Königs der Feyden, gestohlen aus dem legendären Reich Draiksulia.
« Über die Schulter hinweg sagte sie: »Sieh dir nur die Ponys an!«
Traurigerweise mochte Bettina Pferde nicht, und sie war sogar ziemlich sicher, dass diese sie selbst sogar hassten. Als sie noch klein war, war sie einmal abgeworfen worden und seitdem nie wieder in den Sattel gestiegen.
»Tänzelnde Ponys für Bettina?«, fragte Morgana. »Nein? Wirklich nicht?«
Als Bettina wiederum nur leicht mit den Achseln zuckte, setzte Morgana eine gramerfüllte Miene auf. »Aber sieh doch, wie sie tänzeln.«
Bettina sah dieser Tage eine ganze Reihe neuer Facetten der großen Sorcera. Bisher war Morgana einfach
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