Braut der Schatten
…«
»Ich werde Goürlavs Gabe auf jeden Fall an die letzte Stelle setzen«, informierte Bettina ihre Patin. »Dann bin ich ihn endlich los.«
»Bedauerlicherweise musst du ehrlich antworten.« Morgana nippte an ihrem Kelch. »So wie die Bedingungen des Vertrags die Wettstreiter zwingen, zurückzukehren – wie auch immer ihre Aussichten sein mögen –, wirst du gezwungen sein, die Wahrheit zu sagen.«
Ihre Aussichten? Sie kehrten zu einer Fünfzig-fünfzig-Chance auf den sicheren Tod zurück. Eine grauenhafte Angst erfüllte sie.
Selbst wenn Cas absolut in Sicherheit war, was sollte sie nur tun, wenn Dakiano ihr etwas darbot, das sie verabscheute?
»Außerdem«, fuhr Morgana fort, »wirst du nicht erfahren, welcher Bewerber dir welches Geschenk darbringt.«
»
Was?
«
27
Trehan hatte nur wenige Optionen.
Er hatte das »Geschenk« für Bettina schon besorgt, aber es war von der Art, die mit einer Erklärung und viel Fingerspitzengefühl übergeben werden musste, weil ihre Reaktion sonst möglicherweise nicht so gut ausfallen würde.
Schreie, Ohnmacht, Übelkeit – alles war möglich.
Er wusste, dass seine Braut zuweilen … unberechenbar war. Doch sie hatte von seiner Gabe geträumt, und ihre Paten würden begeistert sein.
Sämtliche Wesen der Mythenwelt würden Bescheid wissen.
Wenn Trehan Raum und Morgana mitteilen wollte, dass er der Mann war, dem sie ihr Mündel anvertrauen sollten, dann war dies ein guter Zug.
Doch wenn er an Bettinas Ängste dachte, überkamen ihn Zweifel. Der stets kühle, stets logische Trehan war unfähig, eine Entscheidung zu treffen.
Ist dies ein von der Vernunft gelenkter Spielzug?
Oder möchte ich lediglich demonstrieren, was ich allein ihr schenken kann – und es vor dem gesamten Reich demonstrieren?
War es selbstsüchtig – oder wagemutig?
Noch zwei Minuten. Vielleicht bekam er die Möglichkeit, sie darauf vorzubereiten. Er würde es darauf ankommen lassen müssen.
Er atmete tief aus und translozierte sich ins Allerheiligste zurück, den Sack über die Schulter gelegt. Zu seiner Enttäuschung war es ihm nicht möglich herauszufinden, was die anderen mitgebracht hatten. Widerwillig übergab er den Sack an die Diener und kehrte in den Ring zurück.
Sämtliche Wettstreiter wirkten hochzufrieden mit ihren Geschenken, bis auf den vor Schmutz starrenden Lykae, der wie immer tollwütig und halb betäubt wirkte.
Morgana erhob die Hände über den sechs Männern und befahl: »Kniet nieder.«
Keiner von ihnen folgte dem Befehl. Trehan tauschte sogar einen Blick mit Goürlav aus:
Was soll die Scheiße?
Trehan Dakiano kniete vor nieman…
Plötzlich verpürte er einen unbeschreiblichen Druck, als ob ihn ein Hieb mit dem Schmiedehammer auf beide Schultern getroffen hätte. Seine Beine versagten ihm völlig den Dienst, und seine Knie knallten auf den Boden. Auch seine Gegner gingen zu Boden; der Feuerdämon trug sogar eine ausgerenkte Schulter davon. Der Boden bebte, als Goürlav auf die Knie gezwungen wurde.
Das Gold, das Morganas Körper zierte, vibrierte; erhitzte Luft schimmerte um sie herum. Trehan spürte ihre Macht, die sie alle umgab. Rasch, heftig … dunkel.
»Vielleicht gehorcht ihr ja nächstes Mal sofort, wenn eine Königin euch einen Befehl erteilt. Wer den nötigen Gehorsam verweigert, tut dies auf eigene Gefahr.«
Den Bewerbern wurden mit einem Ruck die Arme auf den Rücken gerissen und ihre Handgelenke durch Zauberei gefesselt. Wie aus dem Nichts tauchten sechs Schwerter auf und glitten durch die Luft, bis sie genau vor den Wettstreitern schwebten.
Ein Schwert an der Kehle jedes Mannes.
Wenn Trehan auch nur schluckte, würde er sich damit selbst die Kehle aufschneiden. Aus den Augenwinkeln erspähte er einen Trupp von Kriegern, die bereit waren, etwaige Kinder des Schreckens zu bekämpfen, sollte Goürlavs Blut vergossen werden.
Jetzt war alles bereit.
Sobald Bettina ihre Entscheidung getroffen hatte, würden drei Köpfe rollen.
Als die sechs endlich wieder zurückkehrten, stand Bettina kurz davor zu hyperventilieren. Es trug auch nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden bei, dass Dakiano diese Runde Sorgen zu bereiten schien, wie an seinen zusammengekniffenen Augenbrauen deutlich zu erkennen war.
Bislang war er immer so selbstbewusst gewesen. Jetzt kam es ihr so vor, als ob er geradezu verzweifelt versuchte, ihr etwas mitzuteilen.
Goürlav war außer sich vor Wut, seine gelben Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen, und Speichel tropfte von
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