Braut der Schatten
– erfahren.
In der Tat, es gibt ein Problem.
Lothaires Frau war Elizabeth Peirce, ein Mensch, eine einfache junge Frau aus den Bergen. Für eine Sterbliche war sie hübsch, mit langem dunklem Haar und intelligentem Blick.
Aber Menschen kamen so leicht ums Leben.
Unglücklicherweise war es nahezu unmöglich, sie in einen Vampir zu verwandeln. Frauen überlebten die Wandlung grundsätzlich nur selten, und mit dem Blut der Horde niemals, weil es so verdorben und dunkel war.
Lothaire befand sich tatsächlich auf einer Art Mission. Trehan hätte seine Seele darauf verwettet, dass der Erzfeind nach einem Weg suchte, seine Frau unsterblich zu machen.
Lothaires Mission, zusammen mit seinem Wahnsinn, hatte zu einigen heiklen Vorfällen geführt. Um für seine und Elizabeths Sicherheit zu sorgen, waren die Cousins gezwungen gewesen, heimlich zu intervenieren – bis zu dem Moment, als Geheimhaltung nicht länger möglich war.
Jetzt wusste der Erzfeind mit Sicherheit Bescheid, dass sie ihn verfolgten …
Doch unter dem Einfluss seiner Braut heilte der Vampir von Tag zu Tag mehr. Zuweilen hatte er sich als ebenso berechnend wie jeder andere Dakier erwiesen.
Zu seinen Gunsten sprach, dass Lothaire mächtiger war als jeder andere Vampir und einen beeindruckenden Regenten abgeben würde. Gegen ihn sprach jedoch, dass er nach wie vor überaus blutdürstig war – in jedem Sinn des Wortes.
Dennoch hatte sich Mirceo bereits dafür ausgesprochen, Lothaire zum König zu machen.
»Ein rotäugiger König, der andere ungestraft beißen kann? Auf meinem Stimmzettel steht ein dickes, fettes Ja«, hatte Mirceo mit einem Augenzwinkern verkündet und damit seine drei älteren Cousins zutiefst schockiert.
Trehan hatte ihn finster angestarrt. »Beißen ist nicht … Dakier beißen andere einfach nicht«, hatte er gesagt. Sogar ihm selbst war aufgefallen, wie prüde und altmodisch er geklungen hatte. »Unser reines, unverdorbenes Blut unterscheidet uns von der Horde.«
»Wirklich, Onkel? Du weißt, dass Dakier, die ihren Gefährten gefunden haben, das Blut des anderen kosten müssen. Selbst wenn niemand darüber spricht. Vielleicht wird das Bluttrinken mit einem König wie Lothaire nicht länger tabu sein.«
»Der Austausch von Blut kann versehentlich geschehen«, hatte Stelian zugegeben, »aber ein Biss wird bewusst ausgeführt. Wir stehen über solchen Bedürfnissen.«
Ich offensichtlich nicht.
Vielleicht floss in Trehans Adern ja das Blut der Horde?
Viktor war unentschlossen gewesen. »Er ist viel schlimmer, als ich gedacht hatte. Ich würde diesem Plan nur unter der Bedingung zustimmen, dass er einen Weg findet, wie er die Frau zu seiner Gefährtin machen und ihr zur Unsterblichkeit verhelfen kann. Oh, und wir müssen ihm so viele wichtige Informationen wie nur möglich vorenthalten.« Warum? »Damit er einen Grund hat, uns am Leben zu lassen.«
Stelian war inzwischen absolut gegen Lothaire.
Und Trehan?
Ich bin … bereit.
Neuer Herrscher hin oder her, das Königreich war nicht länger Trehans Herr. Er war jetzt frei, um mit Leib und Seele einer anderen zu dienen, einem Halbling mit großen Augen, einer Frau, für die er töten würde, um sie zu besitzen.
Um sie zu beschützen.
Zeii mea, ich will sie für alle Zeit beschützen.
Heute hatte er endlich damit begonnen.
»Willkommen zur großenMorgana-Show!«, verkündete ihre Patin.
Bettina seufzte. Das wird eine lange Nacht. Sie blickte sich auf der Haupttribüne um, nahm alle Veränderungen zur Kenntnis, die Morganas Lakaien im Laufe des Tages vorgenommen hatten.
Banner der Sorceri in Blutrot und Violett hingen überall wie Farbspritzer auf der grauen Leinwand von Abaddon. Kristallene Kuppeln schwebten über den riesigen Fackeln und warfen funkelnde Prismen über alles.
Bildete sie sich das ein, oder hatte sich der Banketttisch der Sorceri verlängert, während der Tisch der Dämonen kürzer geworden war? Außerdem mussten die Dämonen bei diesem Festmahl ohne Fleisch auskommen, was Bettina als unnötig grausam empfand.
Raum saß neben Bettina auf dem Podium. Sein Kelch klebte ihm sozusagen im Gesicht. Er bewegte sich geradewegs auf den Streitaxtmodus zu und warf Morgana immer wieder finstere Blicke zu.
Irgendetwas musste zwischen den beiden vorgefallen sein, von dem Bettina nichts wusste.
Morgana war an diesem Abend bestens aufgelegt und trug ihre eindrucksvollsten Kleidungsstücke. Ihr goldenes Bustier war mit Diamanten besetzt – sie nannte es ihren
Weitere Kostenlose Bücher