Braut der Schatten
»Walkürentöter« –, und ihr langer Rock war über und über mit Diamanten bestickt, und zwar mit Hunderten von Diamanten, als wären es lediglich Pailletten.
Auf ihrem Gesicht waren Saphire in Form einer Maske befestigt. Ihre Augen funkelten vor Belustigung und ließen die Edelsteine erstrahlen. Doch das Beeindruckendste war ihr Kopfputz: ein Fächer aus Gold, der mit nicht zueinander passenden Juwelen besetzt war. Dabei handelte es sich um ausgesuchte Erbstücke aller Mythenweltbewohner, die sie im Laufe ihres langen Lebens getötet hatte.
Bettina war nicht imstande, das Stück alleine anzuheben. Drei Inferi waren nötig gewesen, um es auf Morganas Schultern zu hieven. Doch die Sorcera trug es gewohnt souverän.
Jetzt legte Morgana eine Hand an ihr Ohr. »Ich sagte ›Willkommen zur Morgana-Show!‹«
Die Sorceri jubelten wie verrückt, als ob ihr Leben davon abhinge.
Überaus weise.
Offensichtlich unzufrieden mit dem Applaus verkündete sie: »Ich bin es, die die vorangegangene
Floorshow
finanziert hat …«
Die Menge begann, wild zu jubeln und mit den Füßen zu trampeln.
Ich schätze, meine Untertanen stehen auf Floorshows. Gut zu wissen.
»Ruhe!«, befahl Morgana. Augenblicklich wurde es still. »Die heutige Runde nennt sich Damenwahl. Sie wird weitaus spannender, intensiver und leidenschaftlicher sein als die vorangegangenen gewöhnlichen Runden.« Ein verschlagener Blick auf Raum. »Es handelt sich um einen geistigen Wettstreit. Der einzige Muskel, der dabei benutzt wird, ist
das Gehirn
.«
Endlich würde Bettina erfahren, worum es hierbei ging.
Morgana winkte den Wachen am Tor zum Allerheiligsten. »Lasst die Wettstreiter eintreten.« Die sechs verbliebenen Männer traten nacheinander heraus und bildeten eine Linie unter der großen Tribüne: Goürlav, der Lykae, der verbliebene Feuerdämon, der letzte Steindämon, Caspion und Dakiano.
Allein der Anblick des Vampirs versetzte ihr einen Stich. Was bedeutete …
Ich werde mich heute Abend nicht nur um Cas sorgen.
Diesmal sah Dakiano sie nicht an, sondern starrte in die neblige Nacht hinaus. Offenbar war er beunruhigt. Was war ihm heute nur zugestoßen? Was war der Grund für die innere Unruhe, die Salem bei ihm festgestellt hatte?
»Sechs von euch werden antreten. Drei werden sterben«, verkündete Morgana. »Die Regeln sind einfach. Ihr habt zehn Minuten, um mit einer Gabe für Prinzessin Bettina hierher zurückzukehren. Sie wird diese bewerten und in eine Reihenfolge bringen, von ihrem Favoriten bis zu dem Geschenk, das ihr am wenigsten zusagt. Die drei, deren Geschenk auf den letzten Plätzen landet, werden ihre Köpfe verlieren.«
Bettina wäre beinahe der Unterkiefer heruntergeklappt. Es war eine Sache, zuzusehen, wie sich die Männer bis auf den Tod bekämpften, aber entscheiden zu müssen, wer sterben sollte, war etwas vollkommen anderes.
»Wusstest du davon?«, zischte sie Raum zu.
Er tätschelte ihre Hand und mied ihren Blick. »Das ist vorbei, ehe du dichs versiehst, mein Mädchen.«
Am heutigen Abend hatte Morgana sie zur Richterin und Jury zugleich erklärt. Für drei Lebewesen. Da konnte Bettina diese auch gleich selbst exekutieren.
Während Bettina neben Raum vor sich hinkochte, fuhr Morgana fort: »Wer heute Abend siegt, nimmt automatisch am Finale teil, das er gegen den Sieger des morgigen Halbfinales bestreitet.«
Cas sah Bettina in die Augen und formte mit den Lippen die Worte:
Ich bin im Finale
. Er hatte allen Grund, froh zu sein, denn er wusste, er war in Sicherheit. Selbst wenn er ihr eine Handvoll Dreck bringen würde, wäre sie begeistert.
»Der Zweitplatzierte gewinnt einen Rundgang durch Rune, bei dem er noch heute Abend von Prinzessin Bettina höchstpersönlich herumgeführt wird.«
Rundgang? Rundgang!!!
»Ihr werdet eure Gaben ins Allerheiligste bringen und dann hierher zurückkehren.«
Dakianos Gesicht war so unbewegt wie immer, aber seine Augen glühten schwarz. Bettina spürte, dass diese Herausforderung ihn überrumpelt hatte.
»Die Runde beginnt
jetzt
.« Das große Horn unterstrich Morganas Worte.
Sobald sich die Wettkämpfer auf den Weg gemacht hatten – ob sie nun davongeeilt waren, sich forttransloziert hatten oder weggeschleppt worden waren –, wandte sich Morgana Bettina zu.
»Nun gilt es abzuwarten, wie gut deine ›Verehrer‹ dich kennen. Es reicht schon so wenig, um eine Sorcera glücklich zu machen. Dazu brauchen wir nur Gold, Wein, Gold, leuchtende Farben, Belustigung, Gold, Macht
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