Braut der Schatten
Königreich unternehme.«
»Was für eine Art Mission?«
»Ich soll einen Nymphenschwarm an einem Ort namens Louisiana infiltrieren!«, sagte sie atemlos. »Ich weiß allerdings nicht genau, warum. Er sagte nur, diese Aufgabe würde jemandem wie mir ›die Augen öffnen‹.«
Einen Schwarm von Nymphen infiltrieren?
Nur über meine Leiche.
Kosmina würde der Schock umbringen, noch ehe sie der Seuche zum Opfer fallen konnte.
Abgesehen von all seinen anderen Fehlern besaß ihr neuer König also auch noch einen ziemlich perversen Sinn für Humor. »Darüber sprechen wir
später
.«
Und zwar ebenfalls um deinen dreihundertsten Geburtstag herum.
Seine Stimme musste ziemlich schroff geklungen haben, denn sie erbleichte.
Deine Wut lauert stets direkt unter der Oberfläche, nicht wahr, Trehan?
Er bemühte sich um einen ausgeglichenen Tonfall, als er weitersprach. »Es besteht kein Grund, etwas zu übereilen, Kosmina. Eine Veränderung nach der anderen, okay?«
»Oh. Selbstverständlich, Onkel.« Sie war so klug, das Thema nicht weiter zu verfolgen.
Am Eingang zum Hof nickte sie ihm ermutigend zu und translozierte sich davon.
Als Trehan den riesigen Platz betrat, saß Lothaire auf seinem Thron und Elizabeth auf seinem Schoß. Sie nahm nur selten auf ihrem eigenen Thron Platz, einer femininen Version von Lothaires.
Der neue König hatte die alten, hochverehrten Throne ihrer Vorfahren ausrangiert und neue nach seinen eigenen Vorstellungen bauen lassen. Sie waren beide mit vergoldeten Schädeln verziert, nur dass Elizabeths Schädel »zierlicher« waren.
Die beiden Regenten waren so sehr ineinander verliebt, dass einem schlecht werden konnte. Wie gewöhnlich waren sie gerade in eine Unterhaltung vertieft und nahmen von der Welt um sie herum nur wenig Notiz. Lothaire streichelte mit dem Daumen über ihre Unterlippe, während sie ihm das helle Haar aus der Stirn strich.
Sie bekommen einfach nicht genug davon, einander zu berühren.
So war es bei Trehan und Bettina ebenfalls einmal gewesen.
Auch wenn sich der Umgang mit Lothaire schwierig darstellte, so war Elizabeth intelligent, amüsant und freundlich. Sie lernte bereits Dakisch und hatte ihre neu erworbene Unsterblichkeit gut verkraftet. Außerdem hielt sie Lothaire in Schach.
Erst gestern hatte er vor dem versammeltem Hofstaat verkündet, dass er gerne »etwas töten würde. Irgendetwas!«
Elizabeth war mit ihrem Zeigefinger über seine Brust gefahren und hatte in ihrem Virginia-Akzent geschnurrt: »Dann lass uns die Zeit totschlagen, Liebling. In unserem Schlafzimmer.«
Lothaires Augen hatten rot aufgeblitzt, und im nächsten Moment hatte er sie davontransloziert.
Jetzt sagte er gerade zu ihr: »Eine Frage bleibt noch: Sollen wir die Tore Dakiens öffnen?« Er sehnte sich danach, der ganzen Mythenwelt von Dakiens Existenz zu berichten. Während einem seiner Tobsuchtsanfälle hatte er einmal geschrien: »Ich bin König über ein verficktes Königreich, von dem niemand weiß! Ich bin der Baum im Wald, der in aller Stille umfällt – wenn niemand da ist, der zerquetscht werden kann!«
Lothaire legte beide Arme um sie und zog sie noch enger an sich. »Ich möchte deine Meinung hören, Lizvetta.«
»Du fragst ja nur, weil du Angst hast, ich könnte dir noch mal den Kopf abschlagen.«
»Das ist richtig. Aber es gefällt mir auch, wie dein verschlagenes Köpfchen funktioniert.«
»Ich finde, eine ›Soft Opening‹ wäre eine gute Lösung«, sagte sie. »Du weißt schon, so wie in diesen schicken Restaurants vor der offiziellen Eröffnung.«
Er tippte sich mit einer schwarzen Klaue gegen das Kinn. »Soft Opening. Ja.«
»Wir könnten Leute, die hereinkommen ja … ich weiß auch nicht … erst mal in Quarantäne schicken, damit wir sicherstellen, dass sie nicht diese Vampirseuche einschleppen.«
Mit einer Bewegung, die Elizabeth als Sterbliche zu Mus zerquetscht hätte, riss Lothaire sie noch enger an seine Brust. »Meine schlaue kleine
Hinterwäldlerin
.«
»Halt die Klappe, Leo.« Das war ihr Kosename für ihn, hergeleitet aus den Anfangsbuchstaben seines Namens – Lothaire der Erzfeind – in Kombination mit einem O, weil das besser klang, wie sie selbst erklärt hatte. Er war einer der am meisten gefürchteten Schurken des ganzen Mythos, doch sie durfte sich ungestraft über ihn lustig machen.
Und Lothaire genoss es.
Sie wollten einander gerade küssen, daher räusperte Trehan sich schleunigst.
»Ah, Cousin Trehan.« Auch wenn Lothaires rote Augen
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