Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
Vom Netzwerk:
falschen Eindruck vermitteln. Außerdem wollte sie nicht, dass andere von ihrer Angst erfuhren. In der Mythenwelt wurde Angst mit Schwäche gleichgesetzt, und Schwäche wiederum bedeutete am Ende den Tod, sogar für eine Unsterbliche.
    Hier sind überall Leute
, sagte sie zu sich selbst,
nichts kann mir etwas antun.
Andererseits hatte sie sich auch in Rufweite einer großen Menschenmenge befunden, als die vier sie angegriffen hatten.
    Bettina erinnerte sich daran, wie sie sich gemeinsam mit Freundinnen fertig gemacht hatte, ehe sie an jenem Abend ausgegangen war.
Ein Rave draußen in einem Mohnfeld – was konnte da schon schiefgehen?
    Auch wenn ihre Knochen nahtlos verheilt waren, konnte sie in Momenten wie diesen schwören, dass sie an den Bruchstellen immer noch Schmerzen spürte.
    Sie rieb sich die Arme und ging einige zögernde Schritte weiter. Ihre Atemzüge wurden immer flacher, die Angst drückte zentnerschwer auf ihren Brustkorb. Angst und Wut – auf die Vrekener, die aus ihr eine andere gemacht hatten, und auf sich selbst, weil sie nur noch ein Schatten der alten Bettina war.
    Sie war einmal mutig (na ja, mutig
er
) gewesen, hatte gern gelacht, war im Großen und Ganzen glücklich gewesen. Niemals hätte sie sich vorstellen können, einmal so zu enden: als ein furchtsames, lebensunfähiges Wrack.
    Schiere Willenskraft befähigte sie, noch ein paar Schritte weiterzugehen. Doch als sie vor einem hell erleuchteten Laden ankam, erstarrte sie davor und verharrte in seiner Sicherheit, als ob sie dort festgewachsen wäre.
    Schon bald würde jemand kommen, mit dem sie weitergehen könnte.
Ganz sicher. Und jetzt denk einfach an etwas anderes.
    Während sie Interesse für kleine Figuren heuchelte, die auf einem Regal zur Schau gestellt wurden, kehrten ihre Gedanken zu Dakiano zurück. Er nahm an dem Turnier teil, weil er um ihre Hand kämpfen wollte – nicht weil er es auf den Ruhm abgesehen hatte oder weil er auf seiner Heimatebene zum Tode verurteilt worden wäre.
    Nein, offenbar würde er nie mehr in seine Heimat zurückkehren können.
    Und seit dem Beginn des Turniers war der Vampir der Einzige, der sie überhaupt zur Kenntnis genommen und der bestätigt hatte, dass er für
sie
kämpfte. Niemand sonst hatte ihr auch nur einen Blick gegönnt. Nicht mal Caspion.
    Cas hatte sich auch nicht gegen diese Turniergroupies zur Wehr gesetzt, die ihn umzingelt hatten, vor allem nicht gegen die wollüstigen Dämoninnen.
Meine Hüften werden niemals so wohlgerundet sein, meine Brüste niemals so voll.
An der Unsterblichkeit gab es einen Riesenhaken: Wenn man mit seinem Aussehen unglücklich war, zu der Zeit, in der man für immer darin erstarrte, war man für alle Ewigkeit im Arsch.
    Doch sogar den schlanken Dämoninnen schenkte Cas sein Lächeln, bei dem sie selbst jedes Mal in Ohnmacht fallen könnte. Genau genommen gab es nur eine einzige Frau, auf die er nicht regierte.
    Ich.
    Fünf Minuten vergingen. Zehn. Sie spazierte durch den Laden, nahm hier ein Figürchen in die Hand, dort eine Vase. Doch schon bald beharrte der Ladenbesitzer darauf, dass Bettina all diese Gegenstände als Geschenke akzeptierte, und er weigerte sich rundweg, Geld von ihr anzunehmen.
    »Nein, bitte. Ich wollte mich nur ein wenig in Ihrem wirklich sehr hübschen Geschäft ausruhen. Mehr kann ich auf gar keinen Fall annehmen.« Schon verschwand die nächste Vase in einer Tasche.
    Bettina konnte weder gehen noch die Ware ablehnen, ohne den liebenswürdigen Ladenbesitzer zu beleidigen.
    Dabei kann ich diese Staubfänger nicht mal leiden!
Morgana hatte nie solche Probleme. Bettinas tödliche Gönnerin sicher auch nicht. Diese beiden Sorceri bekamen immer, was sie wollten.
    Warum gelingt mir das nicht?
    Als sich der Ladenbesitzer nach einer größeren Tasche umsah, stöhnte Bettina innerlich.
    Am Ende akzeptierte sie sämtliche Geschenke mit einem gequälten Lächeln und zwang sich, den Ausgang anzusteuern.
    Draußen schienen die umliegenden Gebäude inzwischen noch höher aufzuragen, die Gassen noch enger und dunkler zu sein. Als sie erneut vorsichtig in den Himmel hinaufspähte, begann der wohlbekannte Same der Angst in ihrer Brust aufzugehen. Er würde nicht aufhören zu wachsen, bis sie von oben bis unten mit Schweiß bedeckt war, vor Furcht zitterte und nach Luft schnappte.
    Sie saß in der Falle, stand auf der Türschwelle wie ein Idiot und klammerte sich an ihre Tasche, als wäre diese ein Rettungsanker.
    Ich hasse das! Wann bin ich eigentlich zu

Weitere Kostenlose Bücher