Braut der Schatten
war es die listige Sorcera. Raum hatte zu tun, Salem war unauffindbar.
Cas war … anderweitig beschäftigt.
Bettina blickte über die Schulter hinweg zurück. Der Vampir steuerte nach wie vor auf sie zu. Sie sah sich um, auf der Suche nach irgendjemandem, den sie in ein Gespräch verwickeln könnte, aber vermutlich würde sich Dakiano selbst dadurch nicht aufhalten lassen.
Als er sich vor sie translozierte, blieb sie abrupt stehen.
Erwischt.
»Du schuldest mir zehn Gefälligkeiten«, knurrte er. Er nahm ihr den Mantel ab, den sie nach wie vor festhielt. »Bist du bereit zu bezahlen, was du schuldig bist?«
Sie öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch ihr blieben die Worte im Halse stecken, als sie zu ihm aufblickte. Schließlich bekam sie doch noch einen Satz heraus. »Deine Augen waren die ganze Zeit über grün.«
»Und warum ist das so bemerkenswert?«
»All das Töten und das Blut, die Schreie und die Flammen, und nichts davon berührt dich.« Auf gewisse Weise erinnerte er sie an …
Gold
– ein edles Metall, das mit den meisten anderen Elementen nicht reagierte.
»Ich bin an den Tod in all seinen Ausprägungen gewohnt. Aber wenn ich an letzte Nacht denke, bin ich alles andere als unberührt.« Sogleich wurden seine Augen von Schwärze geflutet.
Bettina lief rot an und schnappte nach Luft. Je mehr sie sich bemühte, nicht über letzte Nacht nachzudenken, umso mehr Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf: seine große Hand zwischen ihren Beinen, sein heißer Mund auf ihren Nippeln.
»Deine Augen leuchten immer heller, Frau«, murmelte er mit heiserer Stimme. »Ich bin wohl nicht der Einzige, der genossen hat, was zwischen uns geschah.«
Sie schluckte. »Nur, weil ich dich für einen anderen hielt.« Sie blickte zu Cas hinüber. Eine ganze Horde von Frauen machte einen Riesenaufstand um jede seiner noch so geringen Verletzungen und drängte sich an ihn heran, um nach Möglichkeit einmal seine Muskeln berühren zu können. Bettina fragte sich, ob er überhaupt nur einen einzigen Gedanken für sie übrighatte.
Dakiano packte ihren Oberarm und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Ich frage dich noch einmal: Wirst du bezahlen, was du mir schuldest?«
Sie hob das Kinn. »Bis zu einem gewissen Punkt.«
»Bis zu einem gewissen Punkt? Das war nicht Teil unserer Abmachung.«
»Ich bin immer noch eine Dame – eine Prinzessin! Und ich erwarte, als solche behandelt zu werden. Außerdem bin ich nach wie vor ein wichtiger Bestandteil dieses Turniers. Ich wusste, dass ich mich an gewisse … Regeln halten muss, sobald diese Farce begonnen hat.« Die in Abaddon geltenden uralten Gesetze besagten, dass Bettina gesteinigt werden konnte, sollte sie die Bedingungen des Vertrages brechen. »Ich werde mein Leben nicht aufs Spiel setzen, indem ich mit dir schlafe.«
»Komm um Mitternacht in mein Zelt, und ich verspreche dir«, seine Stimme wurde sogar noch etwas tiefer, »dass ich dich
wie eine Dame
behandeln werde.« Unschuldige Worte, aber die Art, wie er sie sagte …
»Und wenn ich mich heute Nacht nicht davonschleichen kann? Ich werde nicht allein sein.« Salem würde es Raum sicherlich verraten, sollte er davon erfahren. Und ihr Pate würde sogleich in den zweiten Gang schalten und ihr eine Streitaxt ins Gehirn rammen.
Was vermutlich zur Folge hätte, dass Raum von diesem bedrohlichen Vampir getötet werden würde.
»Dann werde ich zu dir kommen.«
»Das ist unmöglich!«, fuhr sie ihn an. »Ich werde mir etwas einfallen lassen.« Vielleicht könnte sie die Wachen vor ihren Türen überreden, sich die Nacht freizunehmen, aber Salem könnte ihre Pläne immer noch vereiteln. »Das zählt als … fünf Gefälligkeiten.«
»Eine.«
»Drei«, konterte sie. Als er den Kopf zustimmend neigte, fragte sie: »Welches Zelt ist deines?«
»Das Quartier des getöteten Vampirs. Halt nach meiner Standarte Ausschau.«
Damit verschwand er.
Ihre Schultern sackten zusammen. Wie sehr sie sich nach der Privatsphäre ihres Zimmers sehnte. Nachdem sie nun ihre königlichen Verpflichtungen erledigt hatte, konnte sie nichts mehr davon abhalten, sich zurückzuziehen – nichts außer sie selbst.
Der kurvenreiche, neblige Weg zur Burg war eigentlich nicht mehr als ein kurzer Spaziergang auf einer belebten Straße, aber ihr kam es so vor, als ob er kein Ende nehmen wollte.
Sie hätte Wachen herbeirufen können, um sie zu eskortieren, aber ihr Königreich war ein sicherer Ort. Dadurch würde sie nur wieder einen
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