Braut der Schatten
ausgeschenkt.
Bettina bevorzugte eindeutig letzteren Tisch. Als sie noch jünger war, hatte sie versucht, wie ein Dämon zu essen, um wenigstens eines mit ihren Untertanen gemeinsam zu haben. Sie war darin genauso erfolgreich gewesen, wie bei ihren Versuchen, sich Hörner wachsen zu lassen, groß und stark zu werden oder sich zu translozieren.
Hey, aber immerhin kann man mich heraufbeschwören!
So unterschiedlich die beiden Gruppen auch waren, beide Seiten waren besoffen. Die Dämonen begrapschten die Bedienungen ungeniert, während die Sorceri mit koketten Blicken, die tausend Dinge ausdrücken konnten, mit ihnen flirteten.
Die meisten Sorceri waren geblieben, um den Wein zu genießen, aber auch um ihrem Favoriten zuzusehen – dem Prinz der Schatten.
Er war für einen Großteil von Bettinas Erschöpfung verantwortlich, für ihren unruhigen Schlaf während des Tages. Als sie zum ersten Mal eingenickt war, hatte sie der übliche Albtraum gequält. Doch dann hatten sich Thema – und Art – ihrer Träume verändert. In ihrem Kopf hatte sich die Nacht mit ihm immer wiederholt. Sie hatte endlose Küsse und die Berührung von schlüpfriger, heißer Haut erneut durchlebt, wieder und wieder. Mit besonderer Begeisterung hatte sie noch einmal das Bild genossen, wie er vor ihr stand, mit nichts als dem Feuerschein auf seiner Haut.
Ein ums andere Mal war sie kurz vor dem Höhepunkt erwacht.
Ein Tag sinnlicher Folter also. Doch sie war unfähig, deswegen etwas zu unternehmen, aufgrund der letzten, schockierenden Gunst, die sich Dakiano von ihr erbeten hatte.
Berühre dich nicht selbst.
Sie war völlig entgeistert gewesen. »Wie bitte?«
»Wenn du während des Tages Verlangen verspürst, gib ihm nicht nach. Das ist die Gunst, die ich von dir erbitte. Danach schuldest du mir nur noch zwei Gefallen.«
»Warum solltest du so etwas fordern?«
»Damit du dich nach mir sehnst, so wie ich mich nach dir.«
»Noch mehr Intrigen, noch mehr Pläne?«
»Wenn der Preis ein so hoher ist …«
Sinnliche Folter.
Er hatte sie geküsst, sie bis an den Rand des Höhepunkts gebracht und ihr dann jegliche Erlösung verboten. Sie wusste nicht, wie sie ihm heute Nacht ins Gesicht sehen sollte.
Vielleicht sollte ich den Troll anfeuern.
Trehan wollte sein Duell endlich anfangen – damit er es beenden konnte. Wenigstens würde es jetzt nicht mehr lange dauern, er war gleich nach Goürlav dran.
Er konnte es kaum erwarten, seine Braut wiederzusehen, um herauszufinden, ob sie ihren Teil der Abmachung von letzter Nacht gehalten hatte.
Zu Beginn des Turniers hatte er nur einen kurzen Blick auf sie erhaschen können. Sie hatte ihn mit schmalen Augen angesehen und schien extrem gereizt zu sein – nicht gerade das Verhalten einer sexuell befriedigten Frau.
Doch Trehan hatte nicht mit ihr sprechen können, weil er durch seinen Vertrag dazu gezwungen war, sich den anderen Teilnehmern hier unten in diesen feuchtkalten Katakomben anzuschließen.
Wasser sickerte aus schleimigen Steinen. Kobolde zischten und huschten durch die Gänge. In die Wände waren grobe Bänke gehauen worden. Männerstimmen hallten durch das Labyrinth, in denen Angst oder Prahlerei mitschwangen.
Trehan sprach nicht mit seinen Gegner, sondern durchlebte noch einmal in Gedanken den Tag, der hinter ihm lag: einen Tag des Verlangens und der Verleugnung.
Er hatte noch nicht auf ihre Erinnerungen zugegriffen, weil er nicht geschlafen hatte. Da er sich in ihrer Abwesenheit unruhig fühlte, hatte er sich kurz in ihr Zimmer transloziert und einen raschen Blick auf ihre schlafende Gestalt geworfen, um die Zeit bis zum Sonnenaufgang zu überbrücken. In diesem Moment hatte sie unruhig geschlafen und die Brauen zusammengezogen, als ob ein Albtraum sie quälen würde.
Er hatte sie in Nebel gehüllt und sich heimlich in der Dunkelheit neben sie in ihr mit Vorhängen verhülltes Bett gelegt. Ihre seidenen Locken hatten sich wie ein Strahlenkranz über die seidigen Laken ergossen, ihre verführerischen Lippen waren leicht geöffnet.
Als er in ihr Gesicht gestarrt hatte, war er von seinen Gefühlen beinahe überwältigt worden, als ob Jahrhunderte der Sehnsucht in einem einzigen Moment an die Oberfläche gestiegen wären.
Ich will, dass sie in Nebel eingehüllt ist, dass sie immer unter meinem Schutz steht. Ich will sie in meinem Bett, und sie soll mit diesen funkelnden Augen zu mir aufschauen, während ich in sie eindringe. Ich will ihre lustvollen Schrei in meinem Ohr und ihr
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