Braut der Schatten
ihm mit einem frustrierten Laut.
Außerhalb des Rings hatte sich eine Gruppe Soldaten eingefunden, um die Kinder des Schreckens zu bekämpfen, sollten sie aus Goürlavs Blut entstehen. Die Mühe hätten sie sich sparen können.
Der Kampf begann wie er endete – abrupt.
Mit einem Hieb zerteilte Goürlav seinen Gegner von den Eiern bis zum Kopf. Mit einem zweiten Hieb schlug er seinem Opfer beide Hälften des Kopfes ab.
Goürlav richtete ein ungeheures Gebrüll gen Himmel und verschwand gleich darauf; vermutlich um in die Höllendimension zurückzukehren, über die er herrschte.
Als Trehan Caspion einen Blick zuwarf, starrte dieser mit zusammengekniffenen Augen und entschlossener Miene in den Ring. Trehan war sicher, dass sie beide in diesem Moment dasselbe dachten:
Ich werde alles tun, um diese Kreatur von Bettina fernzuhalten.
22
Das Duell des Vampirs kam als Nächstes.
Sobald Runes Wachen die Überreste von Goürlavs Gegner beseitigt hatten – der wie eine reife Frucht halbiert worden war –, betraten Dakiano und der Troll den Ring.
Der Vampir war ganz in Schwarz gekleidet, wie immer in offensichtlich maßgefertigte, kostspielige Stücke. Bettina allein wusste, was sich darunter verbarg.
Sein einzigartiges Schwert befand sich an seiner Seite. Seine einzige
kalte
Waffe.
Der Troll war sicherlich an die vier Meter groß und trug einen Fetzen, der wie die größte – und schäbigste – Toga aussah, die Bettina je zu Gesicht bekommen hatte. Er ließ seinen mit Stacheln besetzten Schwanz aggressiv auf den Boden donnern, doch Dakiano ignorierte seinen Gegner völlig. Stattdessen blickte er zu ihr empor, wie sie allein an ihrem Tisch saß.
Seine Lippen waren entschlossen zusammengepresst. Sie wusste jetzt, wie sinnlich sie sein konnten.
Bettina war nicht einmal überrascht, als ein elektrisierender Schauer durch ihren Körper schoss. Also ignorierte sie ihn ostentativ und verbarg ihr Gesicht hinter ihrem übergroßen Kelch.
Sobald sich das Tor mit lautem Krachen geschlossen hatte, hob der Troll seine Keule und richtete sie auf den Vampir.
»Ich werde dir die Eingeweide rausreißen und sie zum Abendessen verspeisen«, fauchte er. »Ich werde deinen Kopf wie ein Bonbon lutschen!«
Das Horn erklang. Sogleich schlug der Troll zu. Dakiano täuschte links an und wich dem Schlag aus.
»Und dann werde ich aus deiner Speiseröhre schlürfen!«
Dakiano bewegte sich nach rechts und schlug so rasch zu, dass sie dem Schwert nicht mehr zu folgen vermochte.
Blut sickerte aus dem stachligen Hals des Trolls, bis es aussah, als ob er einen tiefroten Schal trug. Die Miene der Kreatur war völlig schockiert, als ihr Kopf mit der Anmut eines einstürzenden Gebäudes zu Boden donnerte.
Die Menge war mucksmäuschenstill. Bettina beobachtete, wie andere um sie herum blinzelten, als ob sie glaubten, nicht recht gesehen zu haben. Dakiano hatte seinen Gegner mit einem einzigen Schlag erledigt, und nicht ein winziger Tropfen Blut befleckte seine Kleidung.
Nach einem Moment der Fassungslosigkeit jubelten die Sorceri los.
Wieder verbeugte sich der Vampir förmlich vor Bettina und würdigte so den Siegespreis.
Sie blickte ihn mit finsterer Miene an. Es gefiel ihr nicht, welche Auswirkung er auf sie hatte, dass sie keine Kontrolle mehr über ihren eigenen Körper zu haben schien, während er die Selbstbeherrschung in Person war.
Er wischte sein Schwert an der Toga des Trolls ab, schob es in seine Scheide und translozierte sich zu Bettina. Als er den Platz neben ihr einnahm, jubelten die Sorceri auf der großen Tribüne erneut. Im ersten Moment schien ihm gar nicht klar zu sein, dass ihr Beifall ihm galt.
Die Muskeln in seinem Hals waren verspannt, sein Unbehagen unverkennbar.
Der geheime Assassine, der
nichts als der Tod
gewesen war, war auf dem besten Weg, eine Berühmtheit zu werden. Wie seltsam ihm das vorkommen musste. Über seine Schulter hinweg erspähte Bettina andere weibliche Sorceri, die ihn mit unverhohlener Bewunderung anstarrten.
Das ärgerte sie.
Und das völlig ohne Grund!
Als er ihre Hand nahm und sanft ihre Handfläche küsste, blieb ihr die Luft weg.
»Du hast am heutigen Tag dein Versprechen gehalten. Braves Mädchen«, murmelte er an ihrem Ohr.
War das etwa so offensichtlich? Sie spürte, wie ihre Wangen erröteten. Sie räusperte sich, ehe sie ihn fragte: »Ein Vampir, der an einem Bankett teilnimmt? Was genau willst du denn essen?«
Sein glühender Blick landete auf ihrem Hals, und er fuhr sich mit
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