Braut wider Willen
erleichtert, als sie sah, dass ihre Freundin an diesem Morgen wieder so war wie früher. Ihre klugen Augen glänzten, um ihren feinen Mund lag die Andeutung von Humor. Das offen auf die Schultern fallende Haar ließ sie jünger wirken, als Phoebe sie jemals gesehen hatte. Die langen Ärmel und der hoch geschlossene Hals von Mistress Bissets geborgtem Nachthemd aus gestreifter Baumwolle verbargen die blauen Flecke und Nadelstiche der Folter, doch ließ der weite, großzügige Schnitt sie viel zarter aussehen.
»Wir können Meinungen haben, Ratschläge und guten Rat geben. So ist es doch?«, wollte Phoebe wissen.
»Zweifellos«, sagte Meg mit gelassenem Lächeln. »Doch bezweifle ich sehr, ob dein Gemahl das jemals akzeptieren wird.«
»Aber er
muss!«,
jammerte Phoebe. »Ich möchte nicht von allem, was ihm-wichtig ist, ausgeschlossen bleiben … in Watte gehüllt und immer mit dem Rat versehen, ich solle mein hübsches Köpfchen nicht mit männlichen Belangen belasten. Nicht dass ich ein hübsches Köpfchen habe«, berichtigte sie.
»Was du besitzt, ist viel anziehender als nur Hübschheit«, sagte Meg, deren Lächeln breiter wurde.
»Was denn?« Phoebes Interesse regte sich.
»Persönlichkeit«, erwiderte Meg.
»Ach.« Phoebe war enttäuscht. Im Vergleich zu Schönheit und Eleganz erschien ihr Persönlichkeit als armselige Mitgift.
»Und Verstand«, fuhr Meg fort.
»Nun, der nützt mir wenig, wenn niemand ihn zur Kenntnis nimmt oder zulässt, dass ich ihn gut nütze«, erwiderte Phoebe bekümmert.
»Aber warum möchtest du an diesen unsinnigen männlichen Bereichen teilhaben?«, fragte Meg. »Männer befassen sich meist mit Trivialitäten, denen sie zu viel Bedeutung beimessen.«
»Aber der Krieg ist nicht trivial.«
Meg schüttelte den Kopf. »Es geht dabei doch nur um Macht und Habgier. Männer sind geradezu besessen davon. Frauen haben mit Leben und Tod zu tun, mit Geburten, Krankheiten, Leiden. Sie sind es, die das Gewebe des Lebens bilden, und nicht die Posen und Phrasen, die in Männern den Glauben nähren, sie beherrschten die Welt, während sie einander aus purem Egoismus gegenseitig umbringen.«
Wie immer war es vernünftig, was Meg sagte. Phoebe runzelte die Stirn. »Vielleicht hast du Recht, aber ich kann keine Wunder wirken. Ich muss mich mit dem abfinden, was zur Hand ist. Cato muss einsehen, dass ich etwas zu bieten habe und dass er mir vertrauen kann.« Sie schlug auf den Bettrand ein.
»Tja, wenn du dir ein solches Ziel steckst, dann musst du deinem Mann deine Fähigkeiten irgendwie beweisen … indem du ihn beispielsweise vor großer Gefahr bewahrst…«
»Ach, du machst dich nur lustig«, klagte Phoebe. »Cato schwebt nie in Gefahr außer auf dem Schlachtfeld. Und dort kann ich ihm nicht helfen … Wer kann das sein?« Sie glitt vom Bett, als an der Tür geklopft wurde. »Herein.«
Brian Morse trat mit einem Stoß Papieren in der Hand ein. »Verzeiht die Störung, doch habe ich überall nach Euch gesucht, Phoebe. Ich wollte Euch dies hier geben.« Er benahm sich, als würde Meg nicht existieren.
»Ach, mein Retter«, sagte Meg. »Der Schrecken der Hexenjäger landauf landab.«
Brians braune Augen blitzten vor Zorn wegen dieser kühlen Ironie, doch ignorierte er Meg weiterhin und sprach Phoebe direkt an. »Mistress Bisset sagte mir, wo Ihr zu finden seid. Ich brachte die Entwürfe für die versprochenen Kleider.« Er hielt ihr die Skizzen hin. »Ich muss sie Euch zeigen und die Stoffauswahl besprechen.«
»Meine Güte, seid Ihr aber vielseitig begabt, junger Mann«, murmelte Meg. »Der Schrecken der Hexenjäger ist auch noch Modeschöpfer.«
Phoebe verkniff sich ein Lächeln. Sie konnte verstehen, dass Brians arrogantes Gehabe Meg verärgert hatte. Er behandelte sie, als sei sie seiner Aufmerksamkeit nicht würdig.
»Wir wollen sie hier ansehen. Meg interessiert sich sicher auch dafür, und ich lege Wert auf ihre Meinung.« Phoebe schwang sich wieder aufs Bett und bedachte Brian mit einem sonnigen Lächeln, das dessen ungeachtet Entschlossenheit erkennen ließ. Sie streckte die Hand nach den Entwürfen aus.
Brian wirkte komisch erstaunt, als hätte man ihm unbemerkt den Boden entzogen. Er dachte daran, dass sie ihn schon einmal verächtlich behandelt hatte. Damals hatte ihr Mut ihn eher gereizt als verärgert, doch in Gegenwart einer unwissenden Dörflerin zweifelhafter Reputation zurechtgewiesen zu werden … und die Andeutung, dass die Meinung dieser Bäuerin über seine
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