Braut wider Willen
wenn ich andeute, dass ich in meiner Gesinnung schwankend wurde.«
In Erwartung einer Reaktion ließ er seinen Blick durch den Raum wandern. Der König blickte ermattet, Rupert interessiert, während Sir Jacob und der Herzog sich in ihrem Urteil zurückhielten.
»Ihr wollt den Spion im feindlichen Lager spielen?«, fragte Rupert.
»In gewisser Weise, Sir.« Brian ließ ein müßiges Achselzucken folgen. »Ich könnte falsche Informationen weitergeben, allerlei beobachten und belauschen und vielleicht sogar etwas Nützliches finden, das zwischen Granville und den anderen Unruhe stiften könnte.«
Nach kurzer Überlegung sagte der König: »Mr. Morse, habt Ihr einen klaren Plan? Oder ist das alles nur Wunschdenken?«
»Nein, Sire, kein Wunschdenken. Einen klaren Plan habe ich noch nicht, doch könnte ich gewisse Chancen nutzen. Ich komme auf Dinge, die einem anderen vielleicht nicht einfallen.«
»Einem weniger listenreichen Kopf«, sagte Prince Rupert auflachend. »Ich hörte, wie Ihr Strickland in Den Haag genasführt habt. Wie es hieß, gelang es Euch sehr lange, ihn zu täuschen.«
»Lange genug, um die Information zu bekommen, die wir brauchten«, gestand Brian ohne falsche Bescheidenheit. Dafür war weder der Ort noch die Zeit.
»Granville hat sich wieder vermählt, wie ich hörte«, sagte Sir Jacob plötzlich.
Brians Gesicht wurde so glatt wie polierter Marmor. »Er ehelichte die Schwester seiner verstorbenen Frau«, erwiderte er. »Das Bündnis zwischen Granville und Carlton ist daher so fest wie eh und je.«
König Charles strich sich über die Schläfen. »Was uns wieder zu Sir Jacobs Plan des Teilens und Herrschens bringt.«
»Cromwell und Fairfax könnten nicht enger sein«, hob der Herzog hervor. »Und wie Morse eben sagte, ist das Bündnis zwischen Granville und Carlton fest gefügt.«
»Aber angenommen, es käme zu einem Konflikt, in dem sie sich für oder gegen einen in ihren Reihen entscheiden müssten?«, gab Brian zu bedenken. In seinem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Dass sich ihm diese Chance so rasch bieten würde … doch sah er nun einen klaren Weg, für die Sache des Königs einen dramatischen Beitrag zu leisten, einen, der ihn seinen eigenen Zielen näher bringen würde.
Er trat an den Tisch und stützte sich mit den leicht zu Fäusten geballten Händen auf das schimmernde Seidenholz.
»Mein Stiefvater genießt das Vertrauen Cromwells und Fairfax'. Aber angenommen, seine Loyalität würde in Frage gestellt … wenn Cromwell dann zu ihm hielte und Fairfax nicht …« Er ließ seinen Blick mit fragend hoch gezogener Braue durch den getäfelten Raum wandern.
Sir Jacob schob mit dem Fuß ein verrutschtes Holzscheit zurück auf den Rost. »Granville ist ein Ehrenmann.« Diese ruhig vorgebrachte Feststellung hing unangefochten in der Luft des verstaubten, gedrängt vollen Raumes.
»Ihr nennt einen Mann, der sich gegen seinen Souverän erhob, einen Ehrenmann, Sir?«, erwiderte Prince Rupert mit flammendem Blick, stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. Als er wild um sich blickte, rötete sich sein Gesicht noch mehr. Er war ein ungestümer Mensch, von seinem Ruf als brillanter Heerführer ebenso überzeugt wie von König Charles' gottgegebenem Recht, England zu regieren.
»Granville ist ein Verräter und wird seinen Kopf verlieren, wenn das alles vorbei ist«, fuhr er fort. »So wie alle anderen.« Er füllte mit fahrigen Bewegungen seinen Silberkelch aus der Weinkaraffe und hinterließ eine Spur roter Tropfen auf dem langen Tisch.
Sir Jacob zog die Schultern hoch. Ihm lag wenig daran, den Marquis of Granville gegen die leidenschaftliche Anklage des königlichen Neffen zu verteidigen.
Als Rupert seinen Kelch mit zurückgelegtem Kopf leerte, fiel ihm sein dichtes gelocktes Haar bis auf den breiten Spitzenkragen, und man sah das Muskelspiel an seinem kraftvollen Hals. Er stellte den Kelch mit einem lauten Geräusch zurück.
Der König hüstelte leise, um seinen Lords in Erinnerung zu rufen, wer hier die Entscheidungen traf. »Meine Herren, wir wollen uns wieder näher liegenden Dingen widmen. Ich finde mich in dieser Stadt gefangen, gejagt von einer Abteilung von Cromwells Kavallerie. Unsere Armeen sind in Auflösung begriffen, unsere Getreuen werden in ihren eigenen Häusern belagert. Um mir auch weiterhin die Hilfe der Schotten zu sichern, werde ich wohl den Covenant billigen müssen.«
Er stützte seine Ellbogen auf den Tisch und legte die Fingerspitzen gegeneinander.
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