Braut wider Willen
Cato dies aber merkte, würde er noch ungenießbarer werden.
Es war fast ganz dunkel, als sie durch die Tore des Cotswold-Farmhauses ritten, das Cromwell als Hauptquartier diente. Da das Zeltlager sich weit über das umliegende Gelände erstreckte, sah man überall Laternenlicht und Feuerschein zwischen den Bäumen. Die Klänge einer Querpfeife und kriegerischer Trommelwirbel trieben auf der frostigen Luft daher.
Von ihrem erhöhten Sitz aus ließ Phoebe neugierig ihren Blick wandern. Nun knirschte sie nicht mehr vor Angst mit den Zähnen und saß ganz locker im Sattel, als der Braune langsam die Auffahrt entlanghinkte. Er schien zu wissen, wo er sich befand, und hob den Kopf mit hoffnungsvollem Gewieher.
Cato tätschelte seinen Hals. »Gleich sind wir da, mein Alter.«
Das Tier drehte sich um und drückte die Nüstern an Catos Schulter, ehe es ein wenig schneller weiterging.
Das Farmhaus war ein gedrungener zweigeschossiger Bau aus gelblichem Cotswold-Stein. Der Hof davor wurde auf zwei Seiten von Nebengebäuden und im Hintergrund vom Haupttrakt begrenzt.
Männer bewegten sich zielstrebig auf dem Hof hin und her, schleppten Säcke, be- und entluden Karren im flackernden Licht von Pechfackeln. Cato rief einen Soldaten herbei, der sofort in seiner Tätigkeit innehielt, angelaufen kam und kurz salutierte.
»Ja, Mylord.« Sein Blick huschte zu Phoebe und glitt wieder zum Marquis.
»Mein Pferd lahmt. Führ es in den Stall. Es muss einen Breiumschlag um die Fessel bekommen und mit Kleiegemisch gefüttert werden. Der Umschlag muss in der Nacht stündlich gewechselt werden. Verstanden?«
Der Soldat hörte die knappen Anweisungen und salutierte wieder, ehe er die Zügel von Cato übernahm, der Phoebe herunterhob. Nun sah der Soldat sie ungenierter und mit offener Bewunderung an.
Phoebe reagierte mit ihrem üblichen freundlichen Lächeln, woraufhin der Soldat sie angrinste. Cato nahm ihren Ellbogen und sagte knapp: »Komm.«
Er drängte sie über den Hof zum Haus. »Phoebe, dass du Aufmerksamkeit auf dich ziehst, ist unvermeidlich, dass du sie jedoch herausforderst, ist überflüssig«, fuhr er sie unwirsch an.
»Ich merkte gar nicht, dass ich es tat«, erwiderte sie. »Ich sagte kein Wort zu ihm. Als er mich ansah, lächelte ich ihm nur zu.« Fasziniert von der Szenerie hielt sie inne und blickte sich um.
»Es gibt vieles, das du nicht merkst«, sagte Cato. Sie hatte keine Ahnung von der Wirkung, die ihre üppige, sinnliche Erscheinung in der Welt eines Militärlagers unweigerlich hervorrufen musste. Der Wachposten nahm Haltung an und riss die Tür auf. Phoebe betrat eine das gesamte Erdgeschoss einnehmende Halle mit Steinboden und Deckenbalken. Männer saßen auf Bänken an einem langen Schragentisch in der Mitte. Auf dem Tisch sah man große, dampfende Platten mit Braten sowie Lederflaschen mit Wein.
»Cato!«, brüllte jemand von einem Ende des Tisches. »Willkommen, Mann! Wir haben Euch nicht erwartet.« Ein hoch gewachsener Mann schob die Bank zurück und stand auf, um mit dem Alekrug in der Hand auf sie zuzukommen.
»Da mein Pferd nach einer Begegnung mit ein paar Deserteuren lahmt, musste ich befürchten, dass wir in die Nacht geraten.« Cato schüttelte die Hand des Mannes. »Wir nehmen hier bis morgen Quartier, Oliver.« Er wandte sich Phoebe zu, die ihren Umhang aufhakte. »Das ist General Cromwell, Phoebe. Oliver, darf ich Euch meine Frau vorstellen.«
Phoebe knickste. Das also war General Cromwell. Seine Kleidung lässt sehr zu wünschen übrig, dachte sie. Sein Anzug war von schlechtem Schnitt und ärmlichem Material, sein Hemd unsauber, an seinem Kragen war ein Blutfleck zu sehen.
»Lady Granville, ich heiße Euch willkommen«, sagte er mit einer knappen Verbeugung. Er hatte eine knarrende Stimme und war so gerötet und aufgedunsen, dass Phoebe sich fragte, ob er trank. Neben Cato machte er jedenfalls keine gute Figur. Sie nahm ihren Hut ab und stand ein wenig linkisch da, unsicher, was sie als Nächstes tun sollte.
»Um eine Dame zu beherbergen, sind wir schlecht eingerichtet«, fuhr der General fort, »doch setzt Euch zuerst zu Tisch. Sicher freut Ihr Euch auf ein Abendessen.«
»Ja, wir sind halb verhungert.« Cato nahm Phoebes Mantel und Hut und warf beides über einen Sitz am Feuer, ehe er sie zum Tisch schob. »Gentlemen, darf ich Euch meine Frau vorstellen.« Er schob sie vor sich, als sie den Tisch erreichten. Die um den Tisch Versammelten erhoben sich halb und nickten Phoebe zu, die
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