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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schüchtern knickste.
    »Nehmt Platz, Lady Granville.« Ein angenehm aussehender Gentleman, um etliches älter als die anderen und mit untadeligem Geschmack gekleidet, brachte einen Schemel und stellte ihn an eine Tischecke. »Ihr müsst unsere rauen Sitten übersehen, doch sind wir im Militärlager Damenbesuch nicht gewöhnt.« Er deutete lächelnd auf den Schemel.
    »Das ist General Lord Fairfax«, sagte Cato. »Setz dich, Phoebe. Und wenn du gespeist hast, werde ich dir einen Schlafplatz suchen.«
    Zu Phoebes Entsetzen ließ er sie allein, nachdem er ihr einen Teller mit Spanferkelbraten, Kartoffeln mit Butter, einem Riesenstück Weizenbrot und einen Zinnbecher mit Wein gebracht hatte. Er setzte sich in einiger Entfernung auf eine der langen Bänke und war bald in ein Gespräch vertieft. Danach nahm kein Mensch mehr Notiz von ihr.
    Phoebe aß und lauschte dem von Gelächter durchsetzten Stimmengewirr. Sie fühlte sich vernachlässigt und zugleich fehl am Platz. Nun war ihr klar, weshalb Cato sie nur ungern an diesen Ort gebracht hatte, doch wünschte sie, er hätte sie jetzt nicht im Stich gelassen.
    Hin und wieder warf er einen flüchtigen Blick in ihre Richtung, erleichtert, dass sie sich zur Abwechslung mit vollendetem Anstand benahm, wortlos aß und keinen Versuch machte, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Männer um sie herum ignorierten sie mit Bedacht, da sie wussten, wie unbehaglich sie sich fühlen musste. Das größte Problem war freilich ihre Unterbringung. Cato runzelte die Stirn und löffelte Gemüsesuppe in seinen Napf.
    Phoebe hatte ihr Spanferkel verspeist, war aber noch immer hungrig. Das volle Aroma der Suppe war verlockend, doch schien die große Suppenterrine ihren endgültigen Standplatz neben Cato gefunden zu haben. Sie versuchte es mit einem viel sagenden Blick in seine Richtung, er aber war in ein Gespräch über Pferdezucht vertieft, ein Thema, das ihn sichtlich mehr interessierte als das Wohlbefinden seiner Frau.
    Sie zögerte kurz, dann reckte sie ihr Kinn und stand auf. Gefolgt von erstaunten Blicken, ging sie um den Tisch herum zu Cato und der Suppenterrine.
    »Was ist?«, fragte Cato mit einem kleinen unwilligen Stirnrunzeln.
    »Kann ich etwas Suppe haben?« Seinem Stirnrunzeln begegnete sie, indem sie ihr Kinn noch weiter vorschob.
    Es war keine unvernünftige Bitte, obwohl sie das bewirkte, was er zu vermeiden trachtete, und nun die Augen aller auf ihr ruhten. »Dann setz dich«, wies Cato sie in einem Ton an, in dem Schärfe mitschwang. Er rückte ein Stück auf der Bank zur Seite und legte ihr den Arm um die Mitte, als sie darüberkletterte.
    »Wir sind mit Schüsseln und Löffeln knapp, deshalb musst du mit meinen vorlieb nehmen.« Er füllte seine Schüssel nach und reichte sie ihr samt dem Löffel. »Nimm, was du möchtest, ich esse den Rest. Und dann suche ich dir eine Schlafstelle.«
    Er wollte, dass sie sich beeilte, und Phoebe gehorchte. In dieser unbehaglichen Situation hätte sie es keinen Moment länger ausgehalten. Diesmal war auch Catos Nähe keine Hilfe, und die Ungeduld, die von ihm ausging, verdarb ihr den Geschmack an der Suppe.
    Sie legte den Löffel hin und sagte: »Ich habe genug. Danke, Mylord.«
    »Gut, dann gehen wir hinauf.« Er schwang behände die Beine über die Bank und half ihr beim Aufstehen.
    »Gute Nacht, Lady Granville. Hoffentlich fühlt Ihr Euch nicht zu sehr gestört«, sagte Cromwell. »Wir sind nicht die leisesten Schläfer.« Jemand lachte wiehernd, es folgte gedämpfteres Gelächter.
    Was sollte das heißen?
    »Ich wünsche Euch gute Nacht, Gentlemen«, sagte Phoebe mit einem kleinen Knicks.
    Sie folgte Cato durch den Raum zu einer schmalen Treppe am anderen Ende. Oben angelangt wurde ihr die Bedeutung von Cromwells Bemerkung klar. Unter dem Dach befand sich ein einziger lang gestreckter Raum, in dem sich Feldbetten und lederbeschlagene Koffer aneinander reihten.
    »Schlafen alle hier oben?« Ihre Augen wurden groß, als sie begriff. »Alle diese Männer?«
    »Ich sagte schon, dass es hier keine Abgeschiedenheit gibt«, rief Cato ihr in Erinnerung und hielt die Lampe in die Höhe, die er von unten mitgebracht hatte. »Eine teuflische Situation.«
    »Ich habe sie nicht herbeigeführt«, wandte sie beleidigt ein. »Wenn es Euch lieber ist, gehe ich und schlafe bei den Pferden.«
    Cato warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Scherze sind nicht angebracht«, bemerkte er trocken und ließ den Blick durch den langen Raum wandern. »Wir müssen

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