Braut wider Willen
Lippe.
Er wartete, bis sie ihm wieder in die Augen sah. „Ich auch nicht.“ Dann wandte er sich ab, um dem Ober ein Zeichen zu geben.
4. KAPITEL
Als Kane und sie zu seinem Wagen gingen, musste Bryony an den Abend denken, den sie zusammen verbracht hatten.
Zusammen.
Nachdem er aufgeschlossen hatte, hielt er ihr die Tür auf. Erst als sie eingestiegen war und sich angeschnallt hatte, schloss er die Tür und ging auf die andere Seite.
Unter gesenkten Lidern beobachtete Bryony ihn. Einmal mehr registrierte sie fasziniert seine muskulöse Statur und seine geschmeidigen Bewegungen.
Er sah sie an, als er ebenfalls den Gurt anlegte. Dabei ließ er den Blick zu ihren Brüsten schweifen.
„Ich dachte, wir könnten noch irgendwo auf einen Kaffee oder einen Drink hinfahren – entweder zu dir oder zu mir. Aber ich bin auch für andere Vorschläge offen.“
Plötzlich interessierte sie sich dafür, wie Kane lebte.
„Lass uns zu dir gehen.“
„Einverstanden.“ Im nächsten Moment heulte der Motor auf.
Sein Haus war ganz anders, als Bryony es sich vorgestellt hatte. Bisher hatte sie angenommen, es wäre so geschmacklos und überladen wie viele Domizile Neureicher. Als Kane jedoch in die Auffahrt seines Anwesens in Edgecliff fuhr, stellte sie überrascht fest, dass es eher bescheidene Ausmaße hatte und sich nur in einigen Kleinigkeiten von denen der Nachbarn abhob.
Sie ging mit ihm zur Haustür. Als er aufschloss, stieg ihr der betörende Duft von Jasmin und Geißblatt in die Nase.
Die Eingangshalle wirkte mit den schwarz-weißen Fliesen und der elegant geschwungenen Treppe sehr einladend, ganz anders als die von Mercyfields, die ausgesprochen düster war.
„Die Küche ist hier entlang“, erklärte Kane, während er auf eine Tür zuging. „Und das Bad ist die erste Tür links, falls du hinmusst.“
Bryony ergriff die Gelegenheit und suchte das Bad auf, nicht weil sie zur Toilette musste, sondern um sich ein wenig sammeln zu können. Während sie sich in dem Spiegel mit dem vergoldeten Holzrahmen betrachtete, überlegte sie, wie sie sich verhalten sollte.
Momentan war Kane höflich und charmant, doch wie würde er sich nach der Heirat geben? Sie war eine Trophäe für ihn, Kriegsbeute sozusagen. Er hatte lange gewartet, um Anspruch auf sie zu erheben, und seinen Rachefeldzug zweifellos bis ins kleinste Detail geplant.
Unwillkürlich erschauerte sie und senkte den Kopf, um sich die Hände zu waschen. Als sie diese anschließend in dem weichen Handtuch abtrocknete, fragte sie sich, wer sich wohl um den Haushalt kümmerte.
Sowohl die Eingangshalle als auch das Bad waren ordentlich und blitzsauber. Ob Kane von ihr erwartete, dass sie alles genauso in Schuss hielt? Oder war es lediglich eine leere Drohung gewesen, weil er ihr vor Augen führen wollte, wie ihre Familie seine Mutter behandelt hatte?
Als Bryony ihm in die Küche folgte, stellte sie fest, dass er zwei Tassen mit Kaffee, eine Flasche Likör und zwei Gläser sowie einen Teller mit Schokolade auf ein Tablett gestellt hatte. Beim Anblick der Schokolade bekam sie sofort Appetit.
Denk an Weihnachten und deine überflüssigen Pfunde, ermahnte sie sich dann.
„Nein, danke“, erwiderte sie deshalb, als Kane ihr die Schokolade anbot.
„Machst du Diät?“ Er zog eine Augenbraue hoch und lächelte unmerklich.
„Ständig“, erwiderte sie zerknirscht, während sie eine Tasse vom Tablett nahm, das er in Händen hielt.
Kane antwortete nicht, was sie verärgerte. Warum konnte er sie nicht beruhigen, indem er ihr versicherte, sie bräuchte nicht abzunehmen? Die meisten Männer hätten es getan, doch dann fiel ihr ein, dass er eben anders war. Er machte keine nichtssagenden Komplimente und redete nur, wenn er etwas Wichtiges mitzuteilen hatte.
„Wie lange wohnst du schon hier?“, erkundigte sie sich, bevor sie einen Schluck trank.
„Fast drei Jahre.“
So lange lebte er bereits in der Nähe ihrer Wohnung? Diese befand sich nur wenige Minuten entfernt in Watsons Bay. Wahrscheinlich war sie öfter auf der Straße an ihm vorbeigefahren, ohne es zu merken, ihm vielleicht sogar auf dem Fußweg begegnet. Es war ein seltsames Gefühl, vor allem da sie sich seiner Nähe so bewusst war, wenn er sich im selben Raum befand oder sie gar berührte …
„Wo hast du vorher gewohnt?“, fragte Bryony, um das Schweigen zu brechen.
„Hier und da“, meinte Kane, während er seinen Kaffee umrührte.
Erneut trank sie einen Schluck. Warum wich er ihr aus?
„Ich
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