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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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war ein kurzes Gespräch gewesen.
    »Er sagte: Wenn du deine Frau gebrauchst, musst du dafür sorgen, dass die Saat nicht verloren geht.«
    Einen Moment lang war es still, dann fing sie an zu grinsen. »Das hat er gesagt?«
    Hans hatte es auch komisch gefunden, so was sagt man doch nicht, erst recht nicht als Pfarrer. Erleichtert kuschelten sie sich aneinander. Marjorie bedeckte das Gesicht ihres Mannes mit fröhlich schmatzenden Küssen.
    »Lass uns dann mal diese andere Stellung ausprobieren.«
    Er wartete ab, überrascht. Sie stieg aus dem Bett, nahm das Buch aus dem Regal und reichte es ihm. Als er die Passage fand, die er suchte, gab er ihr das Buch und wartete geduldig, bis sie alles gelesen hatte. Er sah den leichten Schrecken in ihren Augen.
    »Wir können das machen, wir sind schließlich Mann und Frau.«
    Das ist schlimm, das ist wirklich schlimm, aber sie ging doch in den Vierfüßlerstand, mit dem Rücken zu Hans. Er stellte sich hinter sie, und sie versuchte nicht daran zu denken, was er sah. Jetzt durchhalten, das ist das Allerwichtigste. Sie konnte ihre Scham nicht ganz für sich behalten. »Ich komme mir vor wie ein Schwein«, sagte sie betont leichtherzig, mit etwas zu hoher Stimme.
    Er versuchte, sehr vorsichtig, in sie einzudringen, und sofort war der Schmerz wieder da. Sie keuchte, wollte aber nicht aufgeben. »Versuch es nochmal …« Sie kippte ihr Becken, er probierte es wieder und wieder.
    »Hör auf.«
    Ihre Worte schienen nicht zu ihm durchzudringen, und auf einmal griff er ihre Hüften, zog sie mit aller Kraft zu sich heran. Ein furchtbarer Schmerz durchschoss sie, sie schrie auf, drehte sich um und trat ihn von sich weg. Dass die anderen Mieter es hören könnten, war ihr vollkommen gleichgültig. Sie war wütend und versetzte ihm einen kräftigen Schlag in die Magengrube.
    »Ich habe ›Hör auf‹ gesagt!«
    Keuchend saßen sie sich auf ihrem Schlachtfeld gegenüber, zwei nackte Krieger, auf dem Laken das Blut, doch sie wusste, dass niemand gewonnen hatte und dass das Blut nicht das richtige Blut war. So kann es nicht weitergehen, etwas stimmte nicht, es musste etwas passieren. Es war nicht, wie es sein sollte, hilf mir, was soll ich nur tun?
    Hans erschöpfte sich in Entschuldigungen, Entschuldigung, Schatz, Entschuldigung, ich dachte … Aber an der Art, wie er sich neben ihr ausstreckte, sah sie, dass ihn der Mut verließ.
    Sie stellten ihre Versuche für ein paar Tage ein. Das Bluten hörte nicht auf. Wahrscheinlich war sie wirklich nicht normal. Weil sie sich das nun doch nicht vorstellen konnte, schlich sich ein Hauch von Vorwurf in ihren Blick, mit dem sie ihren Mann betrachtete. Ein entsetzlicher Gedanke überkam sie: War er vielleicht ein Versager, und sie hatte das bislang einfach übersehen?
     
    »Ich werde verrückt davon«, sagte sie zu dem Arzt. Sie war verstimmt. Was ist das für ein Land, in dem Ärzte wie Halunken aussehen? Nun hatte sie sich schließlich endlich dazu durchgerungen, einen Doktor um Rat zu fragen. Als sie dann aber bei einem Holzhaus angekommen war – diese ewigen, elenden Holzhäuser, sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen –, stand dort der Maler auf der Leiter und strich die Fensterläden (und das war eigentlich sogar etwas Gutes, denn die meisten Häuser hier waren schrecklich farblos, als wären die Kiwis an nichts interessiert als an Kricketspielen und Rugby). Sie fragte den Maler, ob der Doktor zu Hause war und wo sie ihn finden konnte. Und da stellte sich heraus, dass
er
der Doktor war. Er stand dort mit einem Grinsen auf dem Gesicht, als wäre er erstaunt und nicht sie. Man konnte von Glück sagen, dass er sich zumindest einen weißen Kittel über die dreckigen Kleider zog, bevor er sie untersuchte. In Holland wusste man wenigstens, wer der Doktor war und wer der Malermeister.
    »Ich werde verrückt davon, ich habe dauernd Blutungen, mal mehr, mal weniger. Kann das vielleicht an der Luft liegen?«
    Das Wetter gefiel ihr auch nicht.
    »Ich bin die ganze Zeit todmüde. Das ist nicht normal bei mir. Sie kennen mich nicht, aber so bin ich sonst nicht. Ich bin niemals krank. Niemals.«
    Das sind doch keine echten Häuser, aus Holz. Der Doktor (oder der Malermeister) wusch sich die Hände, na, immerhin.
    »Nun ja … anhaltende Blutungen, ständig Bauchweh. Was ist da nur los?«
    »Das kann ich so nicht beurteilen«, erwiderte er freundlich.
    Ihr war klar, dass ihre Wut unbegründet war, aber wer kann schon seine gute Laune behalten, bei

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