Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
Vom Netzwerk:
daß ich zwar keine Mühe habe, mit Charlie mitzufühlen (welche Tragödie: kurz nachdem Irwin ermordet worden war, hatte sie einen Nervenzusammenbruch – aber das kommt alles später), daß ich aber offenbar nicht dieselbe Großmut an den Tag lege, wenn es um meinen Vater Bernard geht. Der sich – Terence kam immer wieder darauf zurück – gequält haben muß, nicht nur wegen meiner zahllosen rachsüchtigen Briefe, sondern auch wegen des Anblicks, den ich bot, wenn ich in der Stadt umherstolzierte. »Ich meine – wir haben es hier mit einem kleinen Dorf zu tun«, sagte Terence. Ach, plötzlich ist er Experte für irisches Landleben – nachdem ich ihm alles erzählt habe, weiß er Bescheid! Davor hätte er nicht einmal gewußt, wo im Atlas er Irland suchen mußte, von Tyreelin ganz zu schweigen!

Sechzehntes Kapitel
    Von wegen, Süßer!
     
     
     
    Aber natürlich hat er recht. Ich meine – ich bin tatsächlich ein bißchen in der Stadt herumgetrippelt, einmal violette Manchesterhosen aus Pannesamt, dann wieder ein rosa Seidenjackett und Glitzerstiefel mit hohen Absätzen! »Schließlich konnte man von dem armen Priester kaum erwarten, daß er Sie in die Pfarrei einlädt und sagt: ›Setz dich, mein Sohn, sei so gut und trink ein Täßchen Tee mit mir. Wir zwei beiden haben eine Menge nachzuholen! Übrigens – das taubenblaue Hemd mit den Puffärmeln gefällt mir ausgesprochen gut, oder ist das eine Bluse? Ha ha!‹«
    Was wohl alles recht und billig war. Aber mir ging’s nicht um großartige Reden und Zusammenkünfte. Ich wollte nur, daß er ab und zu mal sagt: »Hallo, Patrick!« Oder mir wenigstens zunickt, Herrgott noch mal! Aber nicht mal das brachte er fertig! Jedesmal, wenn er mich auf der Bank vor dem Haus sitzen sah, senkte er den Kopf und machte einen Umweg hinten um den Hühnerstall herum. Habe ich schon erwähnt, daß Schnurres, seit man mich auf der Vordertreppe der Hundehüttensiedlung ausgesetzt hatte, neben dem, was die Regierung ihr für meinen Unterhalt zahlte, bestimmt noch zusätzlich Geld bekam? (Im Ort nannte man das »Knüttelknete«.) Hat sie wirklich! Aber absolut! Und zwar, ob ihr’s glaubt oder nicht, vom guten alten Vater Bernard! Und wie man’s auch dreht und wendet, das muß man ihm lassen! Womöglich hätte ich’s ja nie herausgefunden, wenn nicht Caroline sich verplappert hätte, als sie mich mal bei Charlie besuchte. Ich war ganz außer mir und bin auf der Stelle nach Hause gestürmt!
    »Wie kannst du’s wagen?« sagte ich zu Schnurres. »Mich um mein rechtmäßiges Erbteil zu betrügen! Ich könnte dich vor Gericht bringen! Das weißt du! Stimmt’s?« Da fängt sie doch wahrhaftig an zu flennen. Und Caroline natürlich auch! Und dann gucke ich aus dem Fenster, und wer steht da und spitzt wunderfitzig herein – O’Hare! Da habe ich das Fenster aufgerissen und sie angebrüllt: »Was glotzen Sie denn so blöd? Sie glauben wohl, ich will Ihnen Ihre Schlüpfer klauen, was? Da machen Sie sich man keine Sorgen! Ich brauche Ihre ollen Schlüpfer nicht! Die können Sie sich in den Hintern stecken!« Ich kann euch sagen, ich war so richtig in Rage! Aber leid tat mir, daß mittendrin Frank erschien, Carolines Freund, und am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken wäre!
    Ich meine – schließlich habe ich mit Sachen um mich geschmissen! Ich muß sagen, Caroline tat mir ganz besonders leid – als ich mit Schnulli zusammenwohnte, hat sie mir immer Geld und Lebensmittel gebracht. (Als hätte ich das nötig gehabt – Geld hatte ich wie Heu! Aber das konnte ich ihr doch nicht sagen!)
    »Was soll nur aus uns werden, Paddy?« fragte sie manchmal und schien es ernst zu meinen. Einmal habe ich sie beim Abschied sogar umarmt – ich schwör’s, bei allem, was mir heilig ist!
    Und jetzt, wo sie mit ihrem neuen Freund da war – ein netter Kerl, ich nannte ihn »Frank von der Bank« –, mußte sie sich so was anhören! »Scheiße, das hättest du mir sagen können!« rief ich. »Du hättest mir was abgeben können!
    Aber nein! Du hast mir immer nur eins gegeben, nur eins hinterlassen: den Gestank von Pisse und Klamotten, die nie jemand gewaschen hat! Schönen Dank! Tausend Dank, Scheiß-Schnurres!« So hatte ich sie eigentlich nicht anreden wollen. Auf dem Hinweg hatte ich mir fest vorgenommen: »Rede sie bloß nicht so an! Egal was du tust, so darfst du sie nicht anreden, das ist nicht fair.« Und hier stand ich nun und tat genau das. »Scheiß-Schnurres!« kreischte ich noch

Weitere Kostenlose Bücher