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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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endlich mein Gewerbe zu betreiben. (Ich hatte in der Zeitschrift Weekend davon gelesen – »Nächtliches Laster! Die Jungen, die bei Nacht ihrem Gewerbe nachgehen! Sünden einer Großstadt, die nie schläft!«) Klang ganz nach mir! Dachte ich!
    Obwohl ich sehr viel länger darüber nachgedacht hätte, wenn ich Silky String und seinesgleichen gekannt hätte – dabei war das gleich mein fünfter oder sechster Freier, Himmel noch mal! (Vielleicht wollte »Ach« es mir heimzahlen!)

Neunzehntes Kapitel
    Melodie aus »Die Sommerinsel«
     
     
     
    »Kalt, nicht?« sagte ich und legte meine Hand auf sein Bein. »Du erinnerst mich an jemand«, sagt er da mit einem so reizenden breiten Lächeln, daß man denkt: »Da hab ich mir ja ‘n richtigen Cary Grant angelacht, aber wirklich«, und wir zwei zermartern uns das Hirn, wer diese Person ist, an die ich ihn erinnere. Und was stellt sich heraus – er meint den unvergleichlichen David Cassidy! »So sollte ich dich nennen«, sagt er. »Mein kleiner David. Mein kleiner David Cassidy.« Nach seinem Namen habe ich ihn nicht gefragt, weil mich das nicht weiter interessiert hat, es sei denn, unser Verhältnis würde enger, er wäre mein Sugardaddy und würde mir als seinem Kätzchen eine Wohnung mieten. Was ich mir, das sei hinzugefügt, liebend gerne hätte gefallen lassen, denn das hätte mir wunderbar in den Kram gepaßt. Eine englische Ausgabe von Eamon Faircroft hätte ich ‘73, damals zu Beginn meiner Zeit in England, gut gebrauchen können – keine Frage. Dieser Gedanke ging mir im Kopf herum, als wir durch die nächtlichen Straßen Londons sausten – KÖRPER ‘72! NON-STOP AVANTGARDE NACKTSHOW! GODSPELL! PYJAMA TOPS! IM FÜNFTEN JAHR! DIE SWINGENDEN STEWARDESSEN! TECHNIKEN DER LIEBE! – »Ich frage mich, als was der wohl arbeitet, meine neueste Männerbekanntschaft!« Über eins habe ich mich gefreut – auf alle Fälle war er um einiges besser gekleidet als so mancher meiner früheren Kunden! Sich mit denen abgeben zu müssen, war einfach ekelhaft! »Und ihr redet von den dreckigen Iren!« habe ich zu einem von denen gesagt. Dem seine Fingernägel! Ihr hättet’s nicht für möglich gehalten! »Dreck! Wie ich den liebe!« sagt er. »Fick mich im dreckigsten Saustall, den du dir vorstellen kannst – ich werd quieken wie ‘n Schwein!« Bei mir nicht!
    Wie ich zu Silky sagte – so hieß er damals natürlich noch nicht! –, als ich ein bißchen näher heranrückte und ein bißchen die Nase kräuselte: »Du bist nett!«
    »Meinst du wirklich?« fragt er da. Und ich nicke. Weil es einfach stimmte. Tadelloser Anzug, stahlgraues Haar und kein einziger Trauerrand unter den Fingernägeln. Und auch sonst kein Fitzelchen Dreck. »Hörst du gern Musik?« fragt er als nächstes, und ich sage: »Ja. O ja. Ich liebe Musik über alles.« Da sieht er mich an und lächelt. »Wunderbar. Ich nämlich auch. Da haben wir schon mal was gemeinsam.« Ich muß euch sagen – Silky gefiel mir immer besser. Und als just in diesem Augenblick Stay With Me! von Vic Damone im Radio kam – also, da muß ich ein bißchen zusammengezuckt sein oder vielleicht einen spitzen Schrei ausgestoßen haben, denn er fing an zu lachen und sagte: »Das gefällt dir wohl?« Da schlug ich die Augen nieder und antwortete: »Ja.«
    »Ziemlich altmodisch für einen Jungen in deinem Alter, findest du nicht?« Worauf ich wiederum eifrig antwortete: »O ja!«
    »Da haben wir ja schon wieder was gemeinsam!« sagte er und drückte leicht meinen Schenkel. »Auch ich liebe Vic Damone.«
    Als wir durch die Nacht brausten – und zwar nach Norden, aber das wußte ich damals natürlich nicht, ich hatte ja keine Ahnung! –, war ich so was von glücklich, ich kann’s euch gar nicht beschreiben! Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich sehe alle Einwohner von Tyreelin auf dem Platz zwischen der Molkerei und den Tankzapfsäulen versammelt, wie sie sich vorbeugen, damit ich sie besser erkennen kann.
    »Erinnerst du dich noch an uns?« fragten sie, aber ehrlich, was konnte ich anderes tun als den Kopf schütteln? »Bedaure«, sagte ich, und da waren sie so traurig. Aber ich sagte zu ihnen: »So ist das Leben eben! Wir müssen alle mal was anderes machen!«
    »Ja, ja! Die wahre Liebe!« sagte Silky jetzt. »Hinter der sind wir alle her! Und Vic – Junge, Junge, der Kerl weiß ein Lied davon zu singen. Findest du nicht auch, mein kleiner Freund?«
    »Finde ich auch«, sagte ich, und mir wurde warm wie von einer Umarmung.
    »Und

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