Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
Vom Netzwerk:
Stellung bezog, wog ich etwas über siebenundfünfzig Kilogramm; nach zwei Monaten Schwerstarbeit auf meinem Posten kaum noch fünfundvierzig! Ich begann ernsthaft über die Möglichkeit nachzudenken, daß ich eines Tages an diesem Zaun mein Leben aushauchen könnte und fertig! Einiges davon schreibe ich den Polizeischikanen zu – nicht zu vergessen meine alten Freunde, die IRA. Allmählich hatte ich von denen und ihren Mätzchen die Nase voll! Keine Nacht schien zu vergehen, ohne daß es hieß: »Räumen Sie die Straße! Wir fordern Sie auf, die Straße zu räumen!« Und dann: »Kannst du dich ausweisen? Laß dich mal anschauen, Pat!« Dann mustern sie dich von oben bis unten, zwinkern ihren Kollegen zu, stemmen die Hände in die Hüften und kommen dir mit Tänzelschritten. »Dann gibt’s wohl bei euch zu Hause viele Schwuchteln, Pat? Sind doch nicht alles lauter mörderische Bombenleger?«
    Wogegen du nicht viel einwenden konntest, sonst hättest du deinen Job verloren!
     
    P. Braden, Piccadilly Begleitservice
    bis auf weiteres geschlossen
     
    Aber es war schon traurig. Keine Frage. Einmal, wir waren gerade fertig mit einer Stunde Flöten in einem geparkten Wagen in der Great Portland Street, kam wieder die knackende Durchsage: »Räumen Sie die Straße! Räumen Sie bitte die Straße!« Aber es war schon zu spät, und obwohl ich nur noch das Ende mitkriegte, war es immer noch so, wie man sich den Weltuntergang vorstellt. Auf einem Rettungswagen drehte sich das Blaulicht, die Toten wurden auf Bahren wegtransportiert, und eine Frau in zerrissenen Kleidern lachte unaufhörlich über einen Witz. Nur daß ihr niemand einen erzählt hatte. »Schaut mich an! Schaut mich an in meinen Fetzen!« sagte sie immer nur. Funkgeräte spritzten wie Fett in der Pfanne, und im Fernsehen konnten wir uns selber sehen. Das Ende der Welt, in den Hauptrollen P. Pussy und ganz England. Wie viele Leichen es waren, weiß ich wirklich nicht. »Die gehören aufgeknüpft, diese irischen Schweine, jeder einzelne von denen!« hörte ich eine Stimme neben mir sagen.
    Ich saß gerne in durchgehend geöffneten Cafés, weil es da warm war und man mit einigem Glück Kundschaft fand. In solchen Nächten konnte man den Kaffee nicht schmecken. Man fühlte sich wie Hundekacke auf dem Bürgersteig, und gut gekleidete Bürger standen da und sagten: »Wer in aller Welt hat denn diese entsetzliche Sauerei hinterlassen?«
    Einige Wochen nach der Geschichte mit Silky saß ich wieder in meinem Stammlokal und starrte hinaus in die Nacht – Cliquen wie aus Uhrwerk Orange, Skinheads und Hippy-Dealer drängten sich in Ward’s Pub, die Theater spuckten Zuschauer aus, und die SKOL-Leuchtschrift ging an und aus, als ich plötzlich merkte, daß ich roch! Und nicht einfach nach Hundekacke – es war der Gestank einer ruhrkranken Töle. Wie sehr ich auch versuchte, den Gestank loszuwerden, er wurde immer intensiver. Am Ende war er so widerlich, daß ich völlig überwältigt war. »Du verschüttest deinen ganzen Kaffee, Kumpel«, sagte der Inhaber zu mir, und erst da merkte ich, daß sich auf dem Resopaltisch eine kleine Lache gebildet hatte, die in Tröpfchen auf meine stinkige, abgeschabte Samthose tropfte.

Zwanzigstes Kapitel
    Wo zum Teufel steckt meine Mami?
     
     
     
    Dort lernte ich auch meinen Liebling Berts kennen – ach, göttlicher Bertie, ich liebe dich so, besorg’s mir doch noch mal! – obwohl, was ihn dorthin geführt hat, weiß nur Gott in Seinem Himmel! Ich meine, das war so ein Schuppen, wo sich allerlei nächtliches Strandgut hinverirrte – darunter viele meiner Landsleute, aber keine mit Chiffon wedelnden Pussys! Die vertrieben sich die Zeit damit, Dosen mit Holstenbier zu knacken, und wollten England abwechselnd in die Luft sprengen oder den Tod von Zivilisten vermeiden. Aber wenn aus der Jukebox Philomena Begley oder Larry Cunningham ertönten und Geschichten von Waisenkindern und Teddybären erzählten, dann fingen sie an zu flennen. Manchmal tanzten sie sogar miteinander, und zweifellos hättet ihr euch fragen können: »Verkehren in diesem Lokal doch mehr Pussys, als es zuerst den Anschein hat?« Obwohl man sagen kann, ja darauf bestehen muß, daß die Flötenhändler, die es gab, kein allzu großes Interesse hatten, bis knuffige Mama-Songs die Nacht erhellten: »One has hair of silvery grey, the other has hair of gold. One is my mother, God rest her, I love her, and the other is my sweetheart.« Da liefen ihnen die Tränen über die

Weitere Kostenlose Bücher