Breakfast on Pluto
da hinzugezogen haben! Fenshaw! Du liebes Lieschen! »Oh, es liegt auf der Hand, daß Ihr provinzielles irisches Kleinstadtmilieu Sie nicht richtig auf die Herausforderungen einer kosmopolitischen Großstadt vorbereitet hat!« Also wirklich, alles was recht ist, Dr. Durchblick, außerordentlich scharfsichtig!
Was Wunder, daß ich ihm eine Menge Lügen aufgetischt habe, von wegen ich hätte mich schon immer unterdrückt gefühlt und in der englischen Bombenkampagne der IRA eine Schlüsselrolle gespielt! Was er natürlich – mit allem Drum und Dran – geschluckt hat, der alte Idiot!
Auf so was wäre mein richtiger Doktor nie hereingefallen. Ich habe Terence so geliebt. Ich habe sogar von ihm geträumt. Wenn er in der Nähe war, fühlte ich mich geborgen. Ich hätte mir denken sollen, daß sie eines Tages kommen und sagen würden: »Ah, Dr. Harkin? Der arbeitet nicht mehr hier. Die Leitung hat jetzt Dr. Fenshaw übernommen!«
Ich fürchte, wenn man sich darauf verläßt, daß Leute bei einem bleiben, muß man sich in Wahrheit auf viele Enttäuschungen gefaßt machen.
Nachdem sie mir gesagt hatten, daß er für immer weg sei, hoffte ich wider alle Vernunft, er würde doch noch zurückkommen. Als ich den Streit mit Fenshaw hatte, schleppten sie einen gewissen Dr. Murti an, der behauptete, er wolle gern mein Freund sein, aber meistens wußte ich nicht einmal, ob er überhaupt da war. Statt zu reden, sitze ich einfach da und tue, was Terence mir aufgetragen hat – schreibe alles auf, damit ich dahintersteige. Manchmal frage ich mich, was er von den Hunderten von Seiten hält, die ich über ihn verfaßt habe, der flunkernde alte Gregory Peck!
Ich weiß nicht, wie oft ich die nächste Seite wiedergelesen habe, mir wird dabei so warm und behaglich zumute!
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Terence in einer Schaffelljacke
Es war Weihnachten, und ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich plötzlich Terence sah. Das Beste von allem war, daß er seinen bescheuerten alten Arztkittel abgelegt hatte und eine wunderschöne pelzbesetzte Schaffelljacke und einen dicken roten Wollschal trug. Er sah so weihnachtlich aus! »Patrick!« sagte er und lächelte mich an. »Damit haben Sie nicht gerechnet, daß ich zurückkomme, was?«
»Ach, Terence!« rief ich und rannte auf ihn zu. Ich mußte ihn andauernd anfassen. Dann gestand er mir, wie sehr er mich vermißt habe. »Ich wäre nie gegangen, wenn es sich hätte vermeiden lassen«, sagte er. »Das verstehen Sie, nicht wahr?« Ich streichelte ihm über die Wange und sagte: »Aber das wissen Sie doch! Mr. Buschige Augenbrauen!« Dann küßten wir uns, und ich machte uns eine herrliche heiße Schokolade, die wir zum Plumpudding tranken. Wie lange er bei mir geblieben ist? Bitte sehr, eine ganze Woche! Ihr glaubt mir nicht? Das tut mir aber leid! Ist mir nämlich schnurzegal, versteht ihr? Glaubt doch, was ihr wollt! Jedenfalls blieb er eine ganze Woche, und wir liebten uns, wie Mann und Frau sich lieben sollen. Ich lag in seinen Armen, und Perry Como sang Have Yourself a Merry Little Christmas. Das war vielleicht komisch, denn um den Hals hatte ich eine Krause aus Rauschsilber hängen, und Terence nannte mich immerzu seinen »Weihnachtsengel«. Wir waren uns einig, daß uns Weihnachten die liebste Jahreszeit sei. »Solange ich lebe, will ich Weihnachten mit dir verbringen«, sagte ich, und er sagte: »Mein Schatz.« Ich weiß nicht, ob es der Glühwein war oder dieser alberne Song von Laurel & Hardy, On the Trail of the Lonesome Pine, den er aufgelegt hatte, oder beides zusammen, aber am Ende des Abends war ich echt völlig aufgelöst und jedesmal, wenn sie sangen: »On the Trail of the Lonesome Pine!«, brach ich wieder in Tränen aus. »Patrick!« rief Terence. »Was in aller Welt ist denn mit dir los?«, und ich flüsterte mit erstickter Stimme: »Ach, Terence! Terence! Terence!«
Natürlich war es überhaupt nicht der Glühwein, wie mir albernen Gans hinterher aufging – es war die Musik, die mich an all die wunderbaren, fröhlichen Weihnachtsfeste erinnerte, die wir bei uns daheim in der Hundehüttensiedlung gefeiert hatten. (»Gott, was höre ich die mir gern an«, hatte Mami Schnurres immer gesagt – wie konnte es auch anders sein! – »den guten alten Stan Laurel & Oliver Hardy! Da habt ihr ja wieder mal eine feine Bescherung angerichtet! Himmel, aber sind sie nicht wunderbar, meine wunderbaren, liebevollen, hingebungsvollen, ganz besonderen
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