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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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Wahrheit zu sagen, ich bin sicher, daß sie nur so tat und mich von Anfang an am liebsten Shaunie genannt hätte!
    Wenn ich es nicht längst gewohnt gewesen wäre, mich zu verkleiden, hätte ich ihr Spielchen mit den Shorts, mit Shaunies Anzug und so weiter (mit dem sie anfing, als wir eines Abends grottenvoll waren) vermutlich nicht mitgemacht. Ob ihr’s glaubt oder nicht, beim ersten Mal war ich sogar ein bißchen verlegen, dabei hatte ich mindestens vier Gin intus! Aber nach einer Weile habe ich mich an das kleine graue Sakko und die kurzen Hosen gewöhnt und wurde richtig aufgeregt, wenn sie mich bat, sie »Mami« zu nennen. Anscheinend hatte Shaunie es genauso ausgesprochen wie ich, wo doch sein Papa Ire war. »Ach, mein dummer Bub, mein Shaunie Shaunies!« rief sie, und ich sagte: »Mami!« Nach einer Weile machte mir die Sache richtig Spaß, wie ich so auf ihrem Knie saß und mich an ihren warmen gepuderten Leib schmiegte. Ja, ich wollte gar nicht mehr damit aufhören!
    Bis eines Tages gänzlich unerwartet kein anderer als Berts hereinspaziert kam! Ich kann nicht leugnen, daß ich mich fürchterlich geschämt habe, als er uns mit zitternder Stimme anpflaumte: »Was zum Teufel geht hier vor?«, weil ich ihm nicht gesagt hatte, was hier vor sich ging – außerdem war ich gerade dabei, an Louises Brustwarze zu nuckeln und zu plärren: »Mami!«
    Nun ja, wie ihr euch vorstellen könnt, war danach der Teufel los! Louise konnte von Glück sagen, daß Bertie keine Kämpfernatur war, sondern nur, mit den Armen fuchtelnd wie eine verrückt gewordene Möwe, lauthals protestierte: »Das ist nicht fair!« und »Er ist meine Freundin, du blöde alte Kuh! Meine!«
    Ich fürchte, nach diesem Zwischenfall waren wir alle in ziemlich schlechter Verfassung. Ich weiß nur noch, daß olle Bertie die Treppe heraufgeschlichen kam und jammerte: »Das ist kein Schuljunge! Er ist mein Mädel, und du hast kein Recht, ihm so was anzutun!«
    Es war eine schwere Entscheidung, aber leider hatte mir Louise als Teil unserer Abmachung wunderschön die Haare frisiert – mit Nadeln, Klammern und Spangen, ganz zu schweigen davon, daß sie mir Hautcremes und Lotions besorgte, für die ihr euer Leben gegeben hättet. So blieb mir schließlich keine andere Wahl, als ihm zu sagen: »Tut mir leid, Bertie. Tut mir aufrichtig leid.«
    Er war untröstlich und ging noch am selben Abend fort. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Da bin ich Louise geradewegs in die Arme gesunken und habe sie an mich gedrückt, habe sie wieder und wieder an mich gedrückt.
    Nur daß mir immer wieder der Gedanke durch den Kopf schoß: »Eigentlich darfst du das nicht, das weißt du ganz genau. Sie ist nicht deine Mami. Wenn sie will, daß du ihr Sohn bist, soll’s dir recht sein. Aber deine Mami ist sie nicht. Deine Mami war etwas ganz Besonderes. Auch wenn sie dich vor Schnurres Bradens Tür ausgesetzt und für immer verlassen hat. Auch wenn sie das getan hat, kann doch niemand, niemand! ihren Platz einzunehmen. Warum also hockst du auf dem Schoß einer fremden Frau, Patrick Braden?«
    Ich versuchte mein bestes, den Gedanken zu verscheuchen, und saugte wie wild an Louises Brust, aber irgendwie kam er immer wieder, ein leise dahingeflüstertes »Warum?«

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    »Ich heiße nicht Eily Bergin!«
     
     
     
    An manchen Tagen, wenn sie einkaufen war, ging ich aus dem Haus und lief allein die Straßen entlang, wollte so weit weg wie möglich. Um die Zeit muß es angefangen haben, daß ich jedesmal, wenn ich an einer Haltestelle oder sonstwo eine Frau in Hauskittel oder Kopftuch stehen sah, mich nicht mehr bremsen konnte, und ehe ihr euch’s verseht, steht da eine wildfremde Person und ruft: »Was soll das? Ich heiße nicht Bergin! Und Eily schon gar nicht! Hau ab, oder ich rufe die Polizei!«
    Solche Irrtümer sind mir noch öfters unterlaufen – aber es hat keinen Sinn, euch etwas vorzumachen! Ich konnte mich einfach nicht bremsen!

Wenn Terence mich jetzt sehen könnte!
     
     
     
    Wie ich so jammervoll in meinem albernen alten Hauskittel herumschlurfe – um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, daß er wirklich erstaunt wäre! Ich höre ihn schon sagen: »Patrick, ich glaube, in Wahrheit wolltest du eigentlich schon immer sie sein. Eily. Schließlich könnte sie dir dann nicht mehr davonrennen!«
    Eines muß man Terence lassen, auch wenn er sich verdrückt hat! Er war der einzige im Krankenhaus, der irgendwas kapiert hat. Die anderen Idioten, die sie

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