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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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anschlug und mich ankündigte: »Meine Damen und Herren! Heute morgen habe ich einen ganz besonderen Gast! Von der Grünen Insel – Miss Daisy Dusty Springfield!«
    Wie ich – völlig überkandidelt, ich schwör’s! – hüftenschwenkend auf die Bühne trat, gab ich die göttlichste Version von The Windmills of Your Mind zum besten, die man je gehört hat. Als ich zu der Stelle kam, wo die Welt ein Apfel ist, der lautlos im Weltenraum kreist, war ich vollkommen hinüber. Volle drei Minuten lang hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, in einem Hotel zu sein – mit dem Mikro in der Hand walzte Dusty das ungeheure, sternbeglänzte Firmament entlang. Danach schmetterte ich aus purem Übermut Son of a Preacher Man, und ich muß sagen, dafür erntete ich stürmischen Beifall! Ich dachte schon, Bertie würde explodieren vor Stolz! Jedesmal, wenn ich zu ihm hinübersah (ich weiß nicht, wie viele Vorhänge ich hatte!), klatschte er wie ein kleiner Junge, der aller Welt beweisen will: »Die kenne ich! Das ist meine Freundin!«
    Also, wenn ich in dem ollen Wheatsheaf kein voller Erfolg war! Meine Auftritte dort wurden für mich zum Höhepunkt der Woche, und schon Tage vorher war ich ganz aus dem Häuschen, weil ich entscheiden mußte, was ich anziehen und was ich singen wollte (für meine Garderobe einschließlich Hochfrisurperücke à la Dusty kam natürlich Bertie auf!). Manchmal war ich so außer mir, daß ich Berts förmlich den Kopf abriß – »Warum kannst du mir nicht helfen? Warum?« –, aber wenn ich mich beruhigt hatte, vertrugen wir uns immer wieder – mit seinen traurigen Hundeaugen kriegte er mich jedesmal rum. Meistens sang ich Sachen von den Supremes, Dusty und natürlich Lulu. Wenn ich deren Nummer Shout! vortrug, rastete ich völlig aus, stand auf dem Tisch und all so was. Und weil ich so ein richtiges altes Flittchen bin, raffte ich meinen mit Pailletten besetzten Mini und brachte die Menge zur Raserei!
    Nach jedem Konzert ließen wir uns vollaufen, Berts und ich, und wenn wir nach Hause kamen, holte er seinen Pfeifenkopf raus, und der arme alte Osterglockenmann war wie von Sinnen. »Ach, wie ich dich liebe!« stöhnte er dann, und ich mußte lachen, wenn ich ihn so dastehen sah mit seinem salutierenden Stengel und der kanariengelben Hose, die ihm wie eine Ziehharmonika um die Knöchel hing! Und dann war von ihm nichts anderes mehr zu hören als »Uh! Uh! Uh!«, und in den Armen hielt man eine große welke Blume.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Ein leise dahingeflüstertes »Warum?«
     
     
     
    Ach ja, der gute alte Berts und ich – zwei Menschen, die einfach, wie die New Seekers sangen, »in perfect harmony« beisammensein, zusammenleben wollten, anders als Louise, unsere liebe Wirtin, deren bohrende Blicke wir ertragen mußten und die inzwischen bei jeder Gelegenheit brüllte: »Macht gefälligst die Tür hinter euch zu!«, nach Kräften mit Geschirrtüchern herumwedelte und wissen wollte: »Wer hat die Tassen stehengelassen? Die sind ja völlig verdreckt!« Zwischendurch, wenn ihr wieder einmal ihr armer Sohn Shaunie in den Sinn kam, der 1961 von einem Bus überfahren worden war, versank sie in einer Art Trance. »Weißt du, darüber ist sie nie hinweggekommen«, erklärte mir Berts. »Eines Tages klopfte die Polizei an die Tür – und das war’s dann.«
    Louise tat mir leid. Ich wußte, wie ihr zumute war. Bei ihr war’s der Sohn, bei mir eine Mutter – eigentlich genau dasselbe. Vielleicht war das der Grund, weshalb ich mich in sie verknallt habe und sie sich in mich! Und was hat das olle Bertie zur Weißglut gebracht!
    Wie es dazu kam? Ich muß schon sagen, ebenso natürlich wie unerwartet. Eines Tages saß ich, ganz mit mir beschäftigt, auf dem Sofa, nippte an einer Limonade und sah mir ausgerechnet The Wombles an, als ich plötzlich ein Schniefen hörte, und da sitzt sie doch mit einem Papiertaschentuch neben mir und erzählt mir die ganze Chose mit ihrem Mann,der sie verlassen hat, und wie sehr sie ihn geliebt, ihren süßen Ginger, alles habe ich für ihn getan, sagt sie, warum nur hat er mich verlassen, warum? fragt sie mich, aber noch ehe ich antworten kann, schlingt sie ihren Arm um meinen Hals und küßt mich derart heftig, daß ich fast ersticke. Aber ich habe mich nicht beschwert, o nein! Selbst dann nicht, als ich auf den Boden fiel und mir den Kopf anschlug, und sie keuchte: »Liebling! Ach, du mein Liebling! Ginger!«
    Was ja nun wirklich zum Schießen ist, denn um euch die

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