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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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darf.«
    »Wollen Sie abstreiten, dass selbst Ihre eigenen Männer moralische Bedenken –«
    »Vergangenes Jahr ebenso viele.«
    »Das ist mir bekannt, verdammt.«
    »Worauf warten Sie dann? Bis aus den Spatzen ausgewachsene Raubvögel werden?«

    »Wir lassen jedenfalls keine Einheit operieren, die für den Erfolg beliebig hohe Opferzahlen in Kauf nimmt.«
    »Müssen wir ja auch nicht.« Dayan beugt sich vor. »Wir könnten sie auflösen.«
    Überraschtes Schweigen.
    »Offiziell«, fügt er hinzu. »Das bringt erst mal Ruhe.«
    Ben Gurion hebt die Brauen. »Und dann?«
    »Ins Fallschirmjäger-Bataillon 890 eingliedern. Arik wird Kommandant, die Einheit übernimmt als Teil der 202. Brigade weiterhin heikle Missionen.«
    »Der Generalstabschef hat recht.« Arik schaut auf. »Die Einheit ist die bestausgebildete Truppe, die Zahal momentan zur Verfügung steht. Sie zu zerschlagen, wäre ein gewaltiger Fehler. Lassen wir sie unter dem Dach der Brigade weiter operieren. Ausschließlich gegen militärische Ziele, wenn Sie das beruhigt.«
    Sharett reibt sich das Kinn.
    »Vielleicht keine schlechte Idee.«
    Darauf kannst du wetten, freut sich Arik, der in Erwartung von Schelte alles längst mit Dayan abgesprochen hat.
    Wir bleiben im Spiel.
    Nach meinen Regeln.
     
    Beim anschließenden Vieraugengespräch mit Ben Gurion, um das Arik gebeten hat, weil er weiß, du musst dem Alten schon ein bisschen mehr bieten, um sein Vertrauen zurückzugewinnen, zieht er alle Register.
    Redet auf den Premier ein.
    Leise und eindringlich.
    Versichert ihm, dass seine Männer keine kaltblütigen Killer seien, sondern aufrichtige Patrioten. Dass ihn persönlich jedes zivile Opfer auf der Gegenseite schmerze, doch Qibya habe die Wende eingeleitet, nach so vielen Niederlagen, Fehlschlägen und Demütigungen sei man endlich wieder imstande, den Feind tief im Hinterland zu treffen. Was die Einheit 101 für die Moral und das Selbstbewusstsein der Truppe leiste, könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, die Sicherheit des Staates Israel und seiner Bürger stehe für diese Männer über allem, jeder von ihnen sei bereit, sein Leben zu geben.
    Arik ist wirklich gut.
    Auch, weil er das alles glaubt.
    In der Einheit, erklärt er Ben Gurion, herrsche eine besondere Form der Kameradschaft, sie seien verschmolzen wie der Stahl eines Panzers,Helden für Israel. Und wenn der alte Mann für irgendetwas anfällig ist, dann für Heroismus.
    Am Ende tickt nur noch die Uhr im Raum.
    »Ariel Scheinermann«, sagt Ben Gurion versonnen. »Was ist das eigentlich für ein Name?«
    Kurz ist Arik verwirrt.
    »Die Familie meines Vaters – Scheinermann – Schöner Mann – ich denke, das ist der Ursprung.«
    »Du weißt, dass ich eigentlich Grün heiße?«
    »Davon hörte ich, ja.«
    »David Grün.« Ben Gurion lächelt. »Und Levi Eschkol hieß früher Schkolnik, Golda Meir mit Nachnamen Meyerson, Herzl Vardi hörte auf Rosenblum. Unsere alten jüdischen Namen. Aber in diesem Land sollten wir hebräische Namen tragen. Die hebräische Kultur ist es, die uns eint.«
    Arik schweigt.
    Irgendetwas Bedeutendes ist im Gange.
    »Ariel«, sinniert Ben Gurion. »Aber alle nennen dich Arik.«
    »Seit ich denken kann.«
    »Na ja, das ist in Ordnung.« Pause. »Scheinermann hingegen –« Wieder eine Pause. »Du bist in Kfar Malal aufgewachsen, nicht wahr? In der Scharon-Ebene?«
    Arik nickt.
    Und Ben Gurion, mit einer Wärme, wie Samuel Scheinermann sie seinem Sohn gegenüber nie aufzubringen imstande war, nimmt ihn in die Arme. Und gibt ihm seinen neuen Namen.
    Einen Namen, wie er sich für einen hebräischen Patrioten gehört.
    »Ariel Scharon.« Schmeckt ihn beim Aussprechen förmlich ab. »Ja, das ist gut. Das solltest du dir überlegen, Junge.«

2011
Syrien, Damaskus, 30. Oktober
    Hagen sitzt in der Falle.
    Das muss man sich so vorstellen: Ein elender Ort, in dem man schon viel zu lange rumhängt. Raffst dich also auf, marschierst los. Der Ort bleibt hinter dir zurück, verschwindet am Horizont. Freude und Zuversicht, es endlich geschafft zu haben. Wanderst durch eine vielversprechende Welt, immer geradeaus, den ganzen Tag lang. Es dämmert, Lichter kommen in Sicht, und – zack! – bist du wieder in demselben elenden Ort, den du hinter dir glaubtest.
    Sisyphos lässt grüßen.
    Das Ganze im Detail.
    Irgendwas hat ihn geweckt. Einfallende Helligkeit wahrscheinlich, das Schnattern der Zimmermädchen auf dem Gang. Was immer es war, jetzt ist er wach. Nicht gut. Seine

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