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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Schrecksekunde. Macht auf dem Absatz kehrt, mitten hinein in die Mädchengang, prügelt sich den Weg frei, einer der Teenager geht zu Boden. Läuft auf den Wohnklotz zu. Perlman setzt ihm nach, zorniges Schreien im Ohr, sieht den Fliehenden die Drehtür erreichen, darin verschwinden.
    Folgt ihm in die Eingangshalle.
    Auch nicht gerade das Vier Jahreszeiten. Säuerlicher Geruch, leereBierdosen kullern in den Ecken herum. Vor einem Verschlag, der mal als Pförtnerhäuschen gedient hat, hockt schlaff ein Typ im Kapuzenshirt, goldener Schuss, vielleicht auch nur besoffen. Die Deckenbeleuchtung flackert, vier Aufzüge, zwei davon mit Schildern: AUSSER BETRIEB .
    Die anderen beiden intakt.
    Einer unterwegs nach oben.
    Da bist du, denkt Perlman.
    Nimmt das Wettrennen zu Fuß auf, immer zwei Stufen auf einmal. Die kahlen Wände des Treppenschachts scheinen seine Schritte zu verdoppeln, oder ist da jemand hinter ihm? Keine Zeit, es herauszufinden, sein Blick schießt hoch zur Fahrstuhlanzeige, Lift in Bewegung, siebter, jetzt achter Stock –
    Er selbst erst im vierten. Außer Puste, schreibtischgeschädigt.
    Weiter, weiter!
    Fünfte Ebene, Lift auf der achten.
    Sechste.
    Immer noch auf der Acht. Hat gestoppt, und ja, da ist noch jemand auf der Treppe (Unverantwortlich, hier den Helden zu spielen, Scheißbüroarbeit, Fronteinsätze sollten passé sein, eitler Idiot, aber zu spät, jetzt musst du’s zu Ende bringen, dir den Kerl schnappen) – Siebte – (Bevor er dich schnappt, Lahmarsch!), und da kommt er auch schon keuchend und mit vorgehaltener Waffe im achten Stock aus und blickt in die trostlose Röhre eines Flurs, die sich beidseitig verliert, Tür an Tür, keine Menschenseele, aber er weiß, der Marder ist hier.
    Pirscht sich voran.
    Leere. Stille. In einige der Türen sind kleine Scheiben eingelassen, die das Deckenlicht spiegeln. Unmöglich zu sehen, was dahinter ist.
    Sehr gut möglich, ihn von dort zu sehen.
    Der Schweiß sickert ihm in den Kragen. Er hält nach Kleinigkeiten Ausschau, die ihm verraten, wo der andere sich versteckt halten könnte, Fußabdrücke, irgendein noch so winziger Hinweis.
    Nichts.
    Schrrrrt –
    Fährt herum, die Waffe von sich gestreckt.
    Da steht ein Mädchen.
    Mädchen? Doch, ohne Zweifel, aber was für eines. Tanktop und Armeehose. Millimeterkurze Stoppeln, die ihren Schädel überziehen wie eine Schicht aus Samt, reckt einen Arm, ruft: »Hinter dir!«, läuft los, mit Riesensätzen, rennt ihn fast über den Haufen und an ihm vorbei.Er dreht sich im Moment, als eine der Türen aufschwingt und der Marder herausspringt, bewaffnet, das Mädchen auf halber Strecke zwischen ihnen –
    Schreit: »Runter!«
    Und sie kapiert, lässt sich fallen, eine Kugel pfeift dicht an seinem Kopf vorbei.
    Drückt ab, trifft den anderen in die Schulter.
    Der Mann taumelt, falsche Schulter, immer noch zeigt der Pistolenlauf auf Perlman, das wird knapp –
    Zu knapp –
    Das Mädchen wächst vor dem Marder aus dem Boden. Mit einer fast beiläufigen Bewegung schlägt sie ihm die Waffe aus der Hand, umspannt seine Kehle und klatscht ihn gegen die Flurwand. Der Doppelagent ächzt, als der Aufprall die Luft aus seinen Lungen drückt, gleitet daran ab wie ein Omelett an Teflon. Sie zerrt ihn hoch und beginnt mit der geballten Rechten, sein Gesicht in Unordnung zu bringen.
    »Stopp! Aufhören.«
    Macht ungerührt weiter. Der Marder kommt nicht mal zum Schreien, seine Füße schlagen wild in der leeren Luft.
    »Hör auf!«
    Sie lässt ihn fallen wie einen Sack.
    Perlman bückt sich und sammelt die Pistole seines Gegners ein, während er seinen Schutzengel misstrauisch im Blick behält.
    »Danke. Keine Ahnung, wer Sie sind, aber Sie haben sich gut eingeführt.«
    »Der Arsch hat meiner Freundin eine reingehauen.«
    »Woher wussten Sie, dass er dadrin ist?«
    »Wusst ich halt.«
    Was nicht klingt, als wolle sie sich dezidierter zu dem Thema äußern. Wischt sich die Nase, nickt befriedigt und macht Anstalten, den Schauplatz des Dramas zu verlassen.
    »Augenblick.«
    »Was ’n?«
    »Haben Sie auch einen Namen?«
    »Und Sie?«
    »Ricardo. Ric.«
    »Shoshana.«
    »Tut mir leid, Shoshana, aber ich muss Sie bitten, hierzubleiben.«
    Sie zuckt die Achseln.
    »’kay.«

    Es ist ihm peinlich, aber er kann nicht aufhören, sie anzustarren. Vom Marder geht keine Gefahr mehr aus. Das Häuflein Elend zu seinen Füßen wäre nicht mal fähig zur Flucht, wenn er ihm ein El-Al-Ticket und Bargeld zustecken und ihm ein Taxi rufen

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