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picture nennt, ihm obliegt es, die feinen Verbindungslinien zwischen der Unzahl zusammenhanglos erscheinender Schnipsel sichtbar zu machen, die da eintrudeln, Beispiel:
Der junge Latif aus dem Flüchtlingslager Bureij rasiert sich seit letzter Woche die Körperhaare und trägt neue Klamotten.
Im Avenue Café, Strandpromenade, Gaza-Stadt, haben hochrangige Hamas-Funktionäre eine Gruppe Studenten getroffen.
Anbei die Gästeliste der Teestube am Midan al-Jundi al-Majhool, die wir seit Längerem observieren.
Drei unabhängig voneinander operierende Agenten.
Drei Informationen.
Der Desk Officer puzzelt und stellt fest: Einer der Studenten mit Hamas-Kontakten war gestern in besagter Teestube, wo er aufs Herzlichste Latif umarmte. Schlussfolgerung: Der gute Latif ist ein heißer Anwärter aufs Paradies. Von dem hören wir demnächst, und zwar ein vernehmliches
BUUUMMMMM .
Sprengstoffgürtel, Innenstadt, wo auch immer.
Maßnahme: Überwachung verstärken.
Der junge Perlman puzzelt mit, unterbreitet seine Vorschläge, und es sind gute, weil praktikable Vorschläge.
Elvedin, gesuchter Terrorist, Phantom.
Nicht auffindbar, bis sich herausstellt, er mag Männer. Bevorzugt einen. Schleicht sich bisweilen zu ihm hin, im Schutz der Dunkelheit. Überquert ein Plätzchen, hundert Meter eine Mauer entlang –
Da ist das Haus.
Sie beobachten ihn eine Weile, bis sie Gewissheit haben, dies ist sein Verhaltensmuster – Plätzchen, Mauer, Amore, und genauso geht er auch zurück.
Perlman nimmt die Vorbereitung in die Hand.
Macht es selbst. Da hat er noch schwarzes Haar, und sein Arabisch ist makellos. Könnte ein palästinensischer Bauarbeiter sein, dennoch riskant. 30 Minuten Arbeit, Menschen gehen vorbei, schauen, doch niemand schöpft Verdacht.
Früher Morgen.
Elvedin kommt von seinem Lover, kann kaum laufen vor Erschöpfung. Hoch über ihm kreist eine Aufklärungsdrohne. Ein fliegendes Auge. Dutzende Kilometer entfernt sehen sie ihn auf ihren Bildschirmen die Mauer entlanggehen, warten geduldig.
Wenige Schritte noch –
Gleich –
Knopfdruck, und der präparierte Ziegelstein, den Ricardo Perlman so schön unauffällig in die Mauer gefügt hat, explodiert und überantwortet Elvedin der Geschichtsschreibung.
Ein anderer mag Pornografie.
Sein Wohnort ist bekannt, eine Bombe auf sein Haus zu werfen hätte zur Folge, dass Frau und Kinder mit draufgehen, und außerhalb des Hauses kriegt man ihn nicht.
Zu raffiniert, der Kerl.
Ein kleiner Sprengsatz wäre ideal.
Zwecks dessen allerdings müssen sie ihn von seiner Familie isolieren. Und was wäre besser dazu geeignet als ein neutral aussehendes Päckchen, in dem sein kundiges Auge die heiß ersehnte Zustellung seines Pornolieferanten erkennt?
Was machst du, wenn du so was zugestellt bekommst?
Du gehst ins Nebenzimmer, um es auszupacken, wo dich keiner sieht.
Diesmal sind keine DVD s und Hefte drin.
Frau und Kinder bleiben unverletzt.
Perlmans Idee.
Burhan, ein Junge aus einem Dorf bei Ramallah im Westjordanland, macht einen Fehler.
Er ruft seinen Kumpel an.
Beide sind gerade 18 geworden, der Vater des Jungen ist ein hohes religiöses Tier, ein angesehener Scheich und Hamas-Aktivist, der während der ersten Intifada dazu aufgerufen hat, Steine zu werfen. Jetzt sitzt er im Gefängnis, weil Arafat in Befolgung der Oslo-Verträge die komplette Hamas einzubuchten beginnt, und der Junge ist blind vor Hass.
Sein Vater ist nämlich ein Guter. Steine ja, aber im Gegensatz zu den meisten seiner Parteigenossen lehnt er den Einsatz tödlicher Waffen ab.
Warum muss er dann ins Gefängnis?
Ungerecht, die Welt ist ungerecht, Burhan will sich rächen, an Israel, an Arafats verfluchter PA . Will sich den Militanten anschließen, will eine Waffe, ein richtiges Gewehr, auch wenn ihm seine innere Stimme sagt, dass er nie auf einen Menschen feuern könnte.
Nun liegen Gewehre im Westjordanland nicht einfach rum.
Man braucht Geld und Verbindungen.
Burhans Kumpel meint, da ließe sich vielleicht was machen.
Es gäbe jemanden in Dschenin –
»Der würde uns bestimmt Waffen verkaufen«, sagt er am Telefon. »Da kriegen wir auch Maschinenpistolen.«
Nein, kriegen sie nicht, sondern einen Sack über den Kopf.
Schläge mit dem Gewehrkolben.
Eine Freifahrt im Jeep zum israelischen Militärstützpunkt Ofer südlich von Ramallah.
Schon dessen bloße Erscheinung legt nahe, dass der Begriff Hochsicherheitsanlage hier erfunden wurde. Ofer ist ein Ort, um den sich
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