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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ich mit der Kavallerie gekommen.«
    »’kay. Wo?«
    Perlman ruft sich die Umgebung ins Gedächtnis. Überall hier werden Substanzen unters Volk gebracht. Vor etlichen der Bruchbuden stehen Metall- und Resopalstühle herum, bevölkert von Langzeitarbeitslosen, Junkies und Nutten, die dort den Tag platt sitzen. Auch viele ehrliche Leute, deren Pech es ist, auf der falschen Seiten der Arm-Reich-Schere gelandet zu sein, die in Israel zusehends auseinanderklafft. Perlman hat nichts gegen die Menschen hier, er würde nur keinen Würfel Zucker auf den Zustand der hiesigen Kaffeemaschinen verwetten.
    »Mein Wagen steht um die Ecke. Starbucks?«
    Sie schaut prüfend auf ihn herab. Dreht sich um und kommt bekleidet mit einer ärmellosen Fliegerjacke wieder.
    »Pasta«, sagt sie.
    »Oh, gut, dann –«
    »Ich zeige Ihnen, wo’s die besten gibt.«
     
    Im Bellini verdrückt Cox ihre zweite Portion Spaghetti carbonara. Perlman begnügt sich mit einem Salat Nicoise.
    »Sind die Nudeln zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Mhm.«
    Kunststück, denkt er, du hast dir den teuersten Italiener Tel Avivs ausgesucht. Das Restaurant ist traumhaft gelegen, man sitzt an Tischen mit rotweiß karierten Tischdecken und schaut auf einen malerischen Platz. Cox hat Geschmack, und eigenartig, da sitzt keine Riesin beim Fraß. Ihre Bewegungen sind leicht und anmutig, ihr Muskelspiel von einer Eleganz, dass Perlman stundenlang zuschauen könnte.

    »Woher kannten Sie das Bellini?«
    Sie blickt auf, hebt eine Braue. »Sie meinen, woher kennt jemand aus meinem Umfeld so einen Schuppen?«
    Schwang das so offenkundig mit?
    »Ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Geschenkt. Kannte es nicht.«
    »Ach.«
    »Hab nur gehört, ’s wär gut. Mir im Netz die Speisekarte angeguckt, Kritiken gelesen.«
    Davon geträumt, hier essen zu gehen.
    Gewusst, dass es beim Träumen bleiben wird.
    Perlman stellt sich vor, sie zu küssen.
    Auf eine Leiter zu steigen und es einfach zu tun. Ohne würde es schwierig. Mit einem Meter zweiundsiebzig ist er zwar nicht so klein – aber Cox misst, wie er inzwischen weiß, einen Meter neunzig.
    Wie mag es sich anfühlen, über dieses Stoppelhaar zu streichen?
    Sie wischt ihren Mund ab. »’kay. Worüber reden wir?«
    »Woher wussten sie, hinter welcher Tür er war?«
    Sie grinst.
    »Vielleicht bin ich das verdammte Marvel Girl .«
    »Marvel Girl?«
    » X-Men . Nie gelesen?«
    »Ich fürchte, der Vorzug dieser Lektüre ist mir bislang versagt geblieben. Verraten Sie’s mir, Shoshana.«
    »Da gibt’s nichts zu verraten. Ich seh die Flöhe springen. Jeden allerkleinsten Scheiß.«
    »Und diesmal?«
    »Hab den Flur gescannt und wusste, wo er war.«
    »Sie wollen mir erzählen, Sie wären ein Telekinet?«
    »Was ist das?« Cox runzelt die Stirn. »Ein Gedankenleser?«
    »Ja.«
    »Ich kann nichts sehen, was nicht da ist. Ich reagiere einfach – intuitiv? Als die Tür aufging, wusste ich’s.«
    »Die hat sich aber erst geöffnet, nachdem sie mich gewarnt hatten.«
    »Hat sich vorher bewegt. Paar Millimeter.«
    »Und das haben Sie gesehen?«
    »Der Kerl hatte die Klinke schon gedrückt. Und die Tür«, sie hält Daumen und Zeigefinger eine Winzigkeit auseinander, »so viel bewegt.«
    »Und Sie sind sicher, dass Sie keine übernatürlichen Kräfte haben?«
    »Meine natürlichen reichen mir voll und ganz.«

    Weiß Gott.
    »Wären Sie bereit, ein paar Tests zu machen?«
    »Was ’n für Tests?«
    Perlman lässt einen Moment verstreichen. Sortiert sein Besteck. Schaut ihr in die Augen.
    »Ich will offen zu Ihnen sein, Shoshana. Man kann nicht direkt sagen, dass Sie auf der schiefen Bahn wären, aber sie ist«, er hält die Hand gekippt, »schon ganz schön geschrägt.«
    »Ich halt auf jeder Bahn das Gleichgewicht.«
    »Sonst keine Visionen?«
    Sie lehnt sich zurück, verschränkt die Arme und betrachtet ihn. Deltamuskeln, Bizeps, Trizeps und Extensor-Gruppe bilden kupferbraune, schimmernde Landschaften.
    »Was genau wollen Sie eigentlich von mir?«
    Wann immer sie ihre Schnodderigkeit ablegt, spricht sie deutlich und akzentuiert. Keine Spur mehr von Slang.
    »Ich will wissen, welche Perspektiven Sie sehen.«
    »Perspektiven?«
    »Für Ihr weiteres Leben.«
    Shoshana verzieht die Lippen. Es könnte als Lächeln durchgehen, nur dass ihre Augen nicht mitlächeln. »Jetzt passen Sie mal auf, Sugar Daddy. Da wo ich lebe, gibt es vier Himmelsrichtungen. Woanders auch, aber komisch, ich seh immer nur Scheiße, egal, in welche ich gucke. Gibt’s ’ne

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