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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wert.
    HUMINT .
     
    Im Jahr, als er Burhan rekrutiert, ist Perlman selbst schon einige Zeit der Pilot in the Picture. Jetzt fügt er die Splitter zum Ganzen, legt geheime Verbindungen offen, erkennt sich abzeichnendes Unheil. Mit der Folge, dass er in Büros, Konferenzräumen und Krisenzentren herumhängt und die adrenalinfördernde Wirkung des Außeneinsatzes vermisst.
    Also nimmt er sich die Freiheit.
    Ein bisschen mitmischen, wenn es sich ergibt.
    1999 ergibt es sich, als sie den ›Marder‹ jagen. Die Puzzlesteine haben das Bild eines Doppelagenten entstehen lassen, jemand aus dem inneren Zirkel der Hamas, von dem sie bislang dachten, er leite brav Details über geplante Terroraktionen an sie weiter. Was der Marder auch tut, nur – wie sich zeigt – in Form fantasievoll ausgeschmückter Märchen, während er der Gegenseite umso brisantere Interna des Schin Bet zukommen lässt. Perlman kann sich glücklich preisen, dass nicht er es war, der den Mann angeworben hat, aber jetzt obliegt es seinem Team, ihn kaltzustellen.
    Noch haben sie nur einen Verdacht.
    Und eine Adresse.
    Wann immer der Marder zur Berichterstattung von Nablus nach Israel reist, stellt ihm der Schin Bet eine Wohnung in einem sicheren Haus zur Verfügung, wie die für Geheimdienstzwecke hergerichteten Schlupfwinkel im Jargon heißen. Der Mossad unterhält Hunderte solcher Häuser in allen Hauptstädten der Welt. Angehende Rakasim – Agentenführer – werden dort trainiert, Verhöre durchgeführt, Agenten für die Dauer ihres Einsatzes untergebracht. Ähnliche Einrichtungen betreibt der Schin Bet in Israel und den besetzten Gebieten, nach außen die normale Nachbarschaft, tatsächlich abhörsicher, mit bombenfesten Türen und Fensterglas, das Ortungsstrahlen zerstreut.
    Doch der Marder scheint sich unbemerkt einen zweiten Unterschlupf geschaffen zu haben.
    Die Spur führt mitten in den sozialen Brennpunkt Tel Avivs, alter Busbahnhof, äußerst üble Gegend. Das ganze Programm: Drogenhandel, Prostitution, schwindelerregend hohe Arbeitslosigkeit. Die Straßen durchweht eine stete Melange aus Fäulnis und Abgasen, Spritzen, Kondome und Rasierklingen zieren die Hauseingänge. Um die Ecke, in der trostlosen Salomon Street, warten Morgen für Morgen illegal eingereiste Afrikaner auf Tagelöhnerjobs, Gangs nutzen die verlassenen Haltestellen als Sammelplatz, Junkies dösen in ihrer Kotze.
    Niemand setzt einen Fuß hierher, der nicht einen wirklich triftigen Grund hat.
    Zum Beispiel, um Waffen zu horten.
    Unbemerkt an Bomben zu werkeln.
    Eine kleine, geheime Funkzentrale zu betreiben.

    Was immer der Marder in dieser Gegend treibt, zwei Agenten ziehen los, um es ihm nachhaltig zu verleiden.
    Perlman klinkt sich ein, Frontluft schnuppern. Ein Lob der Kleiderkammer, so wie sie aussehen, gehen sie locker für schwere Körperverletzung durch, aber der Marder ist nicht blöde. Als sie ihn die Rohbetonfassade des stillgelegten Verwaltungsgebäudes entlanggehen sehen, vorbei an Strichern, die sich vor der Essensausgabe drängen, muss ihm jemand gesteckt haben, dass Ärger blüht.
    Er dreht sich um, heftet die Augen auf sie.
    Weiß Bescheid.
    Und nimmt die Beine in die Hand.
    Perlman flucht, sie sind außer Zugriffsweite. Das Überraschungsmoment ist dahin, jetzt müssen sie ihn hetzen. Und der Marder gibt Vollgas. Flitzt zwischen graffitibeschmierten Mauerresten hindurch hinter eine Phalanx leerer Wartehäuschen, gerät außer Sicht, wieder zu sehen, außer Sicht, zu sehen, hastet in eine Durchfahrt.
    Sie folgen ihm.
    Kühle, dunkel, Uringestank.
    Das Hallen ihrer Schritte.
    Als sie keuchend ins Sonnenlicht rennen, ist der Kerl wie vom Erdboden verschluckt. Sie teilen sich auf, zwei nach Süden, Perlman in nördliche Richtung. Geht zügig, schaut sich nach allen Seiten um. Verbeulte Autos vor blätternden Fassaden, dicht an dicht geparkt, trostlose Cafés, Lebensmittelstände unter verblichenen Markisen, Bordelle, Nutten, dahineilende Schwarze, Araber und Filipinos. In der Mittagshitze dünstet der Fahrbahnteer narkotisierende Gase aus, kostenloser Trip für alle, Glücksspiel zwischen überquellenden Müllcontainern, Technobeats bringen die Luft zum Schwingen. Eine Stichstraße führt zu einem Wohnblock, davor eine Clique martialisch aufgebrezelter Mädchen, die sich auf Skateboards vergnügen.
    Unmittelbar vor Perlman stoppt ein Lieferwagen, nimmt ihm die Sicht, fährt wieder an –
    Der Marder steht auf der anderen Straßenseite.
    Starrt zu ihm rüber,

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