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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Autisten ist euch nicht gedient. Der Schin Bet versteht sich als verschworene Gemeinschaft, man hackt sich ’n Arm ab für den anderen. Nie und unter keinen Umständen wird jemand im Stich gelassen. Hab ich was vergessen?«

    »Wer nur sein Image aufpolieren will –«
    »Mein Selbstwertgefühl hat einen Knacks.« Sie schaut ihn an. »Das wissen Sie vermutlich schon.«
    »Ja.«
    » Ihr Risiko, Ric.«
    »Falls wir Ihnen eine Chance geben –«
    »Bieten Sie mir was, damit ich Ihnen eine Chance gebe.«
    Perlman blinzelt in die Sonne.
    Das strahlend weiße Rund der Architektur, der tiefblaue Himmel. Mütter auf Bänken, die ihre Kinder im Auge behalten. Ein Taxi vor dem Hotel Cinema, dem lachende, Koffer schleppende Gäste entsteigen, Vögel, Verkehrslärm. Die allgegenwärtige Bedrohung.
    Schwer vorstellbar an einem Tag wie heute.
    »Was wünschen Sie sich am meisten?«
    Sie zögert nicht. »Eine Familie.«
    »Sie haben doch eine Familie.«
    »Biologische Erzeuger sind keine Familie, Ric. Würden sie meine Sippe besser kennen, könnten Sie meinen Hang zu Spinnen und Insekten verstehen.«
    »Was noch?«
    »Ich will eine echte Chance.«
    »Wer sagt, dass Sie keine echte Chance bekommen?«
    »Schauen Sie mich an. Sehe ich normal aus? Nein, ich sehe aus wie das Ergebnis eines Experiments. Ich will kein Experiment sein.« Ihre blauen Augen ruhen auf ihm. »Auch nicht Ihres.«
    »Stimmt. Sie sehen aus wie das Ergebnis eines Experiments.« Er lächelt. »Eines gelungenen, wenn ich das sagen darf.«
    Cox senkt den Blick.
    Oha! Schüchterner als gedacht.
    »Aber darum geht es nicht«, fügt er hinzu. »Bei aller Bewunderung für Ihre Körperkraft, gegen eine gut gezielte Kugel ist sie wertlos. Ich will, was in Ihrem Kopf ist, Shoshana. Überzeugen Sie mich, dass Sie damit umgehen können. Dann bekommen Sie Ihre Familie. Ich gebe Ihnen mein Wort drauf. Dann haben Sie eine Familie.«
     
    In den folgenden Wochen schneidern sie ihr ein Lehrprogramm auf den Leib. Zum Standardprozedere gesellt sich Allgemeinbildung, Ethik, kleine Benimmschule. Im Crashverfahren holen sie nach, was Cox’ soziales Umfeld ihr versagt hat, in der Hoffnung, dass sie so schnell lernt, wie der Psychologe behauptet hat.

    Perlman erlebt eine Überraschung.
    Nicht nur, dass sie den Lehrstoff aufsaugt wie ein Schwamm, sie legt zudem eine erstaunliche Begabung an den Tag.
    Cox übt nicht. Jedenfalls nicht in herkömmlicher Weise.
    Sie programmiert sich darauf, Dinge zu können.
    Richtig klar wird ihm das auf dem Schießstand (ein Segen, dass sie’s bei uns lernt, denkt er). Vor ihrer ersten Ausbildungsstunde hat sie nie eine Waffe in der Hand gehalten, allerdings schon einen Riesenstapel Bücher über Waffenkunde gelesen und sich Dutzende Übungsvideos reingezogen.
    Sie bittet darum, die .22 Beretta halten zu dürfen.
    Einfach nur halten.
    Wiegt sie in den Fingern.
    Dreht und wendet sie, nimmt sie blitzschnell auseinander, setzt sie zusammen. Lädt das Magazin, als hätte sie nie etwas anderes getan, zieht Kopfhörer und Schutzbrille auf, visiert die Pappkameraden mit den aufgemalten Zielscheiben an und – nun, ja –
    Erledigt sie.
    Nicht jeder Schuss sitzt auf der Zwölf, aber klar ist, keiner der Pappfritzen, wären sie echt gewesen, würde je wieder aufstehen.
    Natürlich kritteln sie trotzdem an ihr rum, schon damit sie nicht abhebt und entschwebt, dennoch ist es verblüffend. Wie es aussieht, kontrolliert Cox Reflexe und Motorik über ihren Intellekt. Sie übt im Kopf und beherrscht die Praxis dann meist schon beim ersten Versuch. Gäbe man ihr Bücher übers Segeln, Schlittschuhlaufen, Geigespielen, sie würde sie lesen –
    Wieder lesen –
    Und es können. Nicht perfekt vielleicht, aber den Grundkurs könnte man sich schon mal sparen.
    Lernten Kinder auf diese Weise Blockflöte, denkt Perlman, es würde nicht länger an Folter grenzen, ihnen zuzuhören, sondern alle Beteiligten in Genuss baden.
     
    Vier Wochen später erhält er die nächste Demonstration ihrer Begabung. Vorausgegangen ist eine Unterhaltung nach einem ermüdenden Tag im Übungsgelände. Simulierte Geiselnahme. Perlman holt sie ab. Selten hat er sie schwitzen sehen, heute steht ihr das Wasser geschlossen auf der Stirn. Die Ausbilder haben es tatsächlich geschafft, sie bis an die Grenzen ihrer Kraft zu bringen, mehr noch:
    Erstmals hat sich ihre Kraft als Problem erwiesen.

    »Übertrainiert«, mault sie. »Ich soll Muskeln abbauen.«
    »Na ja.« Er zuckt die Achseln. »Die

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