Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Hälfte reicht doch immer noch, um Marvel Girl zu spielen.«
    » Marvel Girl hat keine Muskeln«, belehrt sie ihn.
    »Wie dumm von mir. Wer hat denn Muskeln im Universum der Superhelden?«
    »Wonder Woman.«
    Marvel Girl. Wonder Woman. Einen prägenden Teil der Jugend hat er offenbar im Schnellzug durchfahren.
    »Lust auf ein Bier?«, fragt er.
    Es ist Spätherbst, noch kann man abends draußen sitzen. Bislang hat Perlman seine privaten Kontakte zu Cox auf ein Minimum beschränkt, er will keine Gerüchte befeuern, aber ein Bier –
    »Wenn’s auch ’ne Coke sein darf.«
    Richtig. Sie trinkt ja keinen Alkohol. Die Gewohnheiten ihres Erzeugers haben sie hinreichend abgeschreckt.
    Zwanzig Minuten später sitzen sie auf der Ben Jehuda Street.
    »Dachte schon, Sie lassen sich gar nicht mehr blicken.«
    Er lächelt. »Sie werden noch genug mit mir zu tun bekommen.«
    »’kay.«
    »Und mich auf den Mond wünschen.«
    »Was heißt wünschen? Ich schieß Sie höchstpersönlich rauf.«
    Eine Weile schauen sie den Fußgängern zu.
    »Sagen Sie mal –« Cox zögert. Fährt mit dem Finger über ihr Glas, malt Muster ins Kondensat. »Mögen Sie sich eigentlich?«
    Perlman ist perplex. Öffnet den Mund, schließt ihn. Mag er sich? Darüber muss er nachdenken. Über den Sinn der Frage, mehr aber noch über die Antwort, die sich ihm allzu schnell aufgedrängt hat.
    Eigentlich, grundsätzlich, irgendwie –
    Aber warum diese Einschränkungen?
    Er bewegt die Frage weiter in seinem Kopf, dann sagt er: »Als Teenager mochte ich mich überhaupt nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Zu klein. Zu schmächtig.«
    »Rührend.« Sie seufzt. »Ich war schon mit zwölf ’n Freak.«
    »Wegen Ihrer Größe?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Sie reißt in gespieltem Erstaunen die Augen auf. »Die sieben Zwerge haben mich nur darum nicht genommen, weil kein achter im Drehbuch stand.«
    »Was ist so schlimm daran, groß zu sein?«

    »Fragen Sie mal Ihre Geschlechtsgenossen.«
    »Nun ja. Sie sind aber auch recht eindrucksvoll gebaut.«
    »Soll ich dürr rumlaufen, bei der Größe?« Cox starrt ihn an. »Wissen Sie, wie ich vor dem Training aussah? Leute haben schon versucht, ’ne Fahne an mir hochzuziehen.«
    Er kann sich dieses lange, dünne Mädchen vorstellen.
    Kein einfaches Los.
    Und plötzlich hat er eine Idee.
    »Wissen Sie was? Nächste Woche richtet das Verteidigungsministerium eine Gala aus. So ein Wohltätigkeitsvehikel, aber sicher ganz amüsant. Ich muss hin, und Sie kommen mit.«
    »Hä?«
    »Als meine Begleitung.«
    »Zu einer Gala?«
    »Genau.«
    Cox rutscht unruhig auf der Stuhlkante hin und her. »Ich weiß aber nicht, wie man zu einer Gala geht.«
    »Rechtes Bein, linkes Bein.«
    »Nein, ich – haben Sie denn keinen, der mit Ihnen geht?«
    »Doch. Sie.«
    »Gibt’s keine Frau Perlman?«
    »Es gab eine.«
    »Oh. Scheiße, Fettnapf.« Sie schaut betreten drein. »Tut mir leid. Was Tragisches?«
    »Tragisch?« Er überlegt. »Ich war ihr zu langweilig.«
    »Sonst nichts?«
    »Sonst nichts.«
    Cox durchdenkt die Sache.
    »Und? Hatte sie recht?«
    »Tja.« Er trinkt einen Schluck. »Die aufregenden Sachen durfte ich ihr nicht erzählen, und alles andere – doch, ich fürchte schon. Von ihrer Warte aus betrachtet hatte sie wahrscheinlich recht.«
    »Tut mir trotzdem leid. Vermissen Sie Ihre Frau?«
    Vermisst er sie? Eindeutig vermisst er etwas, aber was?
    »Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein.«
    »Schön, das mal aus Ihrem Mund zu hören.«
    »Oh, ich weiß eine Menge nicht.« Er lässt die Hand gut gelaunt auf die Tischplatte klatschen. »Jetzt aber wenigstens, wer meine Begleiterin sein wird.«
    Ihr Gesichtsausdruck spricht Bände.

    »Kopf hoch, Shoshana. Betrachten Sie’s als Teil Ihrer Ausbildung.«
    »Ich hab nicht die mindeste Ahnung, was man auf so einer Scheißga – so einem Empfang trägt.«
    »Wie wär’s mit einem Abendkleid?«
    »Einem was?«
    »A – bend – kleid.«
    »Ich zieh kein Abendkleid an.«
    »Es ist eine Gala. Keine Raver-Party.«
    »Ich zieh aber kein verficktes Abendkleid an«, protestiert sie.
    »So lautet die Direktive.«
    »Allein, in so was reinzukommen«, sagt sie gequält. »Im Fernsehen brauchen sie dafür jedes Mal einen Trottel, der einem den Reißverschluss zumacht.«
    »Bitten Sie Ihre Freundin.«
    »Ach, Fuck !«
    »Und gewöhnen Sie sich die Anglizismen ab. Wenn es sie drängt zu fluchen, sagen Sie Lech tizdayen .«
    Hebräisch. Gleiche Bedeutung.
    »Fu –« Cox knetet ihre Hände.

Weitere Kostenlose Bücher